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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
Autoren: Sherman Lee
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Fallensteller und knallte ein silbernes Dollarstück auf die Theke. "Heute noch, wenn's geht!"
    Art Ratcliff schlich wie ein Wolf um den Pokertisch. Er lächelte sein schönstes Raubtierlächeln, fragte höflich, ob er mitmachen dürfe und sank in einen der freien Stühle. Bald war er in seinem Element.
    Schritte polterten heran. Sporen klingelten am Eingang.
    Die Desperados, die sich mit Whisky aufwärmten, aßen, oder Poker spielten, beachteten den Mann nicht, der eintrat. Er trug einen langen Staubmantel und hatte den grauen Stetson tief ins Gesicht gezogen. Der hochgeklappte Kragen verbarg sein blondes Haar. Er bat um ein ganz bestimmtes Zimmer, das neben Nummer 10. Als die Wirtin ihn verwundert ansah, sagte er, "Wegen der ruhigen Lage nach hinten raus." Dort stand auch sein Pferd, was niemanden interessieren mußte.
    Sie nickte verständnislos und gab ihm den Schlüssel zu Nummer 11.
    Der Fremde brachte eigenartigerweise keine Satteltaschen oder Ausrüstung mit sich. Er wollte scheinbar nicht lange bleiben. "Nur ein paar Stunden", ließ er die Wirtin wissen. Sie sah weder die Winchester, noch die beiden tiefsitzenden Colts unter den Falten seines nassen Mantels.
    Draußen blitzte es. Der Wind heulte. Er fegte Papier und große Kugeln aus Präriegestrüpp durch die leeren Straßen. Die Pferde an der Stange vor dem Red Falcon wieherten nervös. Drinnen haute ein Pianist in die Tasten des verstimmtes Klaviers.
    Bloody Arrow war auf dem Weg nach draußen. Er rempelte den Fremden an, schenkte ihm jedoch nicht weiter Beachtung. Der Comanche folgte einem schmächtigen Cowboy, der schon mächtig schwankte. Der Viehtreiber trug viel zu große Stiefel, an denen gewaltige Sporenräder glänzten. Er stolperte den Boardwalk entlang.
    Big Sam stieg langsam die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Im Gehen zählte er die Männer der Bande ab. Bis auf den Comanchen saßen alle irgendwo unten herum. Nur die beiden Frauen und Sammy blieben unsichtbar.
    Sein Herz tobte wie ein Tier im Rippenkäfig als er den Schlüssel zu Nummer 11 im Schloß drehte. Er schloß die Tür hinter sich und stand im Dunkeln. Durch das Fenster sah er, wie eine gigantische Windhose auf Pine Grove zuraste. Das paßte ihm gar nicht schlecht.
    Seine Stunde war gekommen.
    Big Sam preßte das Ohr gegen die Wand zu Nummer 10 und hörte die helle Kinderstimme seines Sohnes plappern – zum ersten Mal seit Wochen. Eine Träne stahl sich aus seinem Auge. Er biß sich auf die Unterlippe.
    Big Sam zog seinen Mantel aus. Er drückte den Ladehebel der Winchester nach unten und setzte sich aufs Bett. Als er sich gefaßt hatte, spitzte er die Lippen. Dreimal versagte ihm die Stimme. Dann endlich pfiff er Sammys Lied, die Melodie, die er zuhause am Ende seiner Gute Nacht-Geschichten immer pfiff, nachdem der Held gesiegt hatte.
    Die Kinderstimme im Nachbarzimmer verstummte jäh.
    Big Sam pfiff weiter.
    Nebenan blickte Isabella Gutierrez verwundert auf das Kind, dessen Augen plötzlich zu leuchten begannen.
    Sammy hatte ihr von seinem Vater erzählt. Alle nannten ihn Big Sam, weil er so groß und stark war. Daddy war so stark, daß er mit bloßen Händen einen eisernen Schürhaken zu einem O formen konnte. Mama aber sagte, man brauche keine O-förmigen Schürhaken. Da bog Daddy den Haken wieder gerade – fast gerade. Da war Mama sauer, weil sie nun einen krummen Schürhaken hatte. Zeig dem Kind nicht solchen Quatsch hatte sie geschimpft...
    Und plötzlich pfiff jemand im Nebenzimmer!
    "Gefällt die die Melodie?" fragte sie.
    Sammy nickte andächtig. Er lauschte.
    Isabella Gutierrez schüttelte den Kopf. "Sollen wir den netten Mann von gegenüber einladen, damit er mit uns singt?"
    Sammys Augen weiteten sich. Er nickte lebhaft.
    "Das würde Mr Ratcliff aber gar nicht gefallen", sagte Isabella Gutierrez. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    Sammy lauschte wieder. Seine Finger umklammerten die Armlehnen des Stuhls auf dem er saß.
    Da unterbrach der Pfeifer seine Melodie.
    Eine Bewegung draußen war Big Sam ins Auge gefallen. Ein genauer Blick aus dem Fenster zeigte, wie die Schemen zweier Männer im nächtlichen Hof miteinander rangen. Sein bepackter Falbe stand angeleint daneben und wieherte nervös.
    Wollte ihm jemand den Falben rauben?
    Big Sam hörte das Klatschen einer Bullenpeitsche. Ein dritter Mann war draußen hinzugekommen. Sam erkannte Nogales am Sombrero. Die kämpfenden Schemen lösten sich voneinander. Sam erkannte den Comanchen. Sein Gegner faßte sich an
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