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Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)

Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)

Titel: Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
Autoren: Paula Marshall
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erinnern Sie sich noch, Sir? Bei Ihrem letzten Besuch waren Sie ja noch ein junger Spund und ich war auch noch flinker auf den Beinen. Ich bringe den Tee sofort.” Und während er davoneilte, murmelte er unentwegt: “Mrs Hammond wird sich freuen.”
    Nachdem Twells gegangen war, bereute Jesmond fast seinen übereilten Entschluss, einen Spaziergang zu machen. Er trug nämlich immer noch seine Stadtkleidung – modisch enge Pantalons, eleganter Gehrock mit passender Weste und hochgeschlungenem Krawattentuch, das er eigenhändig gebunden hatte. Sein Kammerdiener hatte ihn nämlich verlassen, um die Gastwirtschaft seines Vaters in Devon zu übernehmen, und Jesmond fragte sich manchmal, ob er nicht deshalb so plötzlich London und seine alten Gewohnheiten aufgegeben hatte. Auf dem Land konnte er sich lässiger kleiden als in der Stadt, wo ein Mann nach seinem Äußeren beurteilt wurde.
    Da saß Jesmond Fitzroy nun, an einem milden Mainachmittag, trank Tee, aß Törtchen mit Konfitüre, und staunte, dass Mrs Hammonds sich an die Vorliebe seiner Kindheit erinnerte. In London hätte er um diese Zeit an seinem Schreibtisch gesessen oder wäre dabei gewesen, einen delikaten – oder weniger delikaten – Auftrag für Ben Wolfe zu erledigen. Es war für Jesmond ungewohnt, dass ihm der Tag ganz allein gehörte, und er wusste nicht so recht, was er mit dieser neuen Freiheit anfangen sollte.
    Er stand auf, ging langsam über die Terrasse, schlenderte die Treppe und die Böschung hinunter, an den vernachlässigten Blumenbeeten vorbei. Schließlich erreichte er ein schief in den Angeln hängendes Holztor, durch das man, wie er sich erinnerte, zum Kricketplatz kam. Helle Kinderstimmen und ein Ruf “Gut gefangen!” machten ihn neugierig.
    Im Stillen musste Jesmond lachen. Vermutlich spielten Kinder aus dem Dorf auf der Wiese, wo in seiner eigenen Kindheit ein betagter Esel gegrast hatte. Es galt nur noch ein kleines Gehölz zu durchschreiten, bis er den Platz erreichte, wo die Eindringlinge sich vergnügten.
    Trotz des fröhlichen Geschreis waren es nur drei, wie er feststellte. Ein etwa zehnjähriger Junge und ein gleichaltriges Mädchen – der Kleidung nach Pächterskinder – und ein ähnlich gekleideter Jüngling mit kastanienbraunem Haar. Sie spielten mit einem groben Kricketschläger und nur einem Tor. Die drei waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie Jesmond zunächst gar nicht bemerkten, bis das Mädchen, das gerade im Ballbesitz war, von dem Jungen geschlagen wurde.
    Jesmond klatschte anerkennend in die Hände. “Guter Schlag. Darf ich mitspielen?”
    Die drei sahen sich erstaunt um. “Sie müssen der neue Besitzer von Jesmond House sein”, sagte der Jüngling. “Entschuldigen Sie, dass wir hier spielen, aber es ist der einzige Rasenplatz in der Nähe. Vermutlich möchten Sie, dass wir gehen.”
    Ein hübscher Junge – wie Fitzroy feststellte – mit einem kecken Gesicht und einer klaren angenehmen Stimme, der trotz seiner derben Kleidung sauber und ordentlich aussah.
    “Ach, Georgie!”, rief der kleine Junge vorwurfsvoll. “Er hat doch gesagt, er will mitspielen. Gib ihm deinen Schläger, Annie. Oder wollen Sie lieber fangen, Sir?”
    Aha, noch so ein wohlerzogener Bauernlümmel, dachte Jesmond. “Ich war nie ein guter Fänger, bin aber kein schlechter Schlagmann.”
    Annie reichte ihm ihr Schlagholz. “Beurteilen Sie Georgies Fänge nicht nach dem, was ich bekommen habe.” Gus, der ihr mit einer Geste bedeutete, den Mund zu halten, hielt sie davon ab, mehr zu verraten.
    Vor diesem Georgie muss ich mich also in Acht nehmen, dachte Jesmond und fand, dass er selbst, in seiner engen Hose und der modisch steifen Krawatte, die ihm kaum erlaubte, den Kopf zu drehen, für ein zünftiges Spiel nicht angemessen gekleidet war. Andererseits war Georgie schmächtig – obwohl manchmal die Schmächtigen die erfolgreichsten und geschicktesten Ballmänner waren. Jesmond befreite sich von seiner Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf, bevor er Habachtstellung einnahm.
    Der Anlauf des Jungen war kurz, der Ball, gekonnt geworfen, sauste auf Jesmond zu, der ihn hoch, wegen der jugendlichen Mitspieler, aber nicht zu kräftig, schlug. Gus schrie vor Begeisterung, Annie verfolgte, den Finger im Mund, staunend die Flugbahn des Balles, gleichzeitig rannte Georgie los, verpasste jedoch um Zentimeter die Aufschlagstelle. Der Ball rollte ins Gebüsch. Mit offener Jacke und fliegenden Rockschößen spurtete der Halbwüchsige
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