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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft
Autoren: O Kalemi
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wirklich sicher sein.« Er kam zu mir herüber und setzte sich neben mich aufs Bett, und dann streichelte er meinen Arm.
    »Ich bin mir wirklich sicher.« Und das stimmte auch. Ich hatte beschlossen, dass ich mich Sergej hingeben und ihm ganz gehören würde. Ich hatte den Mann gefunden, den ich heiraten und mit dem ich Kinder haben wollte. Wieso also warten? Außerdem, wenn ich nicht mit ihm schlief, bestand ja immer noch die schreckliche Möglichkeit, dass er mich wegeneiner anderen verließ, die dazu bereit war, obwohl er mir versichert hatte, wie sehr er mich liebte. Meine große Angst war, er könnte beim ersten Sex merken, dass ich keine Jungfrau mehr war, und dann würde er sich womöglich voller Abscheu von mir abwenden.
    Er legte mich aufs Bett. »Du bist so schön«, flüsterte er, und dann küsste er mich. Nur Augenblicke später fühlte ich, wie er anfing zu stoßen, und dann bewegte er sich in mir. Es war ganz anders als mein Erlebnis mit diesen Männern am Strand – das hier war sanft und zärtlich und tat nicht weh, obwohl ich leise wimmerte, als er in mich eindrang.
    »Keine Angst«, besänftigte er mich. »Es tut nur beim ersten Mal weh, ehrlich.«
    Es war ganz schnell vorbei, und dann lag er schläfrig neben mir.
    »Liebst du mich immer noch?«, fragte ich ihn. Er hatte nicht gemerkt, dass ich keine Jungfrau mehr war, aber ich hatte Angst, er könnte, nachdem er mich nun gehabt hatte, das Interesse an mir verlieren.
    »Natürlich. Da brauchst du keine Angst zu haben. Habe ich nicht gesagt, dass du mein Mädchen bist?« Und dann schlief er ein.
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte ich und musterte sein Gesicht. Ich wusste, dass ich mich nie mehr von ihm trennen wollte. Drei Monate später zogen wir zusammen, in ein gemietetes Zimmer in einem Wohnblock.
    Meiner Mutter sagte ich nicht, wohin ich ging – es hätte sie ohnehin nicht interessiert.
     
    Sergej und ich waren in unserem kleinen Zimmerchen sehr glücklich miteinander, obwohl ich die Einzige war, die durch den Job im Café Geld nach Hause brachte. Sergej war auf Arbeitssuche, hatte aber bisher nichts gefunden. Er verbrachteviel Zeit mit seinen Freunden und war oft in der Stadt unterwegs, und abends waren wir zusammen.
    Ende 1991 stellte ich dann fest, dass ich schwanger war.
    »Na ja, ich nehme an, dann machen wir wohl lieber das Beste draus«, sagte Sergej unsicher, als ich ihm die Neuigkeit erzählte. »Hast du denn nicht aufgepasst?«
    Ich sah ihn nur an. Ich war erst fünfzehn und hatte im Grunde keine Ahnung von diesen Dingen. Es gab keinen Sex im Fernsehen, keine halbnackten Frauen in der Werbung und keinen Aufklärungsunterricht in der Schule. Natürlich hatte ich ältere Mädchen reden hören, hatte aber nichts von all dem verstanden; ich hatte mich darauf verlassen, dass Sergej wusste, was zu tun war. Er war so viel älter als ich.
    »Meinst du ...«, ich wusste kaum, wie ich es herausbringen sollte, das war nun wirklich nicht das, wovon ich geträumt hatte, »... meinst du, wir sollten heiraten?«
    Wenn ich unverheiratet bliebe, wäre ich als Flittchen gebrandmarkt, und unser Kind hätte ein erbärmliches Leben, würde in der Schule gepiesackt und bis ans Ende aller Tage verachtet werden. Das konnte nur ein Ring an meinem Finger verhindern.
    »Ja, ich meine, das sollten wir wohl«, sagte Sergej mit einem Lächeln, obwohl er nicht so glücklich wirkte, wie ich das von ihm angesichts unserer baldigen Hochzeit erwartet hätte. »Und jetzt werde ich mir endgültig eine Arbeit suchen müssen – wie soll ich sonst Frau und Kind ernähren?« Er lächelte und küsste mich, und ich gab mir Mühe, das positiv zu sehen. Er musste sich doch freuen, oder? Hatten wir das denn nicht von Anfang an vorgehabt?
    Während wir unsere Hochzeit planten, was einige Zeit in Anspruch nahm, wölbte sich allmählich mein Bauch, und es war offensichtlich, dass ich nicht mehr im Café arbeiten konnte. Ich musste irgendwohin, wo ich in Sicherheit war, woich, bis ich verheiratet war, den Blicken und dem Flüstern aus dem Weg gehen konnte.
    »Hier hast du nichts zu suchen!«, schrie meine Mutter, als ich bei ihr unterkommen wollte. »Ich nehme dich nicht auf, denn du bist ein kleines Flittchen! Sieh zu, dass du es loswirst, wenn ich dir einen Rat geben soll. Kinder sind nichts weiter als eine undankbare Bürde.«
    Es gab nur noch einen Menschen, an den ich mich wenden konnte – meinen Vater. Ein gutes Jahr hatte ich ihn jetzt schon nicht mehr gesehen, und ich
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