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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
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wieder zu akzeptieren; es gefällt ihm jedoch nicht.«
    »Dieser Regul«, sagte Duncan und wiederholte hartnäckig die Behauptung, die ihn ruiniert hatte, »hat Völkermord begangen. Wenn er den Knopf nicht selbst gedrückt hat, so hat er dem, der es tat, den Befehl dazu gegeben. Ich habe Ihnen berichtet, was in jener Nacht dort draußen passiert ist. Sie wissen, daß ich die Wahrheit sage. Sie wissen es.«
    »Offiziell«, sagte Stavros, »weiß ich es nicht. Duncan, ich werde versuchen, vernünftig mit Ihnen zu reden. Die Dinge sind nicht so einfach, wie Sie sie gerne haben möchten. Hulagh selbst erlitt Schaden durch diese Aktion: er verlor sein Schiff, seine Junglinge, seinen gesamten Wohlstand, sein Prestige und das Prestige seines Doch. Vielleicht kommt ein Regul Doch zu Fall, eines, das für die Menschheit von Bedeutung ist. Begreifen Sie, was ich Ihnen sage? Hulaghs Doch ist die Friedenspartei. Wenn sie stürzt, wird es für alle von uns gefährlich, nicht nur für die, die sich auf Kesrith befinden. Wir sprechen über den Frieden, verstehen Sie das?«
    Sie befanden sich wieder auf vertrautem Grund. An diesem Punkt setzten die Argumente an und führten zu den bekannten Positionen. Duncan öffnete den Mund, um zu reden, um beharrlich neu zu formulieren, was Stavros wußte, was er seinen Befragern unzählige Male berichtet hatte. Stavros schnitt ihm mit einer ungeduldigen Geste das Wort ab, bewahrte ihn vor der Mühe, deren Vergeblichkeit er bereits wußte. Duncan stellte fest, daß er müde war, seine Hoffnungen und sein Glaube an die Mächte, die Kesrith regierten, waren erschöpft, zum größten Teil sein Glaube an diesen Mann, dem er einmal gedient hatte.
    »Hören Sie«, sagte Stavros scharf, »auch Menschen sind gestorben – bei Haven.«
    »Ich war dabei«, erwiderte Duncan, voll bitterer Erinnerung. Er fügte nicht hinzu, was ebenfalls der Wahrheit entsprach, daß Stavros nicht dort gewesen war. So mancher ObTak hatte seine unbegrabene Leiche auf Elag/Haven zurückgelassen und auf zehn anderen Welten dieses Sternsektors, während sich die Diplomaten sicher hinter den Linien befanden.
    »Menschen starben«, fuhr Stavros fort, versessen darauf, seinen Punkt vorzubringen, »da und hier, von Mri-Hand. Menschen wären in Zukunft gestorben – werden sterben, wenn der Frieden zusammenbrechen sollte, wenn irgendwo die Regul, die den Krieg wollen, politische Macht erlangen und noch mehr solcher Söldner wie die Mri finden. Oder kann das in Ihren Überlegungen keine Rolle spielen?«
    »Es spielt eine Rolle.«
    Stavros schwieg für eine Weile. Er bewegte seinen Schlitten, um nach einer Tasse Soi zu greifen, die an der Kante eines Tisches stehengelassen worden war. Er trank und starrte Duncan über den Rand der Tasse hinweg an, setzte sie wieder ab.
    »Ich weiß, daß es eine Rolle spielt«, sagte er schließlich. »Duncan, ich habe es bedauert, Sie ersetzen zu müssen.«
    Es war das erstemal, daß Stavros so etwas gesagt hatte. »Ja, Sir«, sagte Duncan. »Ich weiß, daß es notwendig war.«
    »Es gab verschiedene Gründe«, meinte Stavros. »Erstens, weil Sie Bai Hulagh direkt ins Gesicht hinein beleidigt haben, und Sie wissen, daß Sie Glück hatten, als Sie dabei lebend davonkamen. Zweitens wurden Sie mit einer unbestimmten Prognose ins Lazarett gebracht, und ich brauchte Hilfe...« Er wies auf seinen eigenen, in Metall eingefaßten Körper. »Sie sind kein Arzt. Dazu hatten Sie sich nicht verpflichtet. Evans ist in dieser Hinsicht nützlich. Ihre Fähigkeiten sind anderswo wertvoll.«
    Duncan hörte zu und war sich schmerzhaft dessen bewußt, daß mit ihm gespielt wurde, daß er auf etwas vorbereitet wurde. Man machte keine Schachzü- ge mit George Stavros; Stavros machte mit anderen Züge. Darin war er ein Profi; und der Verstand in dieser gefesselten Schale hatte nur sehr wenige menschliche Abhängigkeiten, ein alter Mann, der länger mit weltenumspannenden Krisen umgegangen war, als ObTaks zu leben pflegten, der Familie und einen bequemen Ruhestand weggeworfen hatte, um einen Gouverneursposten auf einem Frontplaneten wie Kesrith zu bekleiden. Für eine kurze Zeit hatte Duncan eine gewisse Bindung an Stavros empfunden; er hatte Stavros verschwenderisch Mühen und Treue zuteil werden lassen – hatte sogar genug an ihn geglaubt, um ihm die Wahrheit anzubieten. Aber andere mit Gerissenheit zu steuern, sogar mit Rücksichtslosigkeit, das war die Fähigkeit, für die Stavros seine Ernennung erlangt hatte. Duncan
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