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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel
Autoren: Alisha Bionda
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Leib aus der Seelenmaterie der anderen Herzen geschaffen – und darin liegt seine Schwäche. Aber schnell, sobald er das unschuldige Kinderherz gestohlen hat, wird er sich selbst mit dem Dolch töten und sein eigenes Herz mit dessen Essenz reinigen.“
    Ich stemmte mich ein Stück höher, klemmte den verletzten Arm unter dem Oberkörper ein, um den Rückstoß zu mindern, und ergriff den Revolver mit der Linken.
    Blattgrün sickerte langsam wieder in mein Gesichtsfeld und die Konturen ringsum schärften sich. Mary wimmerte, als sich der Priester über sie beugte.
    „Machen Sie es gut, alter Knabe“, sagte Watson. Er zwinkerte, wurde zu einem Nebelstreif und verschwand im Lauf der Webley. Die Waffe glühte für einen Sekundenbruchteil auf. Dann lag sie leicht und warm in meiner linken Hand.
    Die volle Sehkraft kehrte zurück, Täter und Opfer waren jedoch schon zu nah beieinander. Meine Zunge klebte am Gaumen. „Priester“, krächzte ich, während ich die Waffe ausrichtete, „du hast etwas vergessen.“
    Der Ägypter fuhr hoch wie eine wütende Kobra, und ich schoss.

    Ich sah noch, wie sich das Projektil in seinen Leib brannte, dann übermannte mich die Ohnmacht.

    Ich erwachte mitten im aufgeregten Bericht von Miss Pearson. Mary war auf der Suche nach dem Vogel zurück zum Obelisken gelaufen.
    Dort hatte der Ägypter die beiden überwältigt. Die Erzieherin erzählte den Polizisten, wie ich den Priester unschädlich gemacht und sie gerettet hatte. So musste es gewesen sein. Alles andere waren Hirngespinste, Hoffnungen.
    Ein Polizeiarzt versorgte meine Wunden, und Gregson selbst kümmerte sich um meinen Transport in die Baker Street.
    Dort lag ich dösend auf dem Sofa. Die Erschöpfung konnte meine Gedanken nicht zügeln. Hatte ich wirklich den Geist meines toten Freundes getroffen? Hatte seine Seele in einem Stück Metall überdauert oder zurückkehren können, wie die des ägyptischen Priesters?
    Wenn man alles ausschließt, muss das, was übrig ist, die Wahrheit sein. Wie kann ich schlussfolgern, wenn meine Augen geblendet und die übrigen Sinne benebelt vor Schmerz waren?
    Aber ich weiß, bis dato war ich wohl allein, aber nie einsam gewesen.

 

Sir Arthur Conan Doyle
SHERLOCK HOLMES
    Unsterblicher Meisterdetektiv
Christian Endres
    London, November 1896. Das Licht der Gaslaternen wird von zähen Nebelschwaden gedämpft, die um diese Jahreszeit wie hungrige Raubtiere zwischen den Häusern lauern. Die Hufe eines Pferdes klappern laut auf dem feuchten Straßenbelag, als vor der Hausnummer 221 in der Baker Street eine wendige kleine Droschke vorfährt, der eine verschleierte Frau ganz in Schwarz entsteigt. Kurz nach Eintreten der Witwe verstummt das jammernde Geigenspiel, das bis dahin aus der Wohnung im ersten Stock des Hauses geklungen ist. Keine Viertelstunde später hört die alte Haushälterin, Mrs Hudson, schließlich eine vertraute Männerstimme über ihr in 221b rufen: „Haben Sie Ihren Revolver, Watson? Ausgezeichnet. Kommen Sie, alter Knabe! Das Wild ist auf!“
    Wir wissen alle, wer da ruft (und Hamlet zitiert), worum es geht und was gleich folgt: Die Gefahren. Das Rätsel. Die abenteuerliche Jagd nach Hinweisen. Die Deduktion. Der Sieg der Gerechtigkeit – und der wiederholte Triumph des großen Sherlock Holmes, der anschließend jedoch direkt wieder in gelangweilte Lethargie verfällt und die geistige Stimulierung durch seine siebenprozentige Kokainlösung sucht, bis der nächste Fall sein Interesse weckt und seinen Intellekt kitzelt. Dass man schon nach wenigen Sätzen und im Grunde einer einzigen Szene ein genaues Bild vor Augen hat, zeigt, wie bekannt Sherlock Holmes nicht erst seit Gestern ist. Doch wie wurde aus einer belletristischen Figur aus der Welt der britischen Literaturmagazine Ende des 19. Jahrhunderts ein popkulturelles Phänomen – und wie ein bis heute gültiger, metaphorischer Detektiv-Archetyp, bei dem die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit sogar regelmäßig verschwimmen?

    Eine Spurensuche, die in einem Hörsaal in Schottland beginnt und vorläufig mit dem verdächtigen Guy Ritchie endet.

    Vorbildfunktionen
    Mit 28 Jahren schuf der damals noch als Arzt praktizierende Arthur Conan Doyle Ende der 1890er die geigespielende, kokainspritzende Verbrechensbekämpfungsmaschine Sherlock Holmes. Dazu ließ sich Conan Doyle von zwei Quellen inspirieren: einer literarischen in Form von Edgar Allan Poes Detektiv Auguste Dupin und Èmile Gaboriaus Inspektor Lecoq; und einer real
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