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Shopping and the City

Shopping and the City

Titel: Shopping and the City
Autoren: Lisa Barham
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(Greenwich Country Academy) stamme ich von einer langen Reihe von Vorfahren ab, die all dem Obengenannten gefrönt haben, während sie sich die Dienste von Chauffeuren, Masseusen, Oberkellnern, Conciergen, Schustern, Zofen, Kammerdienern, Couturiers, Innendekorateuren, Kindermädchen, Köchen, Schneiderinnen, Sekretärinnen, Zimmerpersonal, Barkeepern, Partyausstattern, Stylisten, Tennisprofis, Psychoanalytikern und einem Heer von anderen, die hier nicht einzeln erwähnt werden können, zugutekommen ließen. Als ich schließlich daherkam, waren jene Wunderjahre allerdings längst vergangen und vorbei. Heutzutage mag chez moi die Fassade für das nackte Auge ja ganz schmuck aussehen , aber darunter sind die Fundamente des Wohlstands meiner Familie, bildlich gesprochen, ein wenig angeknackst.

    Es ist nämlich so, dass irgendwann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mein Urgroßvater, der dem Porträt über unserem Kaminsims nach zu urteilen eine stattliche und etwas einschüchternde Erscheinung war, Frankreich verließ und seine Familie nach Amerika führte, mit der Absicht, ein kleines Stück Land zu kaufen, ein Haus darauf zu errichten und sich dort niederzulassen. Was er auch tat. Soll heißen, er kaufte ein Stück Land (rund zwanzig Hektar besten Farmlands mitten in Greenwich), und er baute ein Haus darauf (von der ungefähren Größe eines fürstlichen Chateaus auf Anabolika).
    Nun, jedenfalls baute er ein Stück weiter von seinem Haus mehrere kleinere Häuser auf dem Grundstück, die alle an meine Großeltern und – beinahe – an meine Mutter vererbt wurden. Das letzte und kleinste Haus, das mein Urgroßvater baute, war das Gärtner-Cottage, und es war schlichtweg bezaubernd. Es ist größer, als die meisten bei der Bezeichnung »Cottage« vermuten würden, und es ist inzwischen randvoll mit allerliebsten Familienerbstücken, superweichen altmodischen Polstermöbeln, Sofas mit herzigen kleinen Petit-Point-Kissen und wärmenden Karodecken, was alles behaglich und kuschelig unter dem pittoresken Schieferdach wirkt. Und dort lebe ich.

    Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Obwohl mein Heim bezaubernd und geräumig und all das ist und in den Augen des größten Teils der Welt als recht großzügig gelten würde, sind wir am Greenwich-Standard gemessen praktisch obdachlos.
    Der Rest des Anwesens (ihr erinnert euch: zwanzig Hektar, riesiges fürstliches Chateau) wurde den Gründern meiner Schule gestiftet – Steuerabschreibung, danke auch! – und schließlich Connecticuts erste Höhere-Töchter-Schule. Interessanterweise ist das ehemalige Nähzimmer meiner Großmutter jetzt das Labor, in dem ich meinen Chemieunterricht habe.
    Die Gründungsväter meiner Familie – mütterlicherseits zumindest – waren selbstredend recht wohlhabend. Besser gesagt, stinkreich! Und sind es immer noch, soweit ich weiß – was nach allem, was recht und billig ist, bedeutet, dass auch ich es sein sollte.
    Die Sache ist aber die, dass Dad durch und durch eine Künstlerseele war und Mom gesellschaftlich nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen konnte. Mein Großvater hatte sehr altmodische Ansichten (zumindest erzählt man sich das, denn kennengelernt habe ich den Mann ja nicht) und missbilligte die Verbindung zutiefst. Nicht nur, weil mein Vater ein Maler und total kreativ war, sondern weil er nicht das gleiche pedigree wie meine Mutter besaß. Und die hatte beaucoup pedigree .

    Langer Rede kurzer Sinn, sie hat ihn geheiratet. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Dad – er ist unbeschreiblich lieb und megatalentiert und, wie schon gesagt, total kreativ. Und er ist immer für mich da. Aber das ist halt der Grund, weshalb ich ein Hätte-sein-sollen bin. (Mehr dazu später.)
    Nun, das Cottage war das erste (und letzte) Geschenk der Eltern meiner Mutter an meine Eltern. Nach der Hochzeit haben sie sie auf ganzer Linie verstoßen. Daher leben wir recht bescheiden von ihrem Einkommen aus einem kleinen Treuhandfonds aus ihren Debütantinnentagen und dem Geld, das mein Vater mit seiner Kunst verdient. Dies hat, möchte ich hinzufügen, dazu geführt, dass ich hinsichtlich des Mangels an äußeren Anzeichen von Substanz (sprich Reichtum) ein klein bisschen unter Zweiter-Hand-Verlegenheit für meine Eltern leide. Soll heißen, wir fahren natürlich immer noch in den Urlaub und das alles – aber nur im Sommer. Im Gegensatz zu den meisten meiner Freunde, die auf den griechischen Inseln oder auf Ischia oder auf St. Barths
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