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Sharpes Lösegeld

Sharpes Lösegeld

Titel: Sharpes Lösegeld
Autoren: Bernard Cornwell
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Zügeln, sodass die Pferde um die Kurve schlitterten. Ganz wie von Sharpe erwartet, fingen sich die Räder des Wagens auf der Fahrerseite in den tiefen Furchen der Straße, und das Gefährt kippte in Richtung Fluss, als es um die Kurve gerissen wurde.
    Er hörte die Männer hinter sich aufbrüllen, als sie auf dem Wagen herumgeworfen wurden, doch er hatte die Peitsche schon fallen lassen und Lebecque bei einem seiner Zöpfe gepackt. Er warf sich vom Kutschbock nach vorn und riss Lebecque mit sich, während der Wagen nach rechts umkippte. Die verängstigten Pferde wurden ruckartig zum Anhalten gezwungen, als der auf der Seite schleifende Wagen gegen einen Baum prallte.
    Lebecque und Sharpe waren auf das Ortscheit hinter den Beinen der Pferde gestürzt, und Sharpe, der noch immer den Husarenzopf gepackt hielt, schlug dem Brigadier mit der linken Hand hart gegen die Kehle. Lebecque keuchte nach Luft, und Sharpe versetzte ihm noch einen Hieb auf den Adamsapfel, dann zog er seinen Mantelschoß hoch, um die Pistole zu ergreifen. Dem Brigadier, für den sich jeder Atemzug anfühlte, als schlucke er Säure, fehlte die Kraft, um sich zu wehren. Sharpe knallte ihm den Pistolenknauf gegen die linke Schläfe, dann kroch er über das Gewirr aus Zügeln und Zugriemen und entdeckte die beiden verbliebenen Männer auf halbem Weg die steile Böschung zum Fluss hinunter. Einer hatte sich den Kopf angeschlagen und lag mit kreidebleichem Gesicht im Gras, während der andere in einen Dornbusch geschleudert worden war und an seiner Pistole zerrte, um sie freizubekommen.
    »Keine Bewegung!«, rief Sharpe und spannte den Hahn seiner Pistole.
    »Nein, Monsieur! Bitte nicht!«, rief der Mann. Die Räder des umgekippten Wagens drehten sich noch immer.
    »Ich hasse Husaren wie die Pest«, sagte Sharpe und trat näher zu dem Mann. »Hätte euch alle umbringen sollen, als ich die Gelegenheit hatte. Ich hab Husaren immer gern umgebracht.« Er streckte den Arm aus und zielte mit der Pistole.
    »Bitte nicht, Monsieur!« Der Mann glaubte, sein letztes Stündlein habe geschlagen, doch statt zu feuern, entspannte Sharpe die Pistole, drehte sie um und schlug dem Husaren den schweren Knauf über den Schädel. Der Mann schrie laut auf und sackte zusammen. Sharpe zerrte ihn aus dem Dornbusch und schlug noch einmal zu, nur um sicherzugehen, dass er ruhig blieb. Er nahm dem Mann die Pistole ab und kümmerte sich um den Dritten, der bereits halb betäubt war. »Drei Husaren gegen einen Rifleman«, sagte Sharpe, »kein Wunder, dass wir den verdammten Krieg gewonnen haben. Lebecque! Hören Sie auf zu quaken wie ein verdammter Frosch und kommen Sie her!«
    Sharpe trug noch das Messer bei sich, mit dem er dem Fuchs die Lunte abgetrennt hatte, und zerschnitt damit die Zügel zu kurzen Lederriemen. Er tat es sehr ungern. Ein Geschirr kostete viel Geld, aber er musste die drei Männer fesseln, und etwas anderes hatte er nicht zur Hand, also opferte er die Zügel. Als die Kerle verschnürt waren, trat er sie, bis sie aufstanden, band sie mit einem weiteren Lederriemen zusammen und trieb sie mit weiteren Tritten den Hang hinauf ins Dorf. Die Kirchenglocke, die die Frommen zur Messe gerufen hatte, war verstummt. Schnee fiel durch die kahlen Baumkronen. Er fiel nun heftiger, legte sich auf die Hecken und in die Furchen auf der Straße. Sie hatten erst Vormittag, doch die Wolken tauchten das Land in Dämmerlicht.
    So weit, so gut, dachte Sharpe. Er hatte sich befreit und die Hälfte von Lorcets kleiner Streitmacht besiegt, doch das war für einen Soldaten wie Sharpe der einfachere Teil. Jetzt wurde es erst schwierig. Er war ein Rifleman und wusste, wie man mit Feinden umging, aber jetzt musste er sich stattdessen Freunde machen.

    Die Gans, die als Sharpes Weihnachtsmahl bestimmt gewesen war, bräunte im Backofen, aber der Vogel brauchte noch ein paar Stunden, und Challon war zu hungrig zum Warten, daher briet Lucille dem Sergent und einem seiner beiden Husaren Eier und Speck. Der zweite Husar, der auf dem Hof geblieben war, stand auf dem Wachturm am Tor. Von dort konnte er beide Brücken über den Graben des Châteaus im Auge behalten, während Lorcet erklärt hatte, ihm liege nichts an Eiern und er begnüge sich mit Brot und einem Apfel. »Das Fleisch von Tieren«, verkündete der Anwalt, »verdickt das Blut. Man wird davon träge, daher esse ich nichts außer Obst, Gemüse und Getreide.«
    »Ich hab dickes Blut gern«, erwiderte Sergent Challon und stellte sich dicht
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