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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition)
Autoren: Nicole Kettler
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Sabrina zog Carla energisch am T-Shirt Richtung Ausgang.
    «Ich glaub es einfach nicht!» platzte sie heraus, kaum dass sie Gewühl und Lärm hinter sich gebracht hatten. «Wenn du das nächste Mal das Bedürfnis hast, mit diesen Nachtschattengewächsen auf Party zu machen, halte mich da gefälligst raus!»
     
     
     
     
     
    ***
     

 
    Was einmal mit Kribbeln im Bauch angefangen hatte, wich immer mehr dem unangenehm kribbelndem Gefühl eines einschlafenden Körperteils. Der Mann, der einmal Herzklopfen verursacht hatte und für mehr gedacht gewesen war, als für eine kurzfristige Beziehung, mutierte längst zum Lebensabschnittsbegleiter . Gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Wohnung waren rar geworden. Der Winter und die sibirische Kälte waren das ideale Alibi für vor dem Fernseher verbrachte, gemütliche, aber sturzlangweilige Fernsehabende. Es wurde von Kanal zu Kanal geschaltet und stumpfsinnig in die Röhre gestiert, bis man jeden noch so idiotischen Werbespot mitsprechen konnte. Auf der Strecke blieb die Verständigung mit dem Partner, Gemeinsamkeiten, der Austausch von Zärtlichkeiten.
    Das Bummeln zu zweit über eines der zahlreichen Straßenfeste war sozusagen ein Jahrhundertereignis, da man zu diesem Zwecke die heiligen Hallen der Behaglichkeit verlassen musste.
     
    Während Sabrina angetan von Stand zu Stand schlenderte, gab sich Jürgen desinteressiert und launisch.
    Auf einer der beiden Festbühnen wurde fesche Heimatmusik zur Belustigung der älteren Generation geboten. Auf einer zweiten kam das jüngere Publikum auf seine Kosten. Es herrschte tumultartige Stimmung und Gedränge. Ein wildes Gitarrensolo ließ die riesigen Lautsprecher erbeben, begeistertes Gejohle und Pfeifen begleitete den Auftritt einer Berliner Hinterhof-Rockband.
    Es lag weniger an einer Anwandlung zärtlicher Gefühle, dass sich Sabrina an Jürgen schmiegte, als er vor der Bühne stehen blieb. Eher an der abendlichen Kühle. Und Grund für Jürgens stures Verweilen war kaum in seiner Begeisterungsfähigkeit für harte Musik zu suchen, sondern vielmehr im knappen Outfit der temperamentvoll agierenden Gitarristin auf der Bühne.
    Im Scheinwerferlicht glänzendes schwarzes Leder spannte sich sexy über stromlinienförmige weibliche Kurven, und ein großzügig freier Blick auf ein nicht unbeachtliches Dekolleté ließ Jürgens sonst so dröge dreinblickenden Augen leuchten. Seine Blicke folgten jeder ihrer Bewegungen, als sie die Gitarre ablegte und zu singen begann.
    «Och, nicht die schon wieder» entfuhr es Sabrina ungewollt, als sie in dem von Jürgen unverhohlen angeschmachteten Ledervamp die Frau erkannte, die sich ihre Missgunst ohne eigenes Dazutun bereits vor einigen Wochen zum ersten Mal zugezogen hatte; Jene technobegeisterte Tänzerin, deren sonniges, charmantes Lächeln im krassen Widerspruch zu ihrer schockierend derben Ausdrucksweise gestanden hatte.
    «Dir fallen gleich die Augen raus» rief Sabrina trocken in Jürgens Richtung. «Meinst du, du könntest dich eventuell losreißen, bevor ich zum Eiswürfel erstarrt bin? Es ist kalt.»
    «Gleich» kam es genervt zurück. Er gab sich nicht einmal die Mühe, seine Begeisterung zu verbergen, pfiff auf zwei Fingern und johlte mit der Menge.
    Die kräftige Röhre der Lederlady hallte aus den Boxen über das gesamte Gelände. Sabrina beobachtete kühl die getrost als unter 'nicht jugendfrei' einzustufenden, dynamischen Tanzeinlagen auf der Bühne und fragte sich, ob die schamlosen Bewegungen bei Jürgen wohl schon körperliche Reaktionen auslösten. Ein kurzer, kritischer Blick auf seine Lendenpartie ließ keinerlei Rückschlüsse zu. Sein dunkler Banker-Mantel schützte ihn gewissenhaft vor derartigen Offenbarungen.
    «Ich fahr' schon mal nach Hause» ließ sie ihn mit erhobener Stimme wissen, um die Musik zu übertönen. «Du kannst ja dann nachkommen, wenn du noch bleiben möchtest.»
    «Was soll das Gedrängel?» rief er mürrisch zurück. «Denkst du, ich fahre mit der U-Bahn zurück? Geht's noch?»  
    Sein Ton kränkte sie nicht mehr. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass seine Anwandlungen herablassenden Benehmens angeboren und nicht mehr zu ändern waren.
    «Mir ist kalt, Jürgen» sagte sie, richtete den Kragen ihrer Jacke auf und stemmte die Hände in die Taschen. «'Tschuldigung.»
    «Hab' dich doch nicht so!»
    Im umgekehrten Fall hätte er nicht einmal um ihre Einwilligung gebeten. Sie wären halt gegangen.
    Erst als die Band unter stürmischem Applaus die
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