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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
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Verstehen Sie mich?«
    »Nein, Sir.«
    Sie legten eine gewisse Entfernung schweigend zurück, bis eine Gruppe von Regul an ihnen vorbei war, und sie nahmen die Kurve zum aufwärtsführenden Korridor. »Ich möchte«, sagte Stavros, »daß Sie soviel wie möglich von Ihrer Zeit auf der FLOWER zubringen. Bleiben Sie den Regul völlig fern. Gehen Sie Ihrer privaten Besessenheit durch Kanäle nach, und schreiben Sie mir einen anständigen Bericht – diesmal einen vollständigen!«
    Duncan blieb auf der Rampe stehen. »Ich verstehe Sie immer noch nicht.«
    Stavros drehte seinen Schlitten, um ihn zu betrachten, eine Seitwärtsbewegung der Augen. »Doch, das tun Sie! Ich möchte, daß Sie Ihre Talente einsetzen und mir einen vollständigen Bericht über die Mri anfertigen. Geben Sie jeden Befehl, den Sie wollen, der nicht erfordert, die Mri selbst zu berühren.«
    »Welchen Wert hat das?« fragte Duncan. »Ich bin kein Wissenschaftler.«
    »Ihre praktische Erfahrung«, meinte Stavros, »macht solch einen Bericht wertvoll: nicht für die Forscher, aber für mich.«
    »Ich werde dort drüben freien Raum benötigen.«
    Stavros machte ein finsteres Gesicht. »Ich werde Ihnen etwas sagen, Duncan, und Sie hören mir zu! Ich teile nicht Ihre Begeisterung für die Erhaltung der Mri. Sie waren eine Plage im Universum, eine Pest, bestenfalls ein Anachronismus zwischen Lebensformen, die ihre Lektionen an Zivilisation zu besserem Vorteil gelernt hatten. Sie sind wahrscheinlich die effizientesten Killer in der gesamten Schöpfung; aber wir haben sie nicht ausgelöscht, noch taten es die Regul – noch Sie. Sie sterben, weil sie kein Interesse daran haben, irgendeine andere Lebensart zu verstehen. Kein Pardon, keine Gefangenen, keine Verhandlungen, keine Kompromisse: in ihren Augen ist alles schwarz und weiß, nichts ist grau. Sie sind absolut unflexibel. Ich mache ihnen deswegen keine Vorwürfe; aber ihre Lebensart war die Zerstörung, und sie sterben jetzt nach demselben Muster, das sie auf andere angewandt haben. Eine Neigung der Natur, wenn Sie so wollen, nicht meine. Überzeugen Sie mich vom Gegenteil, wenn Sie können! Und seien Sie vorsichtig mit ihnen! Wenn Sie sie nicht als das respektieren, was sie sind, sondern als die Erinnerungen Ihres Deliriums, dann werden diese beiden Mri damit enden, daß sie jemanden töten: sicherlich sich selbst; Sie, wahrscheinlich; andere, durchaus möglich.«
    »Dann wird mir der Zutritt zu ihnen erlaubt sein.«
    »Vielleicht.«
    »Geben Sie mir die Erlaubnis jetzt, und ich kann mit ihnen reden, wie es der Stab nicht kann. Halten Sie die Ärzte und ihre Drogen von ihnen fern, solange sie noch einen Rest von Geist übrig haben.«
    »Duncan...« Stavros setzte sich wieder in Bewegung, langsam, fuhr um die Ecke am oberen Ende der Rampe. »Sie waren die eine Ausnahme ihrer Keine Gefangenen-Regel, die einzige Ausnahme in vierzig Jahren. Natürlich haben Sie das Bewußtsein, daß dort ein gewisses irrationales Gefühl der Abhängigkeit erzeugt worden sein könnte, in der Wüste, in ihrer Umwelt, in Ihrem unerwarteten Überleben. Sie haben Ihnen Nahrung und Wasser gegeben, Sie am Leben erhalten, entgegen Ihrer eigenen natürlichen Erwartung; Sie haben jede Lebensnotwendigkeit aus ihren Händen erhalten. Wenn Sie Schlechtes erwarten und stattdessen Gutes erhalten, hat das einen gewissen emotionalen Effekt, selbst wenn Sie in Wirklichkeit nichts über die Motive der beteiligten Leute wissen. Wissen Sie, wovon ich rede?«
    »Ja, Sir. Ich bin mir dieser Möglichkeit bewußt. Sie könnte zutreffen.«
    »Und das ist es, was Sie herausfinden wollen, nicht wahr?«
    »Das, unter anderem.«
    Sie erreichten die Tür von Stavros' Apartment. Stavros öffnete sie durch Fernbedienung, glitt hinein und riß den Schlitten herum, betrachtete Duncan, der im Eingang stand. Evans befand sich im Zimmer und schien über ihre Ankunft überrascht zu sein: Er war ein junger Mann, Evans – Duncan betrachtete ihn, der Brennpunkt einer bitteren Eifersucht gewesen war, und entdeckte einen ruhigen, nicht besonders stattlichen jungen Mann.
    »Nehmen Sie sich den Nachmittag frei«, sagte Stavros zu Duncan. »Bleiben Sie im Nom. Ich werde einen Befehl ausarbeiten, der Sie auf die FLOWER überstellt und die Gefühle der Zivilisten da drüben beschwichtigt. Ich werde Ihnen eine Kopie davon schicken. Und ich erwarte von Ihnen, zu erkennen, daß es mir nicht recht ist, wenn dort drüben beim wissenschaftlichen Stab Gefühle verletzt werden;
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