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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
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entschied sich dafür, ihm weder zu glauben noch wütend darüber zu sein, daß er benutzt worden war – und er wußte, daß selbst so Stavros die Fähigkeit besaß, ihn wiederum anzulügen.
    »Ich habe Ihr Vorgehen entschuldigt«, sagte Stavros, »und es gedeckt, soweit ich konnte. Aber Sie haben Ihre Nützlichkeit für mich in der Stellung verloren, für die Sie sich verpflichtet haben. Hulagh kann dazu überredet werden, Ihre Anwesenheit hinzunehmen; aber der Verdacht, Sie seien in eine Position zurückgekehrt, die Ihnen direkten Einfluß verleiht, wäre mehr, als er ertragen könnte, und er könnte Ihr Leben gefährden. Ich will diese Art von Schwierigkeiten nicht haben, Duncan, und auch nicht die Komplikationen, die durch Ihre Ermordung auftreten würden. Regul sind einfach nicht in der Lage zu glauben, daß die Tötung eines Junglings unter uns Menschen ebenso ernst ist wie die Tötung eines Älteren.«
    »Ich will nicht vom Planeten geschickt werden.«
    »Das wollen Sie nicht.«
    »Nein, Sir, das will ich nicht.«
    Stavros starrte ihn an. »Sie haben diese persönliche Bindung an die beiden Mri. Bindung? – Besessenheit! In dieser Sache sind Sie kein rational denkender Mann mehr, Duncan! Denken Sie nach! Erklären Sie es mir! Was hoffen Sie zu tun oder zu finden? Was ist der Punkt bei dieser plötzlichen – Gelehrsamkeit von Ihnen, dieser Stunden in der Bibliothek, voll im Blickfeld der Regul? Wonach suchen Sie?«
    »Ich weiß es nicht, Sir.«
    »Sie wissen es nicht. Aber es umfaßt jeden Mri Bericht, den Sie finden können.«
    Duncan preßte die Kiefer zusammen, lehnte sich zurück und zwang sich zu flachem Atmen. Stavros bewahrte Schweigen, wartete auf ihn. »Ich möchte wissen«, sagte Duncan schließlich, »was sie gewesen sind. Ich habe sie sterben gesehen. Ich habe eine ganze Spezies dort draußen sterben sehen. Ich möchte wissen, was das war, das ich zerstört sah.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Ich war dort. Sie nicht.« Duncans Geist war erneut von der Nacht erfüllt, der Dunkelheit, dem blendenden Licht der Zerstörung. Ein Mri-Körper drückte sich an seinen, zwei Männer, die gleichermaßen vor den Gewalten erzitterten, die eine Lebensform, eine intelligente Rasse ausgelöscht hatten.
    Stavros starrte ihn lange an. Sein Gesicht wurde sachlich, sogar mitleidsvoll, und das war ungewohnt bei Stavros. »Was denken Sie? Daß Sie es gewesen sein könnten, der ihnen den Angriff einbrachte? Ist es das, was an Ihnen frißt – daß Sie verantwortlich sein könnten für den Völkermord, so sehr wie Hulagh?«
    Das traf den Punkt nah genug. Duncan saß still, wußte, daß er nicht in der Lage sein würde, vernünftig darüber zu sprechen. Stavros ließ das Schweigen für einen Moment im Raum hängen.
    »Vielleicht«, sagte er schließlich, »wäre es besser für Sie, wenn Sie eine Zeitlang hinauf zur SABER gehen würden, in eine Umgebung, die Ihnen vertrauter ist und wo Sie mit Ihrem Nachdenken ins Reine kommen können.«
    »Nein, Sir, das wäre nicht besser. Sie haben mich aus meiner Stellung bei Ihnen entlassen. Gut, ich akzeptiere das. Aber geben Sie mir etwas anderes dafür. Ich verzichte auf meine Rückführung nach Hause und auf meine Entlassung. Geben Sie mir einen anderen Posten hier auf Kesrith.«
    »Das ist ein Ersuchen, nehme ich an.«
    »Ja, Sir, das ist ein Ersuchen.«
    »Da Sie mir zugeteilt waren, wird alles, was Sie machen, von den Regul beobachtet und als Zeichen verstanden. Sie haben die Situation beharrlich verschärft. Sie sind hierhergekommen, um zu assistieren, ObTak Duncan, nicht, um Politik zu machen.«
    Duncan hatte keine Antwort darauf. Sie wurde auch nicht erwartet. Stavros' Mund arbeitete unter der Anstrengung, die lang andauerndes Sprechen von ihm forderte; er holte schwer Atem und Duncan verspürte Betroffenheit, erinnerte sich daran, daß Stavros ein kranker Mann war, daß er versuchte, sich inmitten all der anderen Anforderungen an etwas von seinen persönlichen Schulden zu erinnern. Duncan legte seiner Gereiztheit Zügel an.
    »Sie haben es sich selbst zugezogen«, sagte Stavros endlich, »als Sie Bai Hulagh des Mordes anklagten. Sie haben einen Zwischenfall provoziert, der fast die gesamten diplomatischen Mühen um Kesrith zum Scheitern brachte. Vielleicht denken Sie, daß Sie im Recht waren. Nehmen wir einmal an...« Stavros rauhe, angespannte Stimme wurde einen Hauch freundlicher. »Nehmen wir zum Zweck der Argumentation einmal an, daß Sie völlig im Recht wären.
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