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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe
Autoren: Bernard Cornwell
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Hakeswill, und Sharpe zerrte den Ladestock aus den drei Messingröhren, die sie unter dem 39-Zoll-Lauf der Muskete hielten. Sein Mund war salzig vom Geschmack des Schießpulvers. Er war immer noch nervös, nicht, weil der Feind immer näher rückte, doch weil ihm plötzlich der idiotische Gedanke kam, dass er vergessen haben könnte, wie eine Muskete richtig geladen wird. Er drehte den Ladestock in der Luft und führte dann das tellerförmige Ende in den Lauf ein.
    »Stoßt Ladung!«, brüllte Hakeswill.
    Sechsundsiebzig Männer befolgten den Befehl und stießen die Kugel, das Papier und die Pulverladung bis zum Fuß des Laufs.
    »Ladestock an Ort!«
    Sharpe zog den Ladestock hinauf und hörte ihn im Lauf schaben. Dann wirbelte er ihn herum, sodass das schmale Ende in die Messingröhre gleiten würde. Er schob den Ladestock hinein.
    »Gewehr ab!«, rief Captain Morris, und die Leichte Kompanie, jetzt mit geladenen Musketen, stand still mit ihren Waffen an den rechten Seiten. Der Feind war noch zu weit entfernt für einen Musketenschuss, um ihn akkurat und tödlich zu treffen, und die lange, zweigliedrige Linie der siebenhundert Rotröcke würde warten, bis ihre Eröffnungssalve richtigen Schaden anrichten konnte.
    »Bataillon!«, rief Sergeant Major Bywaters aus der Mitte der Linie. »Bajonett aufpflanzen!«
    Sharpe zog die 17-Zoll-Klinge aus dem Futteral, das hinter seiner rechten Hüfte hing. Er schob die Tülle über die Mündung der Muskete, dann drehte er die Nut in die Bajonettwarze, damit sie gesichert war. Nachdem die Klinge befestigt war, wurde das Beladen der Muskete weitaus schwieriger, doch Sharpe nahm an, dass Colonel Wellesley entschieden hatte, eine Salve feuern und dann angreifen zu lassen.
    »Das wird ein mächtig schmutziger Nahkampf«, sagte er zu Tom Garrard.
    »Sie sind mehr als wir«, murmelte Garrard und starrte zum Feind. »Die Scheißkerle sehen kampfstark aus.«
    Der Feind sah tatsächlich robust aus. Die führenden Soldaten hatten im Augenblick verharrt, damit die Männer hinter ihnen aufholen konnten, doch jetzt, wieder zu einer soliden Kolonne formiert, rückten sie erneut vor. Ihre Mannschaften marschierten kerzengerade, ihre Offiziere trugen Schärpen um die Hüften und hielten stark gekrümmte Säbel hoch. Eine der Fahnen wurde hin und her geschwenkt, und Sharpe konnte ausmachen, dass sie eine goldene Sonne vor scharlachrotem Himmel zeigte.
    Die Geier stießen tiefer herab. Die Kavalleriegeschütze konnten nicht widerstehen, auf das Ziel der großen Infanteriekolonne zu schießen, und feuerten auf ihre Flanke, doch Tippus Männer ertrugen stoisch den Beschuss, und ihre Offiziere stellten sicher, dass die Kolonne dicht zusammenblieb und bereit war, der wartenden Linie der Rotröcke den vernichtenden Schlag zu versetzen.
    Sharpe leckte sich über die trockenen Lippen. Dies sind also Tippus Männer, dachte er. Gut aussehende Bastarde waren das, und sie waren nahe genug, sodass er sehen konnte, dass ihre Waffenröcke nicht blasspurpurn waren, sondern aus einem cremig weißen Stoff, der mit malvenfarbenen Tigerstreifen verziert war. Ihre Kreuzgurte waren schwarz, und ihre Turbane und Schärpen karmesinrot. Heiden mochten sie sein, aber deshalb nicht zu verachten, denn nur siebzehn Jahre zuvor hatten dieselben tigergestreiften Männer eine britische Armee geschlagen und die Überlebenden zur Kapitulation gezwungen. Dies waren die berühmten Tiger-Truppen von Maisur, die Krieger des Tippu Sultan, der das gesamte südliche Indien beherrscht hatte, bis die Briten glaubten, von der Küstenebene aus die Gebirgszüge erklettern und nach Maisur selbst vorstoßen zu müssen.
    Die Franzosen waren die Verbündeten dieser Männer gewesen, und einige Franzosen dienten in Tippus Truppen, doch Sharpe konnte kein weißes Gesicht in der massiven Kolonne entdecken, die schließlich zum Angriff bereit war und schwerfällig zum tiefen Schlag einer einzigen Trommel vorwärts marschierte. Die tigergestreiften Soldaten marschierten direkt auf das 33. Regiment des Königs zu, und Sharpe, der nach links blickte, sah, dass die Sepoys der Kompanie der East India Company noch zu weit entfernt waren, um ihnen Unterstützung zu geben. Das 33. würde allein mit Tippus Kolonne fertig werden müssen.
    »Private Sharpe!« Hakeswills Schrei war laut genug, um den Hurraruf von Tippus vorrückenden Soldaten zu übertönen. »Private Sharpe!«, schrie Hakeswill von Neuem. Er eilte hinter der Leichten Kompanie entlang, und
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