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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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würde, denn das Gewehr gab es nur bei Wellingtons Truppen, und es würde ihm dem Feind gegenüber einen Vorteil verschaffen. Ich wusste, dass er nicht bei seinen geliebten 95th Rifles bleiben konnte, denn da wäre ich auf jene Gefechte beschränkt gewesen, an denen das Regiment tatsächlich teilgenommen hatte, und ich wollte ihm die Freiheit geben, überall hin zu gehen. Ich wusste, dass er aus dem Soldaten- in den Offiziersrang aufgestiegen sein sollte, denn so würde er auch Probleme in seiner eigenen Armee haben. Doch abgesehen von diesen beiden Dingen wusste ich nicht wirklich viel. Zu Beginn des Buches beschrieb ich ihn als groß und dunkelhaarig, was ja auch ganz in Ordnung war, doch dann kam Sean Bean, und ich habe versucht, seine Haarfarbe nie mehr zu erwähnen. Ich gab ihm eine vernarbte Wange, obwohl ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern kann, welche Wange ursprünglich die Narbe hatte, rechts oder links, und daher vermute ich, dass sich das von Buch zu Buch unterscheidet. Was ich ihm zu Beginn jedoch nicht gab, war ein Name, denn ich suchte nach etwas, das genauso einprägsam und einmalig war wie Horatio Hornblower. Die Tage vergingen. In der Küche stapelten sich die Seiten, und noch immer hieß er Lieutenant XXX. Ich stellte eine Namensliste zusammen, doch keiner von denen funktionierte, und allmählich ärgerte mich das. Es behinderte mich mehr und mehr beim Schreiben, und schließlich hatte ich die Nase voll, und so gab ich meinem Rifleman einfach einen zeitgenössischen Namen. Ich nannte ihn Richard Sharpe nach dem großen englischen Rugbyspieler Richard Sharp. Wenn mir etwas Besseres einfiel, dachte ich, konnte ich ihn ja immer noch ändern. Doch nach ein, zwei Tagen nannte ich ihn Gedanken bereits nur noch Sharpe.
    Patrick Harpers Name war leichter zu finden. Unmittelbar bevor ich mit Sharpe begonnen habe, habe ich in Belfast gelebt und eine Liebe zu Irland entwickelt, die seitdem nicht mehr abgeebbt ist. Und ich hatte einen Freund in Belfast mit Namen Charlie Harper, und der wiederum hatte einen Sohn mit Namen Patrick. Das Problem war nur, dass die Familie Harper die Briten nicht sonderlich mochte, und dazu hatte sie auch einen Grund. Deshalb machte ich mir Sorgen, dass es ihnen nicht gefallen würde, wenn ich einen Soldaten in der britischen Armee nach ihrem Sohn benannte. Also habe ich sie erst einmal um Erlaubnis gebeten, und sie haben sie mir mit Freuden erteilt, und seitdem marschiert Harper an Sharpes Seite.
    Das Buch war nach etwa sechs Monaten fertig, und ich hatte keine Ahnung, ob es gut war, aber ich fand einen Literaturagenten in London, und der fand einen Verleger, und so wurde Sharpes Trophäe im Jahre 1981 veröffentlicht. Ich selbst habe es seitdem nicht mehr gelesen, doch vor Kurzem hat mir ein Leser erzählt, wie er auf dieses erste Buch reagiert hat. »Zuerst dachte ich, es wäre wie jedes andere Buch«, hat er gesagt, »doch dann hat Sharpe Berry umgebracht, und ich wusste, dass es anders war. Andere Helden hätten das nie getan. Alle anderen sind Offiziere und Gentlemen, Sharpe nicht.« Sharpe war also von Anfang an ein Gauner. Berry war ein anderer britischer Offizier, der Sharpes Zorn erregt hat, und das ist niemals klug, vielleicht weil Sharpe so von Wut getrieben ist. Es ist die Wut einer unglücklichen Kindheit, die Wut eines Mannes, der sich jedes Privileg hat erkämpfen müssen, das anderen einfach so gegeben wurde, und diese Wut hat ihn stets getrieben. Darin unterscheidet er sich sehr von Hornblower, der stets edel und ehrenhaft war. Sharpe ist ein Gauner, ein Schurke gar, und er ist gefährlich, aber er ist auf unserer Seite.
    »So einen Säbel hätte er niemals tragen können«, erklärte mir ein Experte nach der Veröffentlichung von Sharpes Trophäe . Diese Art von Säbel, der Pallasch, war ein schwerer Kavalleriesäbel, der 1796 eingeführt wurde, ein Monstrum von einer Waffe, schlecht ausbalanciert und uneffektiv. Doch mir gefiel die Vorstellung, dass so ein großer Mann wie Sharpe ein regelrechtes Schlachtermesser schwang. Ich nahm ein wenig Geld, das ich nicht hatte, und leistete mir einen solchen Säbel (der Verkäufer versicherte mir, dass er tatsächlich bei Waterloo getragen wurde, und mir gefällt die Vorstellung), und ich stellte fest, dass man ihn durchaus tragen konnte. Ich schnallte ihn an einen Gürtel und er saß gut. Also war das in Ordnung, und seit diesem Tag trug Sharpe den Pallasch.
    Die Geschichte der Belagerung von Badajoz im
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