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Sharpes Weihnacht

Sharpes Weihnacht

Titel: Sharpes Weihnacht
Autoren: Bernard Cornwell
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meiner Schande gestehen, Sir.«
    Das Gesicht hart wie Stein, übermittelte d’Alembord Sharpes Botschaft. Eine französische Brigade war bereits besiegt worden, und die britische Streitmacht am Pass war nun bereit, Gudins Männern die gleiche Behandlung zuteilwerden zu lassen. D’Alembord achtete jedoch sorgfältig darauf, nicht zu verraten, über was für Truppen genau die Briten verfügten, denn sollte der Franzose erfahren, dass er es nur mit einem Bataillon zu tun hatte, würde er vielleicht beschließen, es doch noch auf einen Kampf ankommen zu lassen. »Wir warten mit Riflemen und Rotröcken auf Sie«, sagte er stattdessen und tat damit so, als stünden mindestens zwei Bataillone in Irati. »Sie können natürlich kämpfen, Monsieur, oder Sie können Ihren Männern den Tod ersparen.«
    Gudin hatte das furchtbare Musketenfeuer gehört, und er wusste, welche Schrecken seine Männer würden erdulden müssen, sollten sie versuchen, sich einen Weg über den Pass zu erzwingen. Trotzdem wollte er nicht so leicht aufgeben. »Ich respektiere Ihre Parlamentärsfahne«, sagte er zu d’Alembord und schaute zu dem blutdurchtränkten Taschentuch, das neben Nicholls’ Leiche lag, »und ich bin gern bereit, mit Ihrem kommandierenden Offizier zu reden.«
    D’Alembord zögerte. Wenn er auf Gudins Vorschlag einging, dann würde der Franzose herausfinden, wie schwach die Briten wirklich waren, doch andererseits würde er dann auch Major Sharpe kennenlernen, und den hatte noch nie jemand für schwach gehalten. Also nickte d’Alembord. »Aber Sie werden Ihren Männern befehlen zu bleiben, wo sie sind«, erklärte er. »Dann können Sie ins Dorf kommen.«
    Gudin nickte, und die Schlacht war vorbei – jedenfalls für den Augenblick.

    Sharpe erfuhr von Nicholls’ Tod, als er die Franzosen noch immer dabei beobachtete, wie sie ihre Toten am nördlichen Hang einsammelten. Er fluchte, als er die Nachricht vernahm, doch er wagte es nicht, den Pass zu verlassen, nicht bevor er nicht sicher war, dass die französische Brigade tatsächlich abgezogen war. Aber er schickte zwei weitere Kompanien ins Dorf zurück, um den Feind im Auge zu behalten, der eine Meile südlich davon wartete. Dann, bei Einbruch der Nacht, war er überzeugt davon, dass die Brigade ins tiefer gelegene Tal abgerückt war und keinerlei Bedrohung mehr darstellte, und er marschierte mit Mord im Herzen nach Irati zurück. Er sah die Pferde, die vor der Casa Alta angebunden waren, und wütend trat er die Tavernentür auf. »Welcher froschfressende Bastard hat es gewagt, einen meiner Offiziere umzubringen?«, brüllte er und stürmte in den Raum, eine Hand auf dem Heft seines schweren Kavalleriesäbels.
    Ein großer, grauhaariger Franzose trat ihm gegenüber. »Der Mann, der Ihren Offizier ermordet hat, ist tot, Monsieur«, sagte der Franzose in gutem Englisch. »Ich habe ihn erschossen.«
    Sharpe blieb stehen. Seine Hand ließ den Säbelgriff los und er starrte den Mann mit offenem Mund an. Eine Sekunde lang schien es ihm die Sprache verschlagen zu haben, doch dann fand er seine Stimme wieder. »Colonel Gudin?«, fragte er voll Staunen.
    Gudin lächelte. »Oui, Caporal Sharpe.«
    »Mon colonel«, sagte Sharpe und trat mit ausgestreckter Hand vor, doch Gudin ignorierte die Hand. Stattdessen schlang er die Arme um ihn und küsste ihn auf beide Wangen. D’Alembord, der das Ganze beobachtete, lächelte.
    »Ich wusste, dass Sie es sind!«, sagte Gudin, die Hände noch immer auf Sharpes Schultern. »Ich bin ja so stolz auf Sie, Sharpe. So stolz.« Tränen schimmerten in Gudins Augen. »Und was Ihren toten Offizier betrifft, so tut mir das sehr leid. Ich konnte es nicht verhindern.«
    Die Küchentür flog auf, und Daniel Hagman streckte den Kopf in den Raum hinein. »Wir brauchen mehr Handtücher, Captain«, sagte er zu d’Alembord. Dann bemerkte er Sharpe. »Hallo, Major. Ich wusste ja gar nicht, dass Sie hier sind.«
    »Ja, ich bin hier, verdammt«, sagte Sharpe. »Und wofür brauchen Sie denn Handtücher? Haben Sie nicht Wachdienst? Wollen Sie etwa baden?«
    »Ich hole gerade ein Kind auf die Welt, Sir«, antwortete Hagman, als wäre das die natürlichste Sache der Welt für einen Rifleman am Weihnachtsabend. »Das ist auch nicht mein erstes Baby. Der Arzt der Froschfresser wollte die Frau aufschneiden. Das wäre ihr Tod gewesen. Aber ich bringe sie schon durch. Das ist nicht viel anders, als ein Lamm zur Welt zu bringen, nur die Hufe sind nicht ganz so scharf. Danke,
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