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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
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die Bewachung des Gefangenen zuständig. Was hat er die ganze Zeit getan?“
    „Nichts, Sir. In dem Buch gelesen und die Fotografie betrachtet.“
    „Was war auf dem Foto zu sehen?“
    „Seine Frau und sein Kind, Sir.“
    „Sonst war nichts darauf zu erkennen?“
    „Palmen, ein Strand und irgendeine Hütte, glaube ich. Sonst nichts.“
    Der zweite Wärter bestätigte die Angaben seines Kollegen.
    „Erlauben Sie, dass ich das Buch und die Fotografie als Andenken behalte, Lestrade? Sie sind für den Fall ja offensichtlich belanglos.
    Eine Frage noch, ich nehme an, der ‚indische Fakir’ trug wie die übrigen Gefangenen Häftlingskleidung?“
    „Er war nicht mehr an das hiesige Klima gewöhnt. Deshalb hat man ihm erlaubt, seinen Mantel, der aber vorher gründlich durchsucht worden war, zu behalten.“
    „Das dachte ich mir. Kennen Sie eigentlich die Legende von Wang-Fo? Nein? Wie schade. Auf Wiedersehen, Lestrade, ich kann nichts weiter tun.“

    Zurück in der Baker Street schmökerte Holmes, ohne auf meine Fragen zu antworten, eine Weile in Hunzickers schmalem Büchlein. Ab und zu gab er vieldeutige Laute von sich und betrachtete das Foto.
    Da hielt ich es nicht mehr aus. „Nun sagen Sie schon, Holmes, wie ist er entkommen?“
    „Genauso, wie er es vorher angekündigt hat.“
    „Wie? Ich verstehe nicht.“
    „Aber das ist doch sonnenklar, Watson. Denken Sie nach! Wenn alle wahrscheinlichen Lösungen eines Problems erschöpft sind, dann ist eben die unwahrscheinlichste die tatsächliche Lösung. In diesem Buch hier wird die Legende des Malers Wang-Fo berichtet, der selbst zu einer Figur in einem seiner Gemälde wurde und so aus der Gefangenschaft entkam. Und im indischen Ramayana wird der Dichter Tulsi Das von dem Affenkönig Hanuman, seiner eigenen Erfindung, gerettet.“
    „Holmes, Sie wollen doch nicht allen Ernstes behaupten, dass eine Sagengestalt in die Zelle geflogen kam und Hunzicker einfach mit sich fortgenommen hat?“
    Holmes’ Grinsen wurde noch breiter. Er schob mir das Bild hin und lehnte sich behaglich zurück. Ich betrachtete das Bildnis. Es zeigte, wie Lestrade und alle anderen übereinstimmend bemerkt hatten, die indische Frau in einem blauen Sari und den fünfjährigen Sohn an ihrer Hand, Palmen und ein Stück des Ozeans. Aus dem Gebäude im Hintergrund, wahrscheinlich ein Tempel, war gerade Hunzicker getreten, der trotz der indischen Schwüle einen Mantel übergeworfen hatte. Die Fotografie hatte den Moment eingefangen und für alle Ewigkeit festgebannt, da der ‚indische Fakir’, in die Helle des Sonnenscheins tretend, seine Frau und seinen Sohn in einiger Entfernung vor sich stehen sah und mit freudiger Erregung auf sie zueilen wollte.
    „Ich verstehe nicht, Holmes, was –?“
    Aber aus Holmes war nichts mehr herauszukriegen. Er verbarg sich hinter dem Dampf aus seiner Pfeife, lächelte selig vor sich hin und schwieg. Irritiert suchte ich nach dem von Lestrade verursachten dunklen Fleck auf dem Teppich, aber auch der war inzwischen eingetrocknet. Und Holmes grinste immer noch nur vor sich hin. Ich wünschte, er würde ebenfalls wie die Katze von Cheshire zur Gänze hinter seinem Grinsen verschwinden, sich in Luft auflösen. Dann hätte ich wenigstens etwas, worüber es sich mit Gewinn grübeln ließe.

 

Tanya Carpenter
    www.tanyacarpenter.de
    Die vielseitige Autorin hat sich vorrangig mit ihrer Vampir-Serie Ruf des Blutes einen Namen gemacht, die seit 2007 im Sieben-Verlag erscheint und ab 2010 auch im DIANA-Verlag von Random House als Lizenz herausgegeben wird. Darüber hinaus ist sie in vielen Anthologien vertreten und hat weitere Romane und Serienkonzepte in Arbeit.

SHERLOCK HOLMES UND DIE EISPRINZESSIN
    Tanya Carpenter
    Sie lag in seinen Armen, am Rande der Bewusstlosigkeit. Dämmerte im Halbschlaf dahin, wissend, dass sie nie wieder daraus erwachen würde. Selbst ihr Amulett, das Siegel der Unsterblichkeit, dessen Hüterin sie so viele Jahre und Jahrzehnte lang gewesen war, konnte ihr nicht mehr helfen, denn sie hatte es ihm freiwillig gegeben. Als Pfand für Michaels Leben. Ach, Michael, dachte sie. Er war das Opfer wert gewesen. Was kümmerte sie Unsterblichkeit, ohne ihn? Doch der Handel erwies sich als Lug und Trug. Selbst, wenn er sie jetzt am Leben ließe, wofür lohnte es sich noch zu leben? Er hatte sein Wort gebrochen, Michael nicht verschont und jegliche Hoffnung war mit ihrem Liebsten gestorben. Raymond schreckte nicht vor kaltblütigem Mord zurück, und
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