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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien
Autoren: Klaus Weitzer
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naturwissenschaftlichen Medizin und ihre immer besseren technischen und therapeutischen Möglichkeiten hatten!«
    Beschäftigt man sich jedoch länger mit der Thematik, dann fällt auf, dass es gerade die modernen Wissenschaften sind, die
der Medizin den Weg aus der derzeit bestehenden Sackgasse zeigen. Denn je mehr man über die Funktionsweise unseres Nervensystems zur Steuerung aller Lebensvorgänge weiß, umso mehr liefern Disziplinen wie Quantenphysik, Biopsychologie und Neurowissenschaften neue, systemtheoretische Ideen von Krankheit und »ganzheitlicher« Therapie. Sie ermöglichen es, alte und moderne Ansätze miteinander zu verbinden, verschiedene Weltbilder zusammenzubringen. In der Tat zeichnet sich eine Änderung ab, in der Medizin sind »systemische Therapien« in aller Munde. Immer wieder gibt es kreative Menschen, die sich großartige Gedanken machen und Methoden entwickeln, die speziell auch zur Schmerztherapie verwendet werden können. Dabei wird zunehmend auch entdeckt und berücksichtigt, wie wichtig subjektive Erfahrung ist.
    Auch geht der Fokus allmählich weg vom »Reparieren« der Maschine und hin zu den Selbstorganisations- und Selbstheilungsprozessen des Organismus. Ich denke, der einzige Weg, die Trennung von Körper und Psyche zu überwinden, ist, sich immer auf beiden Ebenen gleichzeitig zu bewegen. Ziel dieses Buches war und ist es, Sie mit dieser alternativen Sichtweise des Schmerzes und der Schmerztherapie bekannt zu machen und Ihre Neugier auf dieses Vorgehen zu wecken. Zugleich hat es Ihnen hoffentlich erste Erfahrungen vermittelt und Sie darüber informiert, wie Sie diesen Ansatz auch kontinuierlich umsetzen können.
    Â 
    Doch welche Zukunft ist diesem Wandel beschert? Bietet unsere Gesellschaft überhaupt die Möglichkeit für eine grundlegende Änderung und Neuorientierung im Gesundheitswesen? Bin ich ein Träumer und muss eine neue Schmerzmedizin Utopie bleiben, da sich solche Vorstellungen in unserer profitorientierten Medizin nicht verwirklichen lassen? Natürlich stehen die Bedingungen - die nicht zuletzt durch unsere Medizin selbst geschaffen wurden - einer Veränderung und Schmerztherapie
im Weg, die sich am einzelnen Menschen und seinem Erleben orientiert. Von heute auf morgen kann sich sicherlich nichts ändern und wir sind auf politische »Reformen« und Rationalisierungsmaßnahmen angewiesen, um den finanziellen Kollaps zu verhindern.
    Dennoch bin ich zuversichtlich, dass eine neue Schmerzmedizin wachsen wird - wenn auch nicht schnell und gegen viele Widerstände, begleitet von Rückschlägen. Denn die Methoden und Ansätze zu ihrer Realisierung existieren längst. Und je mehr erkannt wird, wie wenig effektiv und langfristig nicht mehr bezahlbar der mechanische Weg der Schmerzbeseitigung ist, und je mehr Menschen - Ärzte, Therapeuten und Patienten - einen anderen Weg einschlagen, umso schneller wird sich das System ändern. Dies wird dann die Medizin überhaupt betreffen: Es wird nicht nur um defekte »Maschinen« und ihre Reparatur durch spezielle »Mechaniker« gehen, sondern um Menschen und ihr Verhalten.
    Vor allem wird sich ändern müssen, dass die gesamte Schmerzbehandlung auf der Verabreichung von Schmerzmitteln gründet, denen die therapeutischen Maßnahmen untergeordnet sind. Meiner Erfahrung nach sind es insbesondere Medikamente, die einer langfristigen Besserung im Weg stehen, da sie die Auseinandersetzung des Organismus mit seinem Spannungsverhalten und somit dessen Harmonisierung behindern. Ich habe manchmal das Gefühl, dass alle - Ärzte, Therapeuten, Psychologen und Patienten - in den Startlöchern sitzen, keiner jedoch sich traut, loszurennen bzw. sich über seinen Tellerrand hinauszubewegen. Dabei würde jeder davon profitieren, denn die Möglichkeiten sind grenzenlos.
    Dazu benötigen wir zunächst einmal eine »gemeinsame Sprache«. Seit ich anfing, Menschen mit Schmerzen zu behandeln, liegt darin ein Problem. Egal, ob an einer Klinik oder in der ambulanten Praxis - immer ist man auf die Zusammenarbeit mit anderen angewiesen. Irgendwann stellte sich heraus,
dass jeder im Team - Ärzte, Psychologen und Therapeuten - mit denselben Worten von etwas anderem sprach. Und davon unterscheidet sich noch einmal die Sprache des Patienten, nur dass diese kaum gehört und oft nicht verstanden wird. Hier muss man ansetzen - das heißt
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