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Shannara III

Titel: Shannara III
Autoren: Terry Brooks
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Wünschlied anwendet, während dein Vater und ich fort sind. Weder du, noch dein Bruder.« Brin lächelte. »Ich wende es praktisch überhaupt nicht mehr an.« Ihre dunklen Augen suchten das dunkelhäutige Gesicht ihrer Mutter.
    »Ich weiß. Aber Jair tut es, auch wenn er glaubt, ich wüßte nichts davon. Jedenfalls wünschen dein Vater und ich, daß ihr es in unserer Abwesenheit nicht ein einziges Mal benützt. Hast du mich verstanden?«
    Brin zögerte. Ihr Vater begriff wohl, daß der Elfenzauber Bestandteil seiner Kinder war, aber er wollte nicht akzeptieren, daß er ein guter oder nützlicher Teil war. Ihr seid, so wie ihr seid, intelligente, begabte Menschen, pflegte er ihnen zu sagen. Ihr braucht keine Tricks und keine Kunstgriffe, um euch weiterzubringen. Seid wer und was ihr vermögt, ohne das Lied. Eretria hatte diesen Rat unterstützt, obgleich sie bereitwilliger als er anerkannte, daß sie ihn unbeachtet ließen, wenn es sich unauffällig machen ließ.
    Unglücklicherweise gehörte Unauffälligkeit nicht gerade zu Jairs Wesen. Jair war impulsiv und von einer aufreibenden Halsstarrigkeit; was nun die Anwendung des Wünschliedes anging, so verfuhr er damit ganz nach seinem Gutdünken - solange er damit durchkam.
    Und der Elfenzauber wirkte bei Jair etwas anders…
    »Brin?«
    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. »Mutter, ich wüßte nicht, was es ausmachen sollte, wenn Jair mit dem Wünschlied herum spielt. Es ist doch nur ein Spielzeug.«
    Eretria schüttelte den Kopf. »Selbst ein Spielzeug kann gefährlich werden, wenn man es unklug benutzt. Abgesehen davon solltest du inzwischen genügend von Elfenzauber verstehen, um zu wissen, daß er niemals harmlos ist. Nun hör mich an. Du und dein Bruder seid beide dem Alter entwachsen, da ihr der ständigen Aufsicht durch Vater oder Mutter bedürftet. Aber ein kleiner Ratschlag hin und wieder ist immer noch angebracht. Ich möchte nicht, daß ihr euch in unserer Abwesenheit des Zaubers bedient. Versprich mir, daß du ihn nicht anwendest - und daß du Jair ebenfalls davon abhältst, ihn zu benutzen.«
    Brin nickte langsam. »Es ist wegen der Gerüchte von den schwarzen Wandlern, nicht wahr?« Sie hatte die Geschichte gehört. Drunten im Gasthaus wurde dieser Tage von nichts anderem geredet. Schwarze Wandler - geräusch- und gesichtslose Wesen, geboren aus schwarzer Magie, die aus dem Nichts auftauchten. Manche behaupteten, der Dämonenlord und sein Gefolge kehrten zurück. »Ist das der Grund für das alles?«
    »Ja.« Brins Mutter lächelte über ihre schnelle Auffassungsgabe. »Nun versprich es mir.«
    Brin erwiderte das Lächeln. »Ich verspreche es.«
    Nichtsdestoweniger hielt sie das Ganze für baren Unfug.
    Das Packen und Aufladen nahm eine weitere halbe Stunde in Anspruch, dann waren ihre Eltern reisefertig. Jair tauchte wieder aus dem Gasthaus auf, wo er für seine Mutter als Abschiedsgeschenk eine besondere Leckerei besorgt hatte, die sie gerne mochte, und man entbot sich gegenseitig das Lebewohl.
    »Denk an dein Versprechen, Brin«, flüsterte ihre Mutter ihr zu, als sie sie auf die Wange küßte und fest an sich drückte.
    Dann saßen die Ohmsford-Eltern in dem Wagen, in welchem sie ihre Reise absolvieren würden, und fuhren langsam die staubige Straße hinab. Brin schaute ihnen nach, bis sie außer Sicht waren.
     
    Brin, Jair und Rone Leah gingen am Nachmittag in den Wäldern des Tales wandern, und als sie schließlich den Rückweg antraten, war es schon spät am Tag. Die Sonne war inzwischen auf die Talränder zugeglitten, und die Mittagsschatten des Waldes dehnten sich langsam zu jenen des Abends. Es war noch eine Stunde Weg zum Dorf, aber beide Ohmsfords und der Hochländer waren diesen Weg schon so oft zuvor gegangen, daß sie bei stockfinsterer Nacht den Wald hätten durchwandern können. Sie gingen leichten Schritts dahin und genossen das Ende eines prachtvollen Herbsttages.
    »Laßt uns morgen fischen gehen«, schlug Rone vor. Er grinste Brin an. »Bei solchem Wetter ist es ganz gleichgültig, ob wir etwas fangen oder nicht.«
    Als ältester von den Dreien ging er zwischen den Bäumen hindurch vorneweg, und sein quer über den Rücken getragenes Schwert in der verschrammten, abgewetzten Scheide zeichnete sich als vager Umriß unter seinem Waldmantel ab. Einst wurde es vom Thronfolger von Leah getragen, hatte diesen Zweck jedoch längst überlebt und war ersetzt worden. Doch Rone hatte die alte Klinge stets bewundert, die einst vor Jahren sein
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