Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
Verdächtigen nicht vorgestellt“, gab ich zu. Dann durchzuckte mich ein Geistesblitz. „Was er über Inspektor Griffin gesagt hat ...“
    „Bedeutet, dass entweder er oder Inspektor Griffin der Täter ist“, vollendete Holmes meinen Satz.
    Den Rest des Tages verbrachten wir mit einer eingehenden Besichtigung der diversen Tatorte. Doch Holmes schien wenig interessiert.
    Tatsächlich war er gedanklich irgendwo anders. Ich hoffte, dass er geistig nicht bei Lady Myriam weilte.
    Gegen Abend wurde er jedoch wunderlich. Er bestand darauf, dass wir noch einmal zum Friedhof gingen und die Kirche besuchten. Als wäre er hier zu Hause, schritt er am Altar vorbei und öffnete einen kleinen Nebeneingang an der Nordseite. Augenblicke später standen wir in einer stockdunklen Nische des uralten Bauwerks, von dem aus der gesamte Nordteil des Friedhofs einsehbar war. Zielsicher griff Holmes hinter ein niedriges Mäuerchen und holte zwei Klappschemel sowie die beiden Laternen hervor, die uns in der Hütte von Pfarrer Rathbone bereits so gute Dienste geleistet hatten.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte ich ihn.
    „Es handelt sich um ein Experiment, das absolute Ruhe erfordert.“ Er bedeutete mir, mich zu setzen und still zu sein. Ich tat wie mir geheißen.
    Fast drei Stunden mussten wir uns gedulden. Auf einmal löste sich ein Schatten aus der Dunkelheit der Straße und geisterte über den Friedhof. Ich konnte einen breitkrempigen Hut erkennen. Holmes war sofort auf den Beinen und nahm – schleichend, wie ein hungriger Tiger – die Verfolgung auf. Ich beeilte mich, ihm so leise wie möglich zu folgen. Schnell verlor ich die Gestalt aber aus den Augen.
    Einen Moment vermeinte ich jedoch, weite flatternde Gewänder gesehen zu haben. Ein Kleid?
    Ich verließ mich auf Holmes’ Sinne und wurde nicht enttäuscht.
    Wenige Minuten später sah ich die Gestalt erneut. Sie hockte vor einem uralten, seltsam verkrümmt gewachsenen Baum und machte sich an ihm zu schaffen. Tatsächlich schien die Person ein Kleid zu tragen. Der ausladende Hut verbarg jedes weitere Detail.

    „Watson! Licht!“, rief Holmes zu meinem Erschrecken und katapultierte sich beherzt auf unser Opfer, das erschrocken hochfuhr. Ein wildes Gerangel entstand vor meinen Füßen, während ich mich hektisch bemühte, die Laterne zu entzünden. Ein unterdrückter Schrei verscheuchte jede Unsicherheit über das Geschlecht von Holmes’
    Gegner.
    Nach scheinbar endlosen Mühen riss die Laterne endlich die beiden Kämpfenden aus der Dunkelheit. Das „Kleid“ erwies sich als das Gewand eines Geistlichen und sein Inhalt nicht als toter Pfarrer, sondern als wehrhafter Arzt. Als diesem klar wurde, dass wir ihn zweifelsfrei identifiziert hatten, gab Dr. Shamroy schlagartig auf. Augenblicklich packte Holmes ihn fester und fesselte ihn.
    „Wie konnten Sie wissen, dass er herkommen würde?“, fragte ich fassungslos.
    „Nun, mein lieber Watson, nachdem Dr. Shamroy über so viele Leichen gegangen ist, konnte er doch nicht einfach auf seine Beute verzichten. Nicht wahr, Doktor?“
    Der Angesprochene presste nur zornig die Lippen aufeinander.
    „Seine Beute?“
    Mit einer Geste hieß mich Holmes zu warten und begann nach kurzer Untersuchung unzählige Steine, Zweige und Blätter aus einer seitlichen Narbe des seltsamen Baums herauszuholen. Schließlich präsentierte er mir stolz einen mittelgroßen Lederbeutel. Als er ihn öffnete, schlug uns der unverwechselbare Glanz von Gold entgegen.
    „Wie ... Woher ...?“ Meine Verblüffung kannte keine Grenzen.
    „... ich von dem Versteck wusste? Ich wusste es nicht. Es war nur äußerst wahrscheinlich. Unser Täter ging überlegt vor. Als er und Hodgson zufällig von Pfarrer Rathbone bei seinem Einbruch erwischt wurde, tötete Hodgson den Priester und Shamroy war kaltblütig genug, diese lächerliche Legende zur Verschleierung der Tat zu nutzen. Sicherheitshalber versteckte er die Beute hier, da er nicht ausschließen konnte, dass irgendein Historiker die Stücke identifizieren konnte. Sie sollten hierbleiben, bis Gras über die Sache gewachsen sein würde.“ Wieder schenkte Holmes dem verkniffen dreinschauenden Arzt ein süffisantes Lächeln. „Das Versteck war gut. Niemand würde es wagen, hier danach zu suchen, und ein nicht so kaltblütiger Täter hätte die Objekte ohnehin mitgenommen.“ Holmes begann, seine Pfeife zu stopfen. „Er hatte nur etwas Pech. Bowler war aufgefallen, dass das ‚ unheimliche Wimmern ‘ des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher