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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel
Autoren: Alisha Bionda
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ein und nahm die Münzen. Ihre auf Griechisch, mit zwitschernder Stimme gehaltene Dankesrede dauerte etwa zehn Minuten. Danach umarmte und küsste uns der Vater noch einmal ausführlich. Bevor auch alle Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen ihren Dank Ausdruck verleihen wollten, entfloh Holmes wieder zu den Musikern.

    Nach dem endgültigen Ende der Feierlichkeiten traten wir erschöpft den Heimweg an. Er nahm fünf Tage in Anspruch, da eine Fähre wegen schlechten Wetters ausfiel und unser italienischer Reisezug stundenlang in sengender Hitze mit einem Lokschaden auf offener Strecke stehen blieb.
    Überflüssig zu erwähnen, dass ich meine Schwiegermutter bei glänzender Gesundheit antraf.
    Erst drei Tage nach der glücklichen Heimkehr des Odysseus gestattete mir meine Frau einen Besuch in die Baker Street. Vorsichtshalber kündigte ich meinen Besuch telegrafisch an. Das war auch gut so, denn Holmes steckte schon wieder mitten in einem neuen Fall. Trotz meines Telegramms musste ich noch bis zum späten Nachmittag im Wohnzimmer auf sein Erscheinen warten.
    „Ein wirklich interessanter Fall“, erläuterte er.
    „Warum lässt sich ein Mann, der keine Milch verträgt und auch keine Katze besitzt, täglich ein Glas Milch bringen?“
    „Er ist gar kein Mann, sondern eine Frau und verfertigt eine Schönheitsmaske aus der Milch!“
    „Die Lösung ist leider nicht so phantasievoll, Watson, wie Sie vermuten. Der Mann war zwar keine Frau, aber ein Spion. Was – pardon! – manchmal dasselbe sein kann.“
    Ich überging diese kleine Provokation.
    „Mit Tinte schrieb er Briefe harmlosen Inhalts. Die Milch brauchte er, um zwischen den Zeilen geheime Mitteilungen unterzubringen.
    Der Empfänger musste die Briefe nur vorsichtig erhitzen. Dabei wurden die mit Milch geschriebenen Zeilen braun und die eigentlichen Nachrichten lesbar. Ganz einfach, nicht wahr?“
    „Aus der Rückschau immer.“
    Während wir die Geschichte vom Arpaganthropos und von dem fliegendem Teppich noch einmal Revue passieren ließen, wurde ich Zeuge der humoristischen Schlusspointe unseres griechischen Abenteuers. Als Mrs Hudson nämlich den Tee brachte, fragte Holmes nach dem arberischen Teppich aus seinem Schlafzimmer.
    „Die Seite, die zum Fußende meines Bettes zeigte, zeigt jetzt zum Kopfende.“
    „Das Mädchen hatte sich über diesen staubigen Orientfetzen beschwert, Mr Holmes. Jeden Morgen beim Bodenwischen holte sie sich auf ihm schmutzige Schuhsohlen und hinterließ Fußabdrücke auf den Dielen. Dann musste sie sie erneut wischen. Da habe ich den Teppich kurzerhand dem Hausburschen gegeben. Der hat ihn im Hof über die Stange gelegt und kräftig durchgeklopft.“ Nach einer Schrecksekunde kicherte Holmes los.
    Mrs Hudson blickte verwundert drein. „Warum lachen Sie denn so, Mr Holmes? Mein Gott, jetzt haben Sie sich ja verschluckt! Entschuldigen Sie bitte vielmals! Habe ich etwas Falsches gesagt? Mr Holmes!“ Holmes hustete in sein Taschentuch hinein. Mit einem Zipfel wischte er sich dabei die Tränen aus den Augenwinkeln. Ich klopfte ihm auf den Rücken.
    „Mrs Hudson“, begann er, um Atem ringend. „Lassen Sie es mich mit abgewandelten Versen des Dichters sagen: Gefährlich ist’s den Leu zu wecken. Verderblich ist des Tigers Zahn! Doch der schrecklichste der Schrecken ist der Hausfrau Besenwahn!  „
    Unsere Vermieterin verstand meinen Freund nicht. Wahrscheinlich fürchtete sie, er sei endgültig verrückt geworden.
    „Entschuldigen Sie nochmals.“ Kopfschüttelnd ging sie hinaus und schloss die Tür hinter sich. Holmes fand seine Fassung noch immer nicht wieder. Sein irres Kichern klang fast wie ein verzweifeltes Weinen.

 

Linda Budinger
    www.lindabudinger.de
    Linda Budinger schreibt seit mehr als 20 Jahren. Märchen, Mythen und Legenden aus aller Welt faszinierten sie von Kindheit an und haben ihre eigenen Werke be-einflusst. Nach dem Abitur studierte sie einige Semester Ur- und Frühgeschichte, Germanistik und Völkerkunde und fand dort weitere Anregungen für das eigene Schaffen. Inzwischen ist sie als freie Autorin und Übersetzerin tätig, seit 2007 in Zusammenarbeit mit der Literaturagentur Schmidt & Abrahams .
    Neben diversen Kurzgeschichten, Krimis und phantastischen Novellen in der Serie Schattenreich pulp magazine (Bastei Verlag) hat sie auch Fantasy-Hörspiele verfasst.
    Bei Heyne und FantasyProductions erschienen drei Romane ( Der Geisterwolf, Goldener Wolf, Eiswolf ) in der Reihe „Das Schwarze Auge“.
    Der
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