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Shannara III

Titel: Shannara III
Autoren: Terry Brooks
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hatten den halben Pflasterweg zurückgelegt, der zwischen Heckenreihen und blühenden Pflaumenbäumen zur Eingangstür führte, als Brin sie plötzlich zum Anhalten veranlaßte.
    Im vorderen Zimmer brannte Licht.
    »Hat einer von euch heute früh, als wir gingen, eine Lampe brennen lassen?« fragte sie ruhig und wußte die Antwort schon. Beide schüttelten die Köpfe.
    »Vielleicht hat jemand zu einem Besuch hereingeschaut«, meinte Rone.
    Brin blickte ihn an. »Das Haus war abgeschlossen.«
    Sie starrten einander wortlos einen Augenblick lang an, und ein vages Gefühl von Unbehaglichkeit beschlich sie. Jair jedoch empfand nichts dergleichen.
    »Na, dann laßt uns hineingehen und sehen, wer da ist«, erklärte er und setzte sich in Bewegung.
    Rone legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn zurück. »Nur einen Moment, Tiger. Laß uns nichts überstürzen.«
    Jair riß sich los, schaute wieder zu dem Licht und zurück zu Rone. »Was glaubst du denn, wer da drinnen auf uns wartet - einer von den Wandlern?«
    »Wirst du wohl mit dem Unsinn aufhören!« befahl Brin in scharfem Ton.
    Jair feixte. »Das dachtest du doch tatsächlich, wie? Einer von den Wandlern, der gekommen ist, uns zu holen!«
    »Wie nett von ihnen, Licht für uns gemacht zu haben«, bemerkte Rone trocken.
    Sie starrten wieder unentschlossen zu dem Lichtschein im Fenster.
    »Nun, wir können nicht die ganze Nacht hier draußen stehenbleiben«, entschied Rone schließlich. Er griff über seine Schulter nach hinten und zog das Schwert von Leah aus der Scheide. »Sehen wir doch einmal nach. Ihr zwei haltet euch hinter mir. Wenn irgend etwas passiert, lauft zum Gasthaus zurück und holt Hilfe.« Er zögerte. »Nicht, daß ich damit rechne, daß irgend etwas passieren wird.«
    Sie gingen hintereinander zur Eingangstür, blieben davor stehen und lauschten. Im Haus herrschte Stille. Brin reichte Rone den Haustürschlüssel, und sie traten hinein. Im Flur war alles stockfinster bis auf einen Streifen gelben Lichts, der sich den kurzen Gang entlangzog. Sie zauderten einen Augenblick, gingen dann lautlos den Flur hinab und traten in das Vorderzimmer.
    Es war leer.
    »Nun, kein Mordgeist hier«, verkündete Jair sogleich. »Nichts außer…«
    Er sollte seinen Satz niemals zu Ende bekommen. Ein riesenhafter Schatten trat aus dem verdunkelten Wohnzimmer dahinter ins Licht. Es war ein Mann von über zwei Metern Größe, der ganz in einen schwarzen Umhang gehüllt war. Eine lockere Kapuze war zurückgeschlagen und enthüllte ein mageres, kantiges Gesicht, das wettergegerbt und hart aussah. Schwarzes Haar und ein schwarzer Bart umrahmten Haupt und Gesicht, waren rauh und mit grauen Strähnen meliert. Doch die Augen zogen ihrer aller Blicke auf sich, die tief und durchdringend im Schatten seiner breiten Stirn lagen und alles, auch das Verborgene, zu sehen schienen.
    Rone Leah riß rasch das Breitschwert in die Höhe, und der Fremde hob die Hand aus seinen Gewändern.
    »Das wirst du nicht benötigen.«
    Der Hochländer zögerte, starrte einen Augenblick lang in die dunklen Augen des Fremden und ließ das Schwert dann wieder langsam sinken. Brin und Jair blieben wie versteinert stehen, und konnten sich weder umdrehen und davonlaufen, noch brachten sie ein Wort hervor.
    »Ihr habt nichts zu befürchten«, erklang tief und dröhnend die Stimme des Fremden.
    Keiner der drei fühlte sich dadurch sonderlich beruhigt, doch alle entspannten sich ein wenig, als die dunkle Gestalt keinen weiteren Schritt auf sie zutrat. Brin warf ihrem Bruder einen hastigen Blick zu und stellte fest, daß Jair den Fremden intensiv musterte, als überlegte er etwas. Der Fremde betrachtete den Jungen, dann Rone, schließlich sie.
    »Kennt mich keiner von euch?« murmelte er leise.
    Es herrschte eine kurze Stille, dann nickte Jair plötzlich.
    »Allanon!« rief er, und die Erregung stand ihm im Gesicht geschrieben. »Ihr seid Allanon!«

Kapitel 2
    Brin, Jair und Rone Leah nahmen zusammen mit dem Fremden, von dem sie nun wußten, daß es sich um Allanon handelte, am Tisch im Eßzimmer Platz. Ihres Wissens war Allanon seit zwanzig Jahren von niemandem mehr gesehen worden. Wil Ohmsford hatte zu den letzten gehört. Doch die Geschichten über ihn waren allen vertraut. Ein rätselhafter, dunkler Wanderer, der die entlegensten Gegenden der Vier Länder bereist hatte, und gleichzeitig Philosoph, Lehrer und Geschichtsforscher der Rassen - der letzte der Druiden, jener gelehrten Männer, welche die
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