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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel
Autoren: Alisha Bionda
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Themsenähe. Er musste dem Mörder in die Quere gekommen sein. Aber nein, der früheste bekanntgewordene Mord war erst Montag begangen worden.
    „Er hat geübt“, stieß ich ungläubig hervor, als mir aufging, was Jacks Verletzungen bedeuteten und wieso die Stiche bei den anderen Opfern so genau platziert waren.
    Sunders schüttelte in seliger Unkenntnis den Kopf. „Ne, trinken konnte Jack immer schon. Ein Blumenmädchen hat ihn gefunden.
    Sagte, er hätte zuletzt was von einem Vogelmann gefaselt. Der war schon halb hinüber vom Gin.“
    Etwas an seinen Worten entfachte einen Gedankenfunken.
    Sunders hustete erneut. „So. Die Polente macht grad Mittag, da schleich ich mich raus.“
    Ich nickte und sah Sunders zurück durch die Hecke schlüpfen.
    Meine Rechte spielte mit Watsons Webley. Eine auffällige Erscheinung hatte Jack angegriffen. Ein Vogelfänger? Oder war das nur das Delirium eines Sterbenden?
    Das kalte Metall des Revolvers ließ meine Fingerspitzen kribbeln, als ich über die Möglichkeit nachdachte, einem Ritualmörder auf der Spur zu sein. London zog Menschen aus allen Erdteilen an, und sie brachten ihre Kulte und Glaubensrichtungen mit. Ein Fanatiker würde sich nicht scheuen, unter den Augen der Polizei zu töten. Vielleicht erhöhte das sogar den Reiz für ihn. Ich musste Gregson ...
    Und was sollte ich ihm sagen? Dass er nach ungewöhnlichen Vögeln suchen sollte? Nein, ich musste den Ort genauer unter die Lupe nehmen. Wie es aussah, würde mich dabei niemand stören. Die Polizei machte wirklich Pause. Oder sie hatte ihre Beobachtungsmethoden entscheidend verbessert.
    Ich schlug mich zwischen die Büsche und strebte der Themse zu.
    Die hohe schlanke Silhouette von Cleopatra’s Needle wies mir den Weg.

    Mit Hilfe von Obelisken hatten die alten Ägypter die Zeit gemessen.
    Ich dachte daran, dass es dort zu dieser Tageszeit keinen Schatten geben würde, wie bei jeder Sonnenuhr. Fast als bliebe die Zeit selbst stehen.
    Ein ersticktes Geräusch drang von ferne an mein Ohr, und ich beschleunigte meine Schritte. Ein Zauber schien über den Park gefallen zu sein, ich hörte sonst weder Vögel, noch Menschen, nicht einmal das Rattern von Kutschenrädern. Nur das Klopfen meines Herzens.
    Ich bog um eine blühende Hortensie. Die Sonne stach mir mit einem Mal in die Augen, und ich riss geblendet die Rechte mit der Waffe hoch, stolperte weiter. Das Metall des Revolvers warf das Licht nicht zurück, sondern schluckte es. Plötzlich konnte ich alles genau erkennen.
    Die niedergesunkene Gouvernante. Das schreckerstarrte Mädchen.
    Und den Fremden mit ausgebreiteten Armen darüber, aufgeputzt mit Gold und Türkisen, wie ein gigantischer Skarabäus. Er griff über seinem Kopf ins Leere – und zog einen gestaltgewordenen Sonnenstrahl aus dem gleißenden Licht, eine Art Dolch. Damit beugte er sich über das Kind wie ein Hohepriester über sein Opfer.
    Der Anblick peitschte mich regelrecht vorwärts. Mit weiten Sätzen näherte ich mich den Gestalten, die vor dem aufragenden Obelisken zwergenhaft erschienen.
    Der Mann musste mich aus dem Augenwinkel gesehen haben. Seine Lippen hoben sich zu einem schakalhaften Grinsen. In seiner Hand glänzte das Stilett, ein Miniatur-Obelisk – vierseitig mit goldener Spitze.
    Ich war immer noch zu weit fort, um ihn direkt anzugreifen. Also blieb ich stehen, zielte. Zwang meinen Atem zur Ruhe für einen sicheren Schuss.
    „Ich brauche kein weiteres verderbtes Herz! Auf die Knie mit dir vor der Majestät der Sonne.“ Die freie Hand des Priesters fasste in die tanzenden Sonnenstrahlen um den Obelisken und schleuderte mir etwas entgegen. Zu spät wandte ich mich ab. Gleißendes Licht fuhr wie eine glühende Nadel durch die Augen in meinen Schädel.
    Ich sah nur noch weiß.
    Der Revolver in meiner Hand zitterte. So konnte ich nicht schießen, ohne Unschuldige zu gefährden. Ich musste den Priester aufhalten, bis sich meine Augen erholt hatten.
    „Welcher Feigling vergreift sich an Kindern und harmlosen Säufern?“, spottete ich in das Nichts hinein. „Such dir ein würdigeres Opfer!“ Ich zwinkerte verzweifelt und versuchte, den grellen Vorhang aufzulösen.
    „Ein reines Herz suche ich.“ Leises Klingeln von Schmuck verriet mir, dass sich der Mann in meine Richtung bewegte.
    „Deines ist nicht besser als das der anderen. Aber ich spüre etwas an dir ...“ Die Stimme wurde leiser und verstummte dann, als wolle sich der Mann nicht verraten.
    Wenn er nur nah genug herankäme,
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