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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg
Autoren: Gary Gibson
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Geburt des Händlers gefallen. Und der Händler selbst war bereits uralt. Er hatte tausend verschiedene Namen getragen, und als er schließlich mit den Menschen Kontakt aufnahm, für die er sich gegenwärtig aufgrund seiner Mission interessierte, hielt er den Spitznamen »Der-mit-tierischen-Fäkalien-handelt« für angemessen.
    Damit machte er sich über die Menschen lustig; einige fühlten sich durch diesen Titel beleidigt, doch gleichzeitig wussten sie, dass sie absolut nichts dagegen tun konnten.
    Und weder die Menschen noch irgendeine andere Klienten-Rasse hatten auch nur die leiseste Ahnung davon, wie tief gespalten die Shoal-Gesellschaft war. Sie würden es auch niemals erfahren, wenn er und seinesgleichen, die in einem ähnlichen Auftrag unterwegs waren, es verhindern konnten.
    Der Händler driftete weiter über den sandigen Ozeanboden, der durch Energiefeld-Projektionen in voneinander abgegrenzte Territorien unterteilt war. Massive Gebäude und Verwaltungsblocks, die aus uralten Korallen gewachsen waren, erhoben sich über dem Meeresgrund wie lebende Kolosse; nur wenigen war der Zugang zu diesem Bezirk gewährt. Andere Shoal-Mitglieder spurteten hin und her, ihren eigenen Geschäften nachgehend, sich beflissen der ungeheuren Aufgabe widmend, die Bedürfnisse der »Träumer« zu befriedigen; sie mussten sie futtern und umhegen, Äonen lang, bis in eine Zukunft, für die man die Träumer eigens geschaffen hatte – damit sie das zu erwartende Morgen entdeckten und analysierten.
    Die Landschaft wurde erhellt von zusätzlichen Fusionslampen, die einen kalten Schein über die furchteinflößend gigantischen Gestalten warfen, welche sich über den ganzen Abgrund verteilten. Den Träumern war bewusst, dass der Händler sich ihnen näherte; sie glichen Göttern mit ihrer Fähigkeit zu erkennen, wo in der Gegenwart die Wurzeln für kommende Ereignisse lagen. Der Händler schwebte über den Rand eines Vorsprungs hinaus, der den Unterwassercanyon überragte, und dann entdeckte er direkt vor sich die Träumer: monströse, knollenförmige Umrisse mit blicklosen Augen und ungeheuren Tentakeln, die die abgeschliffenen Kuppen eines einstmals gewaltigen unterseeischen Gebirgszugs, über den sie sich drapierten, geradezu winzig aussehen ließen.
    In einem Umkreis von mehreren hundert Kilometern hatte man Aquafarmen angelegt, welche die vielen tausend Tonnen an Lebensmitteln produzierten, die man brauchte, um die Träumer zu ernähren. Hunderte von Pflegern umschwärmten unentwegt die Träumer, wie Altardiener, die daraufwarteten, von riesenhaften, grausamen, schwarzen Göttern verschlungen zu werden.
    »Wenn Sie sich zu den Träumern begeben«, hatte der Vorgesetzte des Händlers ihn vor ein paar Tagen gewarnt, »dann müssen Sie damit rechnen, dass ein Agent der Mutterstern-Gruppierung versuchen wird, Sie zu töten.«
    Ihr vereinbartes Treffen hatte in einem Orbitalpark stattgefunden, einer mit Wasser gefüllten Umgebung, die teils aus stoffliehen Materialien, teils aus gestalteten Energiefeldern bestand. Tief unter ihnen konnten sie die Heimatwelt sehen, deren Ozean unter der Wucht von Sommerstürmen wogte; Blitze flackerten über der südlichen Hemisphäre, wo ein Hurrikan tobte und die Wasseroberfläche unter einem engen Coriolis-Ring zu schaumgekrönten Brechern aufpeitschte.
    Oberhalb der Atmosphäre und jenseits des wärmenden Lichts der Fusionskuppeln war der Planet von einem Gitter aus silbernen Bändern umspannt, wie ein als Geschenk eingepacktes Schmuckkästchen. Es waren die sichtbaren Zeichen bestimmter Primärenergien, mit deren Hilfe man die Heimatwelt der Shoal durch die Tiefen des interstellaren Raums steuern und dabei benachbarten Sternsystemen so weit wie möglich ausweichen konnte.
    Der Händler und sein Vorgesetzter, ein greisenhaftes Individuum mit ledriger Haut, das er nur unter dem Namen »Der-gewaltsame-Lösungen-liebt« kannte – ein Titel, der auf seine früheren Verwicklungen in ziemlich schmutzige und blutige Regierungsgeschäfte anspielte –, schwammen an jenem Tag nebeneinander durch den öffentlichen Park; ein zufälliger Beobachter hätte annehmen müssen, dass hier zwei hochbetagte Fische in Erinnerungen an längst vergangene Zeiten schwelgten.
    »Es wäre nicht der erste Versuch, das versichere ich Ihnen«, erwiderte der Händler. Seine Antwort strömte als ein Schwall wässriger Klicklaute aus dem Sekundärmund. »Ich kann auf mich aufpassen.«
    Der-gewaltsame-Lösungen-liebt klickte
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