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Sharpes Lösegeld

Sharpes Lösegeld

Titel: Sharpes Lösegeld
Autoren: Bernard Cornwell
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Geist irgendwie aus dem Grabe gestiegen sein und dieses Unheil auf seinen alten Feind herabbeschworen haben.
    »Aber wir haben nichts!«, erwiderte Lucille. »Wir haben nur, was Sie hier sehen!«
    Maître Lorcet achtete nicht auf ihren Einwand. »Der Wert des Goldes«, sagte er mit sehr gelassener und eindringlicher Stimme, »belief sich auf zweihunderttausend Francs, glaube ich.«
    Sharpe lachte auf. »Ihr Freund Ducos hat die Hälfte davon verprasst.«
    »Wirklich? Also einhunderttausend Francs«, erwiderte Lorcet gleichmütig, und gleichmütig konnte er sein, denn die Hälfte der Summe entsprach noch immer beinahe fünfzigtausend Pfund, und von zweihundert Pfund konnte ein Mann ein Jahr lang im Luxus schwelgen. Mit fünfzigtausend konnte er leben wie ein König.
    »Ich war nicht allein, als ich das Gold erbeutete«, sagte Sharpe zu dem Anwalt. »Fragen Sie Ihren Freund, Sergent Challon.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf den großen Mann. »Général Calvet war bei mir. Glauben Sie, er wollte nichts von dem Gold abhaben?«
    Lorcet sah Challon an, der widerstrebend nickte. »Calvet war dabei, Maître«, bestätigte er.
    Der Anwalt zuckte nur mit den Schultern. »Also haben Sie den Schatz geteilt«, räumte er ein, »aber es muss dennoch eine beträchtliche Summe übrig sein.«
    Sharpe schwieg.
    »Ich kann es aus ihm rausprügeln, Maître«, erbot sich Challon.
    »Ich verabscheue Gewalt«, entgegnete der Anwalt mit einiger Schroffheit. »Sie ist die Zuflucht der Unfähigen und Dummen. Vernunft ist das bessere Instrument. Seien Sie ehrlich zu mir, Major«, beschwor er Sharpe. »Gewiss haben Sie doch nicht alles ausgegeben?«
    Sharpe seufzte, als ergebe er sich in das Unausweichliche. »Vierzigtausend Francs sind noch übrig«, gestand er und hörte Lucille erstaunt aufkeuchen. »Vielleicht sogar etwas mehr«, fügte er grollend hinzu.
    Henri Lorcet lächelte erleichtert, denn er hatte befürchtet, dass er am Ende seiner langen Suche gar nichts erhalten würde, und obwohl vierzigtausend Francs weniger waren als erhofft, stellten sie in diesen harten Zeiten ein beträchtliches Vermögen dar. »Dann sagen Sie mir, wo es ist, Major«, sagte er, »und wir nehmen es und lassen Sie in Frieden.«
    Nun war Sharpe mit Lächeln an der Reihe. »Es liegt alles auf einer Bank, Lorcet«, sagte er, »in Monsieur Plaquets Bank in der Rue Deauville in Caen. Es befindet sich in einer großen Truhe mit eisernen Ecken, hinter einer eisenbeschlagenen Tür in ein Steingewölbe verschlossen, zu dem Monsieur Plaquet einen Schlüssel hat und ich den anderen.«
    Sergent Challon spie auf den Herd, dann ringelte er einen seiner langen Zöpfe zusammen und gab ihn wieder frei. »Der lügt«, knurrte er den Anwalt an. »Lassen Sie mich die Wahrheit aus ihm rausprügeln.«
    »Dann schlagen Sie mich doch, Sergent«, sagte Sharpe, »und reißen Sie das Château nieder, aber wenn Sie nichts finden, was machen Sie dann?«
    »Dann verprügele ich Sie noch mal«, versetzte Challon, »und nehme mir, was wir bereits haben und was wir wollen.« Er blickte Lucille an, die selbst in ihrem Hauskittel wunderschön aussah. Sie hatte ein glattes Gesicht, umgeben von glänzendem schwarzem Haar, große dunkle Augen und volle, fein geschwungene Lippen. Sie strahlte Gelassenheit aus, sodass einige Dörfler erklärt hatten, sie gleiche der Mutter Christi, doch für Challon war sie nur eine andere Frau, die er sich nehmen, vergewaltigen und wegwerfen konnte. »Was immer wir wollen«, betonte er.
    Sharpe sagte nichts, und auch sein Gesicht gab nichts preis. Lorcet hingegen zog ein gequältes Gesicht ob der Rohheit des Sergent. »Wir wollen nur das Gold des Kaisers«, sagte der Anwalt und tadelte Challon wortlos durch seinen Tonfall. »Und natürlich das hier.« Er hielt den Rubin hoch.
    »Der gehörte zu Bonapartes Schatz«, sagte Sharpe, »und muss den einen oder anderen Centime wert sein.«
    »Aber nicht vierzigtausend Francs«, stellte Lorcet fest. Er steckte den Edelstein behutsam in eine Westentasche, dann nahm er aus seinem Beutel einen Stapel Papier, einen Federhalter und ein Tintenfass. »Sie werden diesem Monsieur Plaquet schreiben«, befahl er Sharpe, »ihm Ihren guten Freund Maître Lorcet empfehlen und ihn informieren, dass dieser das Gold in seine Obhut nimmt.«
    »Das wird er nicht tun«, entgegnete Sharpe tonlos, den Blick auf den Anwalt gerichtet.
    »Er sollte es besser tun!«, fuhr Lorcet auf. Endlich zeigte er leichte Ungeduld.
    Sharpe seufzte und
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