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Sharpes Lösegeld

Sharpes Lösegeld

Titel: Sharpes Lösegeld
Autoren: Bernard Cornwell
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schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Frau, Lorcet«, sagte er, »eine diebische Frau in England. Sie konnte mein gesamtes Geld stehlen, weil ich meinem Londoner Bankier einen Brief schrieb, in dem ich ihr mein Vertrauen aussprach. Aus diesem Grund habe ich mit Monsieur Plaquet eine Vereinbarung getroffen. Er gibt mein Geld an niemanden heraus außer an mich persönlich.« Er klopfte sich auf die Brust. »Nur an mich.«
    Lorcet warf einen Blick auf Lucille, die nickte, obwohl sie überrascht wegen dieser Vereinbarung war, von der sie nie gehört hatte. »Es ist wahr«, flüsterte sie und meinte damit, es sei wahr, dass Jane Sharpe das Geld ihres Mannes gestohlen hatte, doch ob die übrigen Aussagen Sharpes der Wahrheit entsprachen, wisse sie nicht.
    »Ich muss selbst zur Bank gehen«, fuhr Sharpe fort, »mit meinem Schlüssel. Ansonsten? Nichts.«
    »Und wo ist der Schlüssel?«, fragte Lorcet.
    Sharpe blickte zu dem Schlüsselbrett neben der Küchentür. Lorcet bekundete durch ein Nicken seine Erlaubnis, und Sharpe stand auf und nahm einen großen, schweren schwarzen Schlüssel an sich, der aussah, als sei er so alt wie die Zeit. Endlich begriff Lucille, dass er ein Spiel trieb, denn der Schlüssel öffnete keinen Tresorraum in Caen, sondern gehörte zu der vernachlässigten Kapelle des Châteaus.
    Sharpe warf den Schlüssel dem Anwalt zu. »Wenn Sie mich und diesen Schlüssel nach Caen bringen, Lorcet«, sagte er, »bekommen Sie Ihr Geld.«
    »Wie weit ist es bis nach Caen?«, fragte Lorcet.
    »Drei Stunden mit dem Karren«, sagte Sharpe, »und den Karren muss ich nehmen, denn vierzigtausend Francs in Gold wiegen mehr als eine Tonne. Eine Stunde, um das Geld zu verladen, dann dreieinhalb Stunden für die Rückfahrt. Wenn es schneit, dauert es länger.«
    »Dann beten Sie, dass es nicht schneit«, erwiderte Lorcet, »denn wenn Sie bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht zurückgekehrt sind, werde ich annehmen, dass Sie uns betrogen haben, und dann überlasse ich Ihre Familie Sergent Challon.« Er schwieg, erwartete offenbar eine Reaktion Sharpes, doch das Gesicht des Engländers blieb ausdruckslos. »Ich würde es bedauern, Major«, sagte Lorcet, »denn ich verabscheue Gewalt.« Er legte den Schlüssel auf den Tisch. »Brigadier Lebecque wird Sie mit zwei Männern begleiten. Sollten Sie versuchen, Hilfe herbeizurufen, Major, wird der Brigadier Sie töten. Doch tun Sie, was ich verlange, überleben wir alle diesen Tag, auch wenn Sie …«, er lächelte schmal, »… danach ein wenig ärmer sein werden.«
    Sharpe nahm den Schlüssel vom Tisch. »Ich bin vor der Dämmerung zurück«, versprach er dem Anwalt, dann beugte er sich vor und küsste Lucille und seinen Sohn zum Abschied.
    Lucille klammerte sich an ihn. »Richard!«
    Er löste ihre Finger von seinem Mantelkragen. »Kümmere dich um Patrick, Geliebte«, sagte er und küsste sie noch einmal. »Ich komme zurück«, flüsterte er.
    Und das würde er.

    Brigadier Lebecque und seine beiden Männer sahen zu, wie Sharpe die Pferde anschirrte. Es waren zwei alte Gäule, langsam und schwer, und sie hatten den Großteil ihres Lebens französische Zwölfpfünder-Kanonen gezogen. Jetzt machten sie Sharpe das Leben schwer, denn er hatte Pferde von jeher weder gemocht noch verstanden. Sharpe nahm die Zügel auf, aber Lebecque wollte ihn den Wagen nicht fahren lassen und befahl einem seiner Männer, es an seiner Stelle zu tun. Sharpe musste vom Kutschbock steigen und sich auf die Ladefläche setzen, wo Lebecque den Schoß seines langen Mantels hob, unter dem er eine Pistole trug. »Ich hätte Sie schon in Neapel abknallen sollen«, sagte der Brigadier, dessen Rang einem englischen Corporal entsprach.
    »Sie waren bei Ducos, als ich das Gold zurückholte?«, fragte Sharpe. »Ich erinnere mich nicht an Sie.«
    »Aber ich mich an Sie«, erwiderte Lebecque und brüllte den Befehl, das Tor zu öffnen. Der Kutscher ließ die Peitsche knallen, und der schwere Bauernwagen machte einen Satz vorwärts. In großen, lockeren Flocken begann der erste Schnee zu fallen. Sie schmolzen, sobald sie die Straße berührten. Der Wagen ruckte von einer Seite auf die andere, denn Sharpe hatte die Pferde absichtlich anders angeschirrt als gewohnt. Der größere Rappe war immer das Leittier des Gespanns auf der linken Seite gewesen, während der Braune auf der rechten Seite ein Stück nach hinten versetzt ging. Sharpe hatte das Leittier auf die rechte Seite nach hinten gestellt, und er hatte die Pferde
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