Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara V

Titel: Shannara V
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
doch fehlte es ihm an Kraft und Wirkung, während er vorbeirauschte, ganz Klang und Helligkeit, während er das Licht verschlang.
    Wren versuchte zu ihren Begleitern zurückzuschauen, um sich zu versichern, daß sie in Sicherheit waren, daß die Magie ihnen keinen Schaden zugefügt hatte, aber sie konnte ihren Kopf anscheinend nicht drehen. Ihre Hände waren jetzt fest um den Ruhkstab geklammert, und sie wurde damit verbunden, in seine Wirkung verstrickt, ihm allein übergeben.
    Das Licht füllte die Felsenebene jetzt vollständig aus, baute sich auf sich selbst auf, erhob sich, bis die Bäume und die Klippen, die sie umgeben hatten, gänzlich verschwunden waren, bis der Himmel sich darunter gemischt hatte und alles silbern angehaucht war. Es gab ein Geräusch, wie ein Aufreißen der Erde und der Felsen, und dann ließ sich etwas Schweres nieder. Durch ihre Lider konnte sie die Umrisse im Licht groß werden und Gestalt als Gebäude und Bäume, Straßen und Wege annehmen sehen. Wiesen und Parks erschienen. Arborlon entstand erneut. Sie beobachtete, wie es sich materialisierte, als sehe sie es verschwommen und unbestimmt von einem regennassen Fenster aus. In seiner Mitte stand der Ellcrys, wie ein silbern und scharlachrot glühender Bogen im Nebel. Sie spürte, wie ihre Kraft nachließ, wie die Macht der Magie sie zu ihrem eigenen Gebrauch von ihr nahm, und sie bemerkte, daß es sie Mühe kostete, aufrecht stehen zu bleiben. Weißes Licht wirbelte umher und drehte sich wie Wolken vor einem Sturm. Es nahm an Kraft zu, bis es schien, als müsse es mit brüllendem Donner über allem explodieren.
    Dann begann es zu verblassen und in die Dunkelheit zurückzusickern wie Wasser in den Sand.
    Es war vorbei. Wren wußte es. Sie konnte Arborlon im Dunst erkennen, konnte die Leute ausmachen, die in Gruppen am Rande der Helligkeit standen und zu erkennen versuchten, was außerhalb lag. Sie hatte getan, um was ihre Großmutter sie gebeten hatte, um was Allanon sie gebeten hatte, und hatte all das ausgeführt, womit sie von anderen beauftragt worden war - aber noch nicht das, was sie sich selbst aufgetragen hatte. Denn es würde niemals genug sein, die Elfen und ihre Stadt einfach dem Westland zurückzugeben. Es würde niemals genug sein, sie den Vier Ländern zurückzugeben, ein Volk, das aus dem selbstauferlegten Exil zurückgekehrt war. Nicht nach der Zeit auf Morrowindl. Nicht, solange sie die Wahrheit über die Schattenwesen kannte. Nicht, solange sie mit dem Entsetzen der Möglichkeit lebte, daß die Magie erneut mißbraucht werden könnte. Die Leben der Elfen waren ihr unter anderen Bedingungen anvertraut worden, doch sie würde sie ihnen zu ihren eigenen Bedingungen zurückgeben.
    Sie legte ihre Hände fest um den Ruhkstab und sandte, was von seiner Magie geblieben war, hoch hinauf in das Licht, so daß sie sich in die Erde brannte, alles, was davon übriggeblieben war, alles, was jemals sein konnte. Sie leitete die Magie in einen letzten Zornesausbruch, der ein Feuerprasseln explodierend durch die schimmernde Luft sandte. Sie schoß hinaus wie ein Blitz. Es hörte nicht auf. Wren gab alles, leerte den Stab und den Stein, leitete die Macht fort wie totes Holz in einem Feuer, bis die Reste davon schließlich ein letztes Mal aufflackerten und erstarben.
    Die Dunkelheit kehrte zurück. Dunst hing kurze Zeit in der Nachtluft, verteilte sich zu Staubteilchen und begann sich niederzulassen. Sie folgte den Wirbeln mit dem Blick, sah jetzt Gras unter ihren Füßen, wo vorher kein Gras gewesen war, roch die Düfte der Bäume und Blumen, von Essen auf dem Feuer, von Holz und Eisen und von Leben. Sie schaute an der dunklen Linie des Ruhkstabes vorbei zur Stadt, zu Arborlon, das zurückgekehrt war, zu erleuchteten Gebäuden, Straßen und Alleen, die sich in der Länge und der Breite ausstreckten wie dunkle Bänder.
    Und ihr Volk, die Elfen, stand vor ihr, Tausende von ihnen waren am Rande der Stadt versammelt und schauten mit großen Augen und wunderten sich. Elfenjäger standen mit gezogenen Waffen in vorderster Front. Sie stand ihnen gegenüber, sah ihre Augen, die auf sie gerichtet waren, sah auf den Stab in ihrer Hand. Sie war sich des ungläubigen Gemurmels von Tiger Ty bewußt, war sich bewußt, daß Triss herankam und sich neben sie stellte, war sich der Gegenwart von Stresa und Faun bewußt. Sie konnte ihre Hitze an ihrem Rücken spüren, kleine Berührungen, die auf ihrer Haut züngelten.
    Barsimmon Oridio und Eton Shart
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher