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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition)
Autoren: Nicole Kettler
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Bühne verließ, gab er Sabrinas Drängen nach. Es gab ja nichts mehr zu begaffen.
    Auf der Heimfahrt machte Jürgen, wie üblich, aus seinem Herzen keine Mördergrube.
    «Das nenn' ich ein Rasseweib» schwärmte er, «die versteht es, einem einzuheizen.»
    Danke für den Hinweis, dachte Sabrina, und erwiderte träge: «Soll ich dir ihre Telefonnummer besorgen?»
    «Du, ja?» lachte er mit kurzem Seitenblick. «Na, sicher ... !»
    «Ich weiß, wo sie nachts feiern geht» eröffnete sie ihm, genoss sein verdattertes Gesicht und holte zum Rundumschlag aus: «Sie heißt Georgia und ist Amerikanerin oder Engländerin oder was weiß ich. Und wenn sie den Mund aufmacht, kommt ein reizender Schwall von gepflegter Ghettokultursprache raus. Ganz allerliebst. Sie benutzt das Wort 'fuck' wie Unsereiner das 'und'. -  Aber das findest du wahrscheinlich auch noch sexy.»
    «Du machst Witze ... » zweifelte Jürgen, taub für ihre Ironie. «Du kennst sie?»
    Die Betonung lag auf 'du??' und hieß nichts anderes, als: wie kommst du, Heimchen am Herd dazu, eine aufregende Frau wie diese zu kennen?
    Sie sah sich in Gedanken mit einem Vorschlaghammer auf ihn losgehen... blieb jedoch die Ruhe selbst. «Und damit du nicht so lange suchen musst: versuch es im SO 36 , vielleicht läuft sie dir ja über den Weg.»
    Sie verfielen in gemeinsames Schweigen. Jürgen, weil das gesprochene Wort seine angeregten erotischen Tagträume stören würde, und Sabrina zum Zwecke des brütenden Nachdenkens. Sie ließ all die Gelegenheiten Revue passieren, in denen sie ihn nach anderen Frauen hatte gieren sehen, in denen er sie durch flapsige Bemerkungen gekränkt hatte. Sie betrachtete sein Profil, fand ihn nicht einmal mehr gutaussehend und fragte sich, was sie jemals an ihm gefunden hatte. Es fiel ihr inzwischen nicht mehr schwer, sich Carlas vernichtender Meinung über Jürgen anzuschließen. In Carlas Augen war er einer dieser Mucho-Machos, die sich eine Frau wie Sabrina, zierlich, süß, anpassungsfähig und nicht allzu eigensinnig, eine, die täglich ohne Aufforderung sein Ego zu streicheln bereit war und im Idealfall brav den Mund hielt, nur der Zweckmäßigkeit halber hielten.
    Schock, schwere Not, aber genau auf diesen Schlag Mann flog Sabrina. Leider Gottes hatte sie eine ausgeprägte Schwäche für den selbstbewusst auftretenden, starken Kerl, der sie plump in seine muskelstrotzenden Arme zog, den Schlachtruf: «Und hier geht's lang, Schnecke, immer dem Meister nach ... !» auf den spöttisch gekräuselten Lippen. Der starke Superman entpuppte sich stets bei genauerem Hinsehen als aufgeblasener Gehirnamputierter. Nur ... wenn der Blick durch die rosarote Brille nachließ, hatte sich der kurzfristig Angebetete bereits in ihrem Leben breitgemacht und mit den Bartstoppeln im Waschbecken sein Revier markiert. - P.S. - wie Carla immer so treffend zu sagen pflegte: Persönliches Schicksal.
    Jetzt stand sie da mit ihrem Schmalzdackel auf durchtrainierten O-Beinen, und wünschte ihn in einem Anfall nachlassenden weiblichen Duldertums auf den Uranus gebeamt oder sonst wo hin, nur: weit weg. Raus aus ihrem Bett, aus ihrer Wohnung und - wenn man schon gerade dabei war - auch gleich raus aus ihrem Urlaubsfotoalbum.
    Mit einer Auffälligkeit, die - wie sie sich einredete - leider der eines Gänseblümchens inmitten einer Gänseblümchenwiese entsprach, musste sie sich zufrieden geben mit dem, was sich bot.
    Das, was sie sich in ihren Tagträumen herbeisehnte, wusste nicht einmal, dass sie lebte. Dieses ES war groß und wohlgestaltet und verbrachte seine Wochenend-Nächte von Spezis umgeben im Blond's . Sein erster Auftritt -- im wahrsten Sinne des Wortes, denn er war Sabrina im Gedränge auf den Fuß gelatscht -- und sein entschuldigender Blick hatten genügt, ihn für sie unvergesslich zu machen. Er allerdings schien dieses etwas peinliche Malheur bereits verdrängt zu haben, denn es hatte sich seitdem keine weitere Annäherung ergeben.
     
    Schwere Gedanken im Kopf, wanderte Sabrinas Entsagung gewöhnter Blick erneut zu Jürgen, als sie bereits dort gelandet waren, wo sie jeden Abend landeten - nicht im Bett, das stand ja inzwischen nahezu außer Frage, weil der Meister in den eigenen vier Wänden eher lasch im Schritt geworden war - nein - auf der Couch, vorm überdimensionalen Flachbildschirm. Es hatte auch wie immer nicht lange gedauert, bis Monsieur seine Dosis Valium in Form einer täglichen Krimiserie erhalten hatte und komatös entschlummert war.
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