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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft
Autoren: O Kalemi
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Oxana«, sagte Natascha forsch-fröhlich. »Wir haben noch jede Menge Zeit.«
    Sie schien sich überhaupt keine Gedanken zu machen, als sie anfing, mit dem älteren Jungen zu reden und zu lachen. Mir gefiel das nicht – sie schien so frei und offen ihm gegenüber, das war nicht das Benehmen, zu dem man mich erzogen hatte.
    »Habt ihr nicht Lust, mitzukommen und meine Freunde kennenzulernen?«, fragte er, als wir unsere Pasteten gekauft hatten.
    »Klar«, antwortete Natascha und ging schon mit unserem neuen Freund mit.
    »Aber wir müssen doch nach Hause«, warf ich ein und sah Sweta an.
    »Jetzt doch noch nicht«, meinte sie, drehte sich um und ging Natascha und dem Jungen hinterher. »Wir können auch noch den nächsten Zug nehmen. Sei doch nicht so ein Angsthase, Oxana.«
    Ich blieb stehen. Was sollte ich tun? Ich konnte allein zum Bahnhof gehen oder ausnahmsweise mal das tun, was meine Freundinnen wollten. Allein mochte ich nicht bleiben. Ich schloss mich den anderen an, und der Junge führte uns an den Geschäften vorbei zum Rand eines kleinen Wäldchens.
    »Meine Freunde sind da drin«, sagte er und deutete auf die Bäume.
    Zweige knackten unter unseren Füßen, als wir in die plötzliche Dunkelheit traten. Ein kleines Stück vor uns sah ich eine Gruppe von etwa sieben Jungs. Sie schienen zwischen sechzehn und achtzehn zu sein und saßen auf Decken, um sich herum Essen und Flaschen mit selbstgemachtem Wein, und rauchten. Wir gingen hin und setzten uns zu ihnen. Natascha nahm die angebotene Flasche sofort, aber ich wurde immer nervöser. Wir würden viel zu spät nach Hause kommen.
    Dann hörte ich, wie sich zwei der Jungs hinter mir etwas zuflüsterten.
    »Wie machen wir es denn am besten?«, fragte einer leise.
    Ich hörte aufmerksam hin und schnappte noch ein paar Worte auf.
    Angst stieg in mir auf. Irgendwas stimmte hier nicht.
    »Los, komm, lass uns gehen«, flüsterte ich Sweta zu. Ich drehte mich zu dem Jungen neben mir um, lächelte ihn an und sagte: »Wir müssen mal auf die Toilette.«
    »Dahinten.« Er deutete auf ein paar Sträucher. Sweta und ich standen auf und gingen lässig weg.
    »Wir müssen unbedingt weg von hier«, sagte ich leise zu ihr.
    »Was soll das heißen?«, fragte sie.
    »Vertrau mir einfach. Irgendwas stimmt hier nicht. Ich zähle runter von fünf auf null, dann laufen wir los.«
    »Na schön«, sagte Sweta, und mein Herz raste, als ich anfing, rückwärts zu zählen.
    »Fünf, vier, drei, zwei, EINS!«, rief ich und lief den dunklen Waldweg entlang. Ich konnte Sweta nicht hinter mir hören, sie musste wohl in eine andere Richtung gelaufen sein, aber ich wollte nicht stehen bleiben. Ich musste weiterlaufen. Nur darauf kam es an.
    Plötzlich spürte ich Hände auf meinem Rücken, ich wurde zu Boden gestoßen und dann grob umgedreht. Ein Junge von etwa siebzehn Jahren mit lockigem blondem Haar, blauen Augen und dicken Lippen sah auf mich herunter.
    »Hör gut zu«, fuhr er mich an. »Das läuft jetzt folgendermaßen. Entweder ficken dich alle Jungs, oder du machst es freiwillig mit mir.«
    »Im Leben nicht!«, schrie ich. »Auf keinen Fall!«
    »Na gut«, sagte der Junge und machte Anstalten, aufzustehen. »Ich rufe die anderen.«
    Ich spürte, dass er nervös war und nicht genau wusste, was er tun sollte. »Nein, bitte nicht«, bat ich. »Ruf sie nicht. Ich will ja mitgehen.«
    »Einverstanden«, sagte er und zog mich hoch. »Dann komm.«
    Ich hatte große Angst, als der Junge mich beim Arm nahm und wir uns auf den Weg durch den Wald machten. Was hatte er vor? Wieso ließ er mich nicht los?
    »Bitte tu mir nicht weh«, schluchzte ich. »Meine Eltern warten, ich sollte schon längst zu Hause sein.«
    »Wenn du brav bist, gebe ich dich sonst keinem, aber wenn nicht, dann habe ich viele Freunde.«
    Mein Herz raste. Ich wusste kaum etwas von dem, was zwischen Männern und Frauen vorging, aber ich wusste, ich wollte nicht, dass dieser Junge mich anfasste. Doch es gab keine Möglichkeit zu entkommen. Während ich suchend auf dem Boden nach etwas Ausschau hielt, das ich als Waffe benutzen konnte – einen Ast, einen Stein –, hielt er mich fest umklammert.
    »Bitte tu mir nicht weh, nur heute nicht«, flehte ich, als wir zu einem verlassenen Haus kamen und er mich in einen alten Schuppen zerrte. »Kannst du mich nicht wenigstens für heute in Ruhe lassen?«
    Je länger er mich in Ruhe ließ, umso besser. Wieder und wieder hatte man mir gesagt, ich müsse Jungfrau bleiben, wenn ich eine
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