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Shannara V

Titel: Shannara V
Autoren: Terry Brooks
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und Dal, ihre Beschützer, und Garth, der für sie all das auf einmal gewesen war. Sie grüßte sie still und ehrfurchtsvoll und versprach ihnen allen, daß ein gewisses Maß von dem, was gegeben worden war, zurückgegeben werden würde, daß sie die an sie weitergegebene Verantwortung übernehmen und nie vergessen würde, was es gekostet hatte, die Elfen in Sicherheit zu bringen.
    Sie schloß die Augen und sperrte damit die Vergangenheit aus, öffnete sie wieder und sah in die Gesichter derer, die um sie versammelt waren. Ihr Lächeln war einen Augenblick lang das ihrer Großmutter. »Triss, Stresa, Tiger Ty und du, kleiner Faun - ihr seid jetzt meine besten Freunde, und ich möchte euch bitten, bei mir zu bleiben, wenn ihr könnt, mit mir zu leben, so lange ihr es könnt. Ich werde euch nicht festhalten - nicht einmal dich, Triss. Ich beanspruche euch in keiner Weise. Ich möchte, daß ihr euch frei entscheidet.«
    Niemand sagte etwas. Unsicherheit schimmerte in ihren Augen und verriet ihre Verwirrung. Faun kam zu ihr und zog ängstlich an ihrem Bein.
    »Nein, Kleiner«, sagte sie. Sie winkte den anderen. »Geht mit mir.«
    Sie gingen über den Carolan - das Mädchen, der Elf, der Flugreiter, sein Rock und die zwei Geschöpfe von Morrowindl - und ihre Schatten folgten ihnen im Staub. Vogelgesang erhob sich aus den Bäumen und dem Felsgestein, als die Dunkelheit herniedersank, und der Gesang des Rill schäumte beständig unter ihnen.
    Als sie den Rand der Klippe erreichten, wandte Wren sich um, trat dann mehrere Schritte zur Seite, so daß sie die anderen hinter sich ließ. Sie stand wieder mit Blickrichtung auf den gegenüberliegenden Fels und den Wald und schaute zurück in die Nacht, die sie umschloß. Über den Bäumen kamen Sterne hervor, helle Punkte vor der tiefer werdenden Dunkelheit. Wrens Hände legten sich fester um den Ruhkstab. Sie hatte diesen Moment seit Tagen erwartet, und jetzt, wo es soweit war, stellte sie fest, daß sie weder ängstlich noch aufgeregt, sondern lediglich erschöpft war. Einst hatte sie sich gefragt, ob sie in der Lage sein würde, die Magie des Loden anzurufen, wenn es an der Zeit wäre - wie sie sich entscheiden würde, wie sie sich fühlen würde. Sie hatte sich dies ohne Grund gefragt, dachte sie. Sie verspürte jetzt kein Zögern. Vielleicht hatte sie das schon immer gewußt. Oder vielleicht hatten sich alle Fragen im Laufe der Zeit von selbst gelöst. Es war auf jeden Fall nicht wichtig. Sie war im Frieden mit sich selbst. Sie wußte sogar, wie die Magie wirkte, obwohl ihre Großmutter es ihr nie erklärt hatte. Weil es nicht notwendig gewesen war? Weil es instinktiv geschah? Wren war sich nicht sicher. Es war genug, daß die Magie von ihr angerufen werden konnte und daß sie sich entschieden hatte, dies auch zu tun.
    Sie atmete die warme Luft ein, als sauge sie das verblassende Licht auf. Sie lauschte auf den Klang ihres Herzens.
    Dann stieß sie den Ruhkstab in die Erde, drehte ihn in ihren Händen und versenkte ihn in den Boden. Erdenmagie, hatte Eowen ihr gesagt. Alle Elfenmagie war Erdenmagie, ihre Macht wurde aus den Elementen in ihr gezogen. Was von dort kam, mußte notwendigerweise auch wieder an sie zurückgegeben werden.
    Ihr Blick konzentrierte sich auf die schimmernden Facetten des Loden. Die Welt um sie herum wurde ruhig und still.
    Ihre Hände lockerten den Griff um den Stab, ihre Finger lagen federleicht auf dem knorrigen, polierten Holz wie die Liebkosung einer Liebenden. Sie mußte sie nur anrufen, wie sie wußte. Es nur denken, nicht mehr. Es nur wollen. Einfach ihren Geist ihrer Existenz öffnen, ihrem Leben jenseits der Beschränkungen des Steins. Erwäge es nicht, stelle es nicht in Frage. Rufe sie an. Bring sie zurück. Bitte um sie.
    Ja.
    Ich tue es.
    Der Loden flammte hell auf wie eine Quelle weißen Lichts, das aus der Dunkelheit hervorsprang wie Feuer und sich dann mit blendender Helligkeit aufbaute. Wren fühlte den Ruhkstab in ihren Händen erzittern und heiß werden. Sie festigte ihren Griff darum, ihre Augen blinzelten gegen die Helligkeit an und senkten sich dann in die Schatten. Das Licht erhob sich und begann sich auszubreiten. Umrisse und Bewegung waren darin zu sehen. Und plötzlich kam Wind auf, ein Wind, der aus dem Nichts zu kommen schien, der über den Fels peitschte, das Licht mit sich riß und es über die kahle Ebene zu den Bäumen und Felsen trug und wieder zurück und es von einem Ende zum anderen verbreitete. Der Wind brüllte, und
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