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Sharpes Weihnacht

Sharpes Weihnacht

Titel: Sharpes Weihnacht
Autoren: Bernard Cornwell
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während im Dorf neunhundert französische Gefangene unter den wachsamen Augen der Grenadierkompanie darauf warteten, wieder nach Spanien und in Gefangenschaft gebracht zu werden.
    Einhundert Franzosen hatten jedoch frei ziehen dürfen. Einhundert Franzosen, ihre Frauen, ihre Kinder, ihr Colonel und ein Adler. Sie waren frei, weil Sharpe einem alten Freund hatte helfen wollen. Er hatte ihm einen Sieg geschenkt, und nun beobachtete Sharpe, wie Gudins Männer den Hang hinabstiegen, und er sah, wie die Männer der besiegten Brigade ihnen entgegenliefen. Er hörte den Jubel, und durch sein Fernrohr sah er im silbernen Licht des Mondes, wie sich die Offiziere der Brigade um Colonel Gudin drängten – um Gudin, den Pechvogel, der am Weihnachtsmorgen einen Adler gerettet und sich in die Freiheit durchgekämpft hatte. Colonel Jean Gudin, der Held – endlich.
    »Glauben Sie, die werden je herausfinden, dass das alles nur gespielt war?«, fragte Harper Sharpe.
    »Wer würde das denn glauben? Würdest du die Geschichte glauben, wenn man sie dir erzählt?«
    »Ich würde glauben, dass der Erzähler kräftig einen über den Durst getrunken hat«, erwiderte Harper und fügte nach kurzer Pause hinzu: »Übrigens – fröhliche Weihnachten, Sir.«
    »Dir auch, Patrick.«
    »Jetzt gibt es wohl Hammel zum Weihnachtsessen, nehme ich an.«
    »Ja, sieht so aus. Wir werden uns ein paar Schafe kaufen, und du kannst sie dann umbringen.«
    »Nicht ich, Sir. Sie, Sir.«
    Sharpe lachte. Dann drehte er sich nach Süden in Richtung des Dorfes um. Der Weihnachtsmorgen war klar und frisch. Seine Männer lebten. Ein alter Freund war ein Held, und zum Abendessen würden sie Hammel haben.
    Das war Sharpes Weihnachten.

Nachwort
    »Sharpes Weihnacht« und »Sharpes Lösegeld« sind zwei Kurzgeschichten, die beide für die »Daily Mail« geschrieben worden sind, die zweimal hintereinander ihr Blatt über die Festtage hat füllen müssen. In diesem Zusammenhang muss ich amerikanischen Lesern zunächst einmal erklären, dass britische Zeitungen die ganze Weihnachtswoche als Ferienzeit betrachten. Natürlich schaffen es auch zu dieser Zeit echte Nachrichten in die Zeitung, aber die meisten Redakteure sind daheim und stopfen sich mit Truthahn, Plumpudding und Brandy voll. Deshalb müssen viele Seiten mit etwas anderem gefüllt werden. Die »Daily Mail« war sehr spezifisch: Jedes Jahr wollten sie eine Geschichte von zwölftausend Wörtern Länge, sorgfältig dreigeteilt, damit sie jeden Tag vierhundert Zeilen drucken konnten, und ich bin stolz darauf, diese Anforderungen exakt erfüllt zu haben - plus/minus zwei Wörter. Jetzt sind beide Geschichten natürlich länger, da ich befreit von diesen Restriktionen die Gelegenheit genutzt habe, um sie noch einmal zu überarbeiten.
    Schon als ich die Anfrage der »Daily Mail« erhielt, kam mir das ein wenig seltsam vor. Sharpe - Gott segne ihn - ist nicht gerade ein Mann des Friedens. Gutwillig? Ja - zumindest jenen gegenüber, die er mag -, aber Sharpe und Weihnachten, das will so gar nicht zusammenpassen, denn immerhin ist Weihnachten das Fest, an dem Frieden auf Erden herrschen soll. An Weihnachten geht es um Hirten und Babys, um Engel und Wunder, um Geschenke und Feiern, während es sich bei Sharpe eigentlich nur um Konflikte dreht, gewalttätige noch dazu. Der Gegensatz ist fast vollkommen, doch die Anfrage faszinierte mich, und ich versuchte, zwei Geschichten zu schreiben, die zum einen den Geist der Weihnacht ausdrückten, zum anderen Sharpes kriegerische Natur aber auch nicht ignorierten.
    Für jene, die wissen wollen, wo sich diese Geschichten in Sharpes Karriere einfügen: »Sharpes Weihnacht« findet nach »Sharpes Regiment« statt. Es spielt 1813, gegen Ende des Spanischen Unabhängigkeitskrieges, doch die Geschichte entstand kurz nach der Fertigstellung von »Sharpes Feuerprobe«, das 1799 in Indien spielt, im Vierten Mysore-Krieg. Einiges in »Sharpes Weihnacht« bezieht sich auf die Ereignisse von 1799, als Sharpe kurz (und mit offiziellem Segen) in einer kleinen französischen Einheit diente, die versuchte, den britischen Angriff auf Seringapatam zurückzuschlagen. Eine meiner Freuden beim Schreiben war es dann auch, Colonel Gudin noch mal einzuführen, jenen Franzosen, der als einer der ersten Offiziere Sharpes Potenzial erkannt hat.
    Die zweite Geschichte, »Sharpes Lösegeld«, spielt nach »Sharpes Waterloo« und daher in Friedenszeiten - auch wenn Sharpes Leben natürlich nie wirklich
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