Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
wollte ich ins Wasser steigen, da geriet in mein begrenztes Gesichtsfeld ein landendes Ruderboot. Am Bug, vor den Ruderern, stand in affektierter Pose ein säbelbewehrter Soldat in phantasievoller Uniform. Der Fez und ein gewaltiger Schnurrbart wiesen ihn als Türken aus. Er sprang aus dem Boot und kam direkt auf mich zu.
    „Du Englischmann? Dr. Watson?“, fragte er auf Englisch mit stark orientalischem Akzent.
    „Und wer sind Sie, Sir?“
    „Du keine Fragen stellen. Hier türkisches Territorium! Du antworten!“
    „Solange Sie sich nicht vorstellen, sage ich gar nichts! Ich bin britischer Staatsbürger.“
    Die Augen dieses arroganten Osmanen verengten sich vor Zorn zu schmalen Schlitzen.
    „Ich Baschtschavusch Adülkadir Acar. Du Dr. Watson?“
    „Eben derselbe.“
    „Du verhaftet wegen Mord an Aylischabet Snrrgrff.“
    „Elizabeth? Tot? Wann? Wie? Wo?“
    „Auf Nachbarinsel. In Grotte. Bis Bauch eingegraben in Boden.
    Flut kommt, sie ertrinkt. Türkische Fischer sie finden.“
    „Und warum werde ich verhaftet? Ich kenne diese Nachbarinsel nicht einmal.“
    „Ajan sagen, Du ganze Zeit hier mit Ailyschabet Snrrgrff zusammen. Illegal. Du zeigen türkisch Visum!“
    Weil ich das nicht konnte, gab er ein Zeichen. Seine Leute packten mich und warfen mich in den Sand. Einer setzte sich auf meinen Rücken, ein anderer packte meine Unterschenkel und presste sie gegen das Holz des Ruderbootes. Ein Dritter gab mir je fünf Streiche mit einem Tamp auf die blanken Fußsohlen. Gegen meinen Willen schrie ich bei jedem Streich auf.
    „Das wirst du bereuen!“
    „Warum? Ich‚Vater der Zwanzig’. Weil nie geben weniger als zwanzig Hiebe auf jede Fuß. Du Glückspilz, Englischmann! Nur fünf!“

    „Dir sollen sämtliche Zähne ausfallen, Kümmeltürke“, zischte ich,
    „nur einer soll stehen bleiben. Fürs Zahnweh!“ Er warf mir mit angewiderter Miene meine Kleider zu, die ich rasch über meine Schwimmhose zog. Dann stieg ich mit blutigen Füßen ins Boot, meine Schuhe in der Hand. Sie passten nicht mehr.
    Das Boot brachte uns zu einer verrosteten Dampfbarkasse, die hinter einer Klippe vor Anker lag.
    Am Abend stieß mich eine rohe Hand in die stinkende Zelle eines Gefängnisses auf einem Felsen hoch über dem Meer. Als sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah ich mich sechs wilden Gestalten gegenüber. Ihnen fehlten Finger, Füße oder Hände, Augen oder Ohren, und sie umringten mich sofort, um meine Taschen zu durchwühlen. Sie nahmen mir meine Schuhe und meinen silbernen Bleistift und sogar mein Taschentuch weg – die goldene Uhr hatte schon der Baschtschavusch gierigen Blickes konfisziert.
    Vorsichtshalber verzichtete ich auf jede Gegenwehr. Da sah ich in der Ecke einen siebten Mann liegen. Er war krank und stöhnte. Das war meine Chance!
    „Lasst mich zu ihm! Ich bin Arzt – Doktor.“
    Widerstrebend machten sie Platz. Nach kurzer Untersuchung stand meine Diagnose fest: Blinddarmentzündung. Ein aussichtsloser Fall!
    „Was hat?“, fragte einer der wilden Kerle.
    „Appendizitis!“
    „Tod?“, fragte ein anderer.
    „Ich fürchte ja. Bald!“
    „Wenn Tipple stirbt, du auch tot!“
    Na wunderbar! Jetzt war es Zeit, die Wunschmuscheln auszuprobieren! Ich nahm sie unauffällig in die Hand.
    „Tipple soll gesund werden“, wünschte ich. „Und Sherlock Holmes soll kommen. Und ich will hier raus!“
    Wegen des bestialischen Gestanks in der Zelle fand ich kaum Schlaf und hatte Zeit zu grübeln. Der Ajan, der Spion, den der Baschtschavusch erwähnt hatte, konnte nur einer der griechischen Fischer sein!
    Na wartet!
    Am nächsten Morgen war Tipples Fieber ohne mein Zutun gesunken. Am Abend konnte er sogar ein Stück Fladenbrot zu sich nehmen, das seine Kameraden aufgespart hatten. Wir mussten uns mit der Wassersuppe begnügen, die ein türkischer Diener brachte. Verhört wurden wir nicht. Immerhin behandelten die Burschen mich jetzt mit etwas mehr Respekt, und ich erhielt meine Sachen zurück.
    In der Nacht blieb es still. Trotz des Gestanks schien ich ein wenig eingenickt zu sein, denn eine gewaltige Explosion riss mich aus meinen Albträumen. Anschließendes dumpfes Gepolter zeigte mir, dass ich nicht mehr träumte. In die Zelle schien gleißend hell die Morgensonne, denn die Außenwand war eingestürzt. Auf dem Meer tuckerte die Maschine eines Dampfschiffes.
    „Alle Mann von Bord!“, rief Tipple.
    Vier Fäuste packten mich an den Armen und warfen mich einfach hinaus. Nach einem langen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher