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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg
Autoren: Gary Gibson
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zustimmend, doch an der Art, wie er seine Greiftentakel verdrehte, merkte der Händler, wie nervös er war.
    »Ihre Arbeitsmethoden haben auf höherer Regierungsebene Aufmerksamkeit erregt«, fuhr Der-gewaltsame-Lösungen-liebt fort. »Offiziell sind Sie natürlich Ihr eigener Herr, jemand, der schon vor langer Zeit den aktiven Dienst quittiert hat. Nichtsdestotrotz …«
    Nichtsdestotrotz. Der Händler verspürte einen Anflug trockenen Humors, während er diesen sorgfältig formulierten Sätzen lauschte. Selbst ein abgefeimter Mörder wie der Gewaltliebhaber bekam in Gegenwart des Händlers Beklemmungen. Doch wenn es letzten Endes darum ging, das Überleben ihrer eigenen Spezies zu gewährleisten, die sich gegen so viele Feinde, reale wie potenzielle, zur Wehr setzen musste, war seiner Ansicht nach jedes Mittel recht, sofern es nur Erfolg versprach.
    »Halten Sie mich für unmoralisch und leichtsinnig?«, hakte der Händler lässig nach. »Wenn ich in der Vergangenheit nicht bereits eigenmächtig gehandelt hätte, wären Konsequenzen erfolgt, die in ihrer Ungeheuerlichkeit das Begriffsvermögen einiger unserer Kadermitglieder überstiegen hätten, das sage ich ganz frei heraus. Dieser Agent der Pro-Solar-Gruppe, heißt er vielleicht ›Der-die-Leichen-seiner-Feinde-auffrisst‹?«
    Der-gewaltsame-Lösungen-liebt hüllte sich in Schweigen, und der Händler genoss eine flüchtige Anwandlung von Triumph, weil er diese Reaktion erzielt hatte.
    General Leichenfresser war ein Shoal-Mitglied mit einem Ruf, der noch erschreckender war als der des Gewaltliebhabers, welcher bereits eine erhebliche Anzahl militärischer Feldzüge angeführt hatte, als viele der Klienten-Rassen der Shoal gerade erst gelernt hatten, wie man ein Feuer anzündet. Doch mit zunehmendem Alter schien der Leichenfresser immer schwächer zu werden, immer … liberaler.
    An diesem Punkt ließ der Händler einen Tentakel vorschnellen und schnappte sich eine vorbeischwimmende Molluske; er knackte die Schale und stopfte sich den Inhalt übertrieben heftig in seinen Primärmund.
    Der bloße Gedanke an den Leichenfresser erregte seinen Zorn.
    »Der Leichenfresser kommt der Wahrheit sehr nahe«, warnte Der-gewaltsame-Lösungen-liebt den Händler. »Wir wissen, dass Vertreter der Mutterstern-Gruppierung an den General herangetreten sind, nachdem dieser auf eigene Faust ein wenig recherchiert hatte, und seitdem unterstützt er ihr Anliegen. Sie wären gut beraten, weder die Macht noch den Einfluss zu unterschätzen, womit sich …«
    »Bei allem Respekt, aber mich selbst sollte man auch nicht unterschätzen.«
    »Dennoch glaube ich, dass Sie langsam unvorsichtig werden«, entgegnete der Gewaltliebhaber prompt. »Sie wären nicht der erste Agent, der durch seine eigene Hybris vernichtet wird. Dieser Name, den Sie sich gegeben haben …«
    »Der-mit-tierischen-Fäkalien-handelt?«
    »Ja.« Der-gewaltsame-Lösungen-liebt brachte seinen Abscheu unverhohlen zum Ausdruck, indem er seine Greiftentakel krümmte. »Das ist kein Name, das ist ein Witz – und ein sehr menschlicher obendrein. Ich denke, Sie haben viel zu viel Zeit mit diesen elenden Kreaturen verbracht. Nicht nur das, Ihre Methoden werden immer exzentrischer – und das ist noch milde ausgedrückt. Es scheint, als forderten Sie das Schicksal heraus, indem Sie denen, die Sie manipulieren wollen, die Gelegenheit verschaffen, Ihre Manipulationen aufzudecken. Man könnte fast annehmen, Sie litten an einer gewissen, nun ja, existenziellen Verzweiflung, wie es bei anderen Agenten der Träumer schon vorgekommen ist.«
    Der Gewaltliebhaber hielt kurz vor einem Vakuumschacht an und wartete offenkundig auf eine Antwort.
    Die Greiftentakel des Händlers hatten sich vor Belustigung gekringelt. »Schlagen Sie mir etwa vor, ich sollte mich in den Ruhestand begeben?«
    »Vielleicht nicht sofort«, räumte der Gewaltliebhaber ein, »denn die Träumer scheinen zu bestätigen, dass Sie bei den kommenden Ereignissen eine zentrale Rolle spielen werden. Haben Sie die Absicht, sie bald aufzusuchen?«
    »Ja, schon sehr bald. Ich will … ich muss mich wohl mit dem General auseinandersetzen.«
    »Wenn das Große Geheimnis gelüftet würde, wenn der wahre Grund herauskäme, warum wir unseren Heimatstern verlassen haben und unsere Heimatwelt so weit weg von jeder anderen Sonne bringen …«
    »Ich verstehe.«
    Mit dieser Entgegnung schien sich der Gewaltliebhaber zufrieden zu geben. »Höchstwahrscheinlich wird sich der General mit
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