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Shaos Todeswelt

Shaos Todeswelt

Titel: Shaos Todeswelt
Autoren: Jason Dark
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aller Nationen auf den Bahnsteig.
    Shao wartete ab, bis sie den nötigen Platz bekommen hatte, stieg in den Wagen und fand auch einen Sitzplatz nahe der Tür. Die Leinentasche legte sie auf ihre Knie, ohne sie jedoch loszulassen. Sie wollte sich die Tasche nicht durch einen schnellen Griff einer Diebeshand entwenden lassen.
    Der Zug fuhr an.
    In diesem Augenblick setzte sich ihr ein älterer Mann gegenüber, der sie frech angrinste und dabei seine Blicke über Shaos rote Bluse gleiten ließ, die sie zur schwarzen Jeanshose und der dunklen Weste trug.
    Die kurze Fahrt wurde zur Tortur, denn der Kerl sprach sie immer wieder an. Bis es Shao leid war und der Anmache durch ein rasches Aufstehen entging.
    Sie konnte auch schnell aussteigen.
    Eilig ging sie die Stufen zur Oberwelt hoch. Das Kribbeln hatte sich verstärkt. Der Zeitpunkt des ersten Ausprobierens rückte näher. Sie war froh, dass der Vormittag noch nicht vorbei war. So hatte sie Zeit, bis Suko kam. Dann war sie bestimmt schon soweit, dass sie mit ihm über das Spiel sprechen konnte.
    Shao war gespannt.
    Zugleich aber stieg noch ein anderes Gefühl in ihr hoch, und das ließ sich nicht verdrängen. Es war die Furcht!
    ***
    In ihrer Wohnung angekommen, atmete Shao tief durch. Als erstes ging sie in die Küche, öffnete dort das Fenster, sorgte für frische Luft und goss sich einen Tee auf.
    Das Gefühl der Furcht oder starken inneren Unruhe blieb bei Shao bestehen. Während der Tee zog, stand sie am Fenster, betrachtete den Himmel und verglich ihn mit dem auf dem Karton der CD-ROM.
    Nein, die beiden waren nicht gleich. Dennoch kam ihr dieser hier bedrohlich vor, so wie er über London lag. Es war eigentlich ein Himmel, der auf ein kühles Wetter hingedeutet hätte. Das allerdings traf an diesem Tag nicht zu. Es war eher warm und schwül geworden.
    Ein Vorzeichen? Ein Omen? War all das, was sie bisher an diesem Tag erlebt hatte, so etwas wie Schicksal?
    Sie fing an zu grübeln. Automatisch rutschten ihre Gedanken ab in die Vergangenheit, als sie diese Welt für einige Zeit verlassen hatte, weil sie von Amaterasu, der Sonnengöttin, geholt worden war. Shao war das letzte Glied in der Kette dieser Ahnen. Sie war zu einem Phantom aus dem Jenseits geworden. Zur Frau mit der Maske und der Armbrust, die auch als Rächerin auftrat.
    Diese Zeit lag zurück, aber sie war nicht vergessen. Zudem wusste Shao nicht, ob sie dieses Intermezzo abhaken konnte. Sie hatte es mal versucht, es war nicht möglich gewesen. In ihr waren zu starke Spuren zurückgelassen worden. Außerdem hatte Amaterasu sie nicht für immer und ewig aus dem Reich der Dunkelheit entlassen.
    Oder nicht?
    Die Dinge hatten sich verändert. Shimada existierte nicht mehr. Er hatte zu den mächtigsten Feinden der Sonnengöttin gehört und auch deren Fächer geraubt. Dem Samurai des Satans war der Kopf abgeschlagen worden, und derjenige, der es getan hatte, lebte ebenfalls nicht mehr. Sein Körper war vor einiger Zeit in John Sinclairs Wohnung nebenan mit einem Schwert auf den Tisch genagelt worden.
    Waren die Dinge abgeschlossen?
    Shao konnte es sich nicht vorstellen. Sie waren einfach zu tiefgreifend gewesen. Es hatte Einschnitte gegeben. Nicht nur bei ihr, auch bei ihren Freunden. Aber sie und Shao verwalteten gewissermaßen das Erbe des Shimada-Mörders.
    Die Krone der Ninja, die heilenden Handschuhe…
    Shao räusperte sich. Die anderen Gedanken hatten sie mit einer großen Wucht überfallen. Sie konnte sich dagegen nicht wehren, doch sie versuchte, darüber nachzudenken. Sie fragte sich auch, warum das gerade heute geschehen war.
    Das musste einen Grund gehabt haben. Und dieser Grund konnte mit dem Kauf der CD-ROM zusammenhängen. War es wirklich Zufall gewesen, dass gerade ihr der Karton vor die Füße gerutscht war? Oder hatte das Schicksal sie bewusst ausgesucht?
    Für Shao hätte es keinen Sinn gehabt, sich darüber Gedanken zu machen. Aber wenn es so gewesen wäre, was hätte sich denn geändert? Nichts, gar nichts. Sie konnte den Dingen nicht entgehen, die unweigerlich auf sie zukommen würden.
    Suko im Büro anrufen? Ihm davon berichten? Wovon denn? Von ihren Gefühlen und Gedanken? Sie hatte keine Beweise. Sie schwamm gewissermaßen im luftleeren Raum. Es waren alles nur Gedanken und schwammige Folgerungen, aber keine Tatsachen. Außerdem wollte sie ihren Partner nicht unnötig in Unruhe versetzen. Es war noch nichts passiert. Was sie hier dachte oder folgerte, entsprach einzig und allein ihrer
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