Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara III

Titel: Shannara III
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
verlieh ihm eine größere Handlungsbreite in der Anwendung und ermutigte zu Experimenten. Er tat es insgeheim, aber er tat es nichtsdestoweniger. Nicht einmal Brin war ganz sicher, welche Fähigkeiten er inzwischen damit erworben hatte.
    Der Nachmittag ging zu Ende, und der Abend brach herein. Der Vollmond hing wie ein weißes Leuchtfeuer am östlichen Horizont, und Sterne begannen zu funkeln. Mit dem Einbruch der Nacht kühlte die Luft merklich ab, in die Düfte des Waldes mischte sich spröde und schwer der Geruch von moderndem Laub. Rings um sie her stiegen das Summen von Insekten und der Gesang der Abendvögel auf.
    »Ich finde, wir sollten am Rappahalladran fischen«, verkündete Jair plötzlich.
    Keiner antwortete sogleich. »Ich weiß nicht recht«, meinte Rone schließlich. »Wir könnten ebensogut an den Teichen im Tal angeln.«
    Brin warf dem Hochländer einen fragenden Blick zu. Rone klang besorgt.
    »Doch nicht nach Bachforellen«, widersprach Jair. »Außerdem würde ich gerne für ein, zwei Nächte in den Duln-Wäldern zelten.«
    »Das könnten wir auch im Tal.«
    »Dann könnten wir ebensogut im Hinterhof bleiben«, erwiderte Jair, allmählich ein wenig gereizt. »In den Duln gibt es wenigstens ein paar Plätze, die wir noch nicht ausgekundschaftet haben. Wovor habt ihr eigentlich Angst?«
    »Ich habe vor gar nichts Angst«, entgegnete der Hochländer abwehrend. »Ich meine nur… Schau, warum sprechen wir nicht später darüber? Laßt euch erzählen, was mir auf dem Weg hierher widerfahren ist. Ich hätte mich tatsächlich beinahe verlaufen. Da war dieser Wolfshund…«
    Brin fiel einen Schritt zurück und ließ sie vorgehen und erzählen. Sie war immer noch erstaunt über Rones unerwartete Abneigung, auch nur einen kurzen Zeltausflug in die Duln zu machen - einen Ausflug, wie sie ihn zuvor Dutzende von Malen unternommen hatten. Gab es jenseits des Tales etwas, wovor sie sich fürchten mußten? Sie blickte finster drein, als sie an die Besorgnis dachte, die ihre Mutter ausgesprochen hatte. Nun auch noch Rone. Der Hochländer war nicht so schnell wie sie bei der Hand gewesen, die Geschichten von Mordgeistern als Gerüchte abzutun. Vielmehr war er sogar außergewöhnlich zurückhaltend gewesen. Normalerweise hätte Rone solche Geschichten ebenso wie sie lachend als Unfug verspottet. Warum nicht diesmal? Möglicherweise, dachte sie, hatte er Grund, sie nicht als lächerlich abzutun.
    Eine halbe Stunde verstrich, dann tauchten allmählich die Lichter des Dorfes zwischen den Bäumen des Waldes auf. Nun war es dunkel, und sie hielten sich mit Hilfe des hellen Mondenscheins an ihren Weg. Der Pfad führte hinab in die geschützte Senke, wo das Dorf lag, und verbreiterte sich schließlich vom Fußweg zur Landstraße. Häuser tauchten auf; aus ihrem Innern ließ sich der Klang von Stimmen vernehmen. Brin fühlte, wie die erste Spur von Müdigkeit über sie hinweg strich. Es täte gut, in ihr behagliches Bett zu kriechen und die ganze Nacht durchzuschlafen.
    Sie gingen hinab durch die Mitte von Shady Vale und kamen an dem alten Gasthof vorüber, der so viele Generationen lang von der Ohmsford Familie geführt worden war, der er gehörte. Das Haus war immer noch im Besitz der Familie, doch die Ohmsfords lebten dort nicht mehr - nicht seit dem Dahinscheiden von Shea und Flick. Freunde der Familie führten inzwischen das Gasthaus und teilten Betriebskosten und Einkünfte mit Brins Eltern. Brin wußte, daß sich ihr Vater im Gasthaus niemals wohlgefühlt hatte, denn er besaß keine Beziehung zu diesem Geschäft und zog sein Leben als Heiler dem eines Wirtes vor. Nur Jair zeigte echtes Interesse an den Geschehnissen des Wirtshauses und das deshalb, weil er so gerne die Geschichten hörte, welche die Reisenden mit nach Shady Vale brachten - Geschichten voller Abenteuer, die den Geist des ruhelosen Tiefländers befriedigen konnten.
    An diesem Abend herrschte viel Betrieb im Gasthaus, die breiten Doppeltüren wurden aufgestoßen, drinnen fiel Licht über Tische und eine lange Theke, an der sich Reisende und Leute aus dem Dorf drängten, lachten und scherzten und den kühlen Herbstabend über einem oder zwei Glas Bier zubrachten. Rone grinste über die Schulter hinweg Brin an und schüttelte den Kopf. Keiner wartete begierig darauf, daß dieser Tag zu Ende ging.
    Wenige Augenblicke später erreichten sie das Haus der Ohmsfords, ein Bauernhaus aus gemörteltem Stein inmitten von Bäumen auf einem kleinen Hügel. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher