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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft
Autoren: O Kalemi
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ich ihn an.
    »Sie muss sich waschen«, meinte der Blonde, nahm mich am Arm und zog mich aus dem Zelt.
    Ich stand auf und stolperte aufs Meer zu, wo ich mich mit ein wenig Wasser bespritzte. Das Wasser fühlte sich kalt an, und meine Nase und mein Mund brannten, als das salzige Wasser in meine Risswunden stach. In mir drin fühlte ich nichts.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, hörte ich eine Stimme fragen.
    Ich drehte mich um und sah ein Polizeiauto, das am Strand parkte, und einen Polizisten, der neben dem Zelt stand. Ein zweiter Polizist saß im Wagen.
    Plötzlich ging ein Licht in mir an. Ich war in Sicherheit. Sie konnten mir helfen.
    Aber dann bekam ich Angst. Keiner durfte je herausfinden, was passiert war. Mein Vater würde es nie erfahren. Wenn doch, würde die Schande ewig an mir hängen. Ich fing an zu zittern, als mir das Meerwasser über die Füße lief, und ich zog mein nasses T-Shirt herunter. Ich trug keine Unterwäsche. Für was für eine Sorte Mädchen würden sie mich halten?
    »Alles in Ordnung«, antwortete ich dem Polizisten.
    Er sah mich an.
    »Sie ist meine Kusine«, sagte der Blonde.
    »Stimmt das?«, fragte der Polizist.
    »Ja«, antwortete ich.
    Einen Moment lang starrte der Polizist mich an. »Na ja, deine Sachen solltest du trotzdem zusammensuchen. Ich will, dass du mitkommst.«
    Ich fuhr mir mit der Hand über den Mund, um mir das Blut wegzuwischen, dann stand ich auf und folgte dem Mann. Ohne ein weiteres Wort setzte ich mich auf den Beifahrersitz, und der Polizist verfrachtete die beiden Männer auf den Rücksitz. Sie schwiegen, genau wie ich. Ich würde es keinem erzählen, beschloss ich, als das Auto abfuhr. Ich würde lügen, wenn es sein musste. Wenn Papa herausfand, dass ich keine Jungfrau mehr war, würde er mich entweder umbringen oder alle würden mich für eine Hure halten – wie auch immer, mein Leben wäre vorbei.
    Ich hatte Angst, als wir aufs Polizeirevier kamen. Ich wusste, was für Menschen die Polizisten waren – sie konnten tun und lassen, was sie wollten –, also sagte ich nichts, obwohlmich ein freundlicher Mann wieder und wieder fragte, was passiert sei.
    »Und wo sind denn nun deine Freundinnen?«, fragte er.
    »Weiß ich nicht.«
    »Und deine Kleider?«
    »Habe ich verloren.«
    »Was hast du mit dem Mann gemacht, bei dem wir dich gefunden haben?«
    »Bloß geredet.«
    Schweigen, während der Polizist über meine Antwort nachdachte. Dann fragte er: »Haben diese Männer irgendwas mit dir gemacht?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher, Oxana?«
    »Ja.«
    Dann kam eine Ärztin und brachte mich in einen anderen Raum. Ich weinte wieder, als sie mich bat, mich auf einen Untersuchungsstuhl mit Fußstützen zu setzen. Und dann besah sie sich jeden Teil meines Körpers, auch die Teile, die bis zu diesem Tag noch keiner zu Gesicht bekommen hatte. Die Frau schwieg, während sie mich untersuchte, dann drehte sie sich weg, um Notizen zu machen. Später verließ sie den Raum, kam dann mit einem weißen Kittel zurück, und ich wurde in den Raum zurückgeführt, in dem der Beamte saß, der mich befragt hatte.
    »Wieso hast du mich angelogen?«, fragte er sanft. »Du bist vergewaltigt worden, ja? Die Frau Doktor sagt, die sind wirklich übel mit dir umgesprungen. Du musst ziemliche Schmerzen gehabt haben. Wieso willst du nicht darüber reden?«
    Ich starrte auf die Tischplatte. Würde mein Körper von jetzt an meine Geschichte allen erzählen, die gründlich genug hinsahen? Mir war übel. Würde es später einmal mein Ehemann wissen?
    »Ich habe Angst«, schluchzte ich. »Mein Vater darf nicht erfahren, was mir passiert ist.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Der wird mich umbringen. Bitte, bitte, sagen Sie meinen Eltern nichts. Ich tue auch, was Sie wollen, aber bitte sagen Sie ihnen nichts.«
    »Na schön, das werde ich nicht«, meinte er.
    Daraufhin erzählte ich ihm alles. Er hielt sein Versprechen und rief meine Eltern nicht an. Stattdessen telefonierten wir mit Yula, meiner Kusine zweiten Grades, die mich abholen und nach Hause bringen sollte. Mit ihrem Mann und den zwei Kindern wohnte sie nicht weit weg von uns, und ich besuchte sie oft. Ich vertraute ihr, ich wusste, sie würde mir helfen. Der Polizist sagte ihr, dass man mich allein am Strand gefunden habe und dass ich Kleider brauchte.
    Yula kam und brachte etwas zum Anziehen für mich mit, und nach einem Gespräch mit dem Polizisten fuhr sie mich in ihrem Auto nach Hause. Wir waren gerade mal eine Viertelstunde unterwegs, als sie
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