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Shanghai Love Story

Shanghai Love Story

Titel: Shanghai Love Story
Autoren: Sally Rippin
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Wort zeigte.
    Â»Hübsch«, sagte Anna.
    Die Aiyi hob die Augenbrauen.
    Â»H-ü-b-sch«, wiederholte Anna, diesmal langsamer.
    Â»Hüsch!«, versuchte es die Aiyi , und Anna nickte ihr ermutigend zu.
    Im Gegenzug versuchte sie sich an einem der wenigen chinesischen Worte, die sie schon kannte. » Xiè xiè !«
    Â»Dan-ke?«, zwitscherte Miss Wang.
    Â»Ja!«, lächelte Anna. Und dann hatte sie eine Idee. »Hier«, sagte sie und nahm der Aiyi das Wörterbuch aus der Hand. Sie blätterte Seite um Seite um, bis sie das Gesuchte fand.
    Â»Oh ja, ja. Taxi!«, rief die Aiyi , stolz darauf, dass sie das Wort bereits kannte.
    Anna fischte die Karte von Shanghai aus ihrer Tasche. Sie fand die Akademie in der linken oberen Ecke und deutete darauf. »Können Sie mir ein Taxi besorgen, das mich dorthin bringt? Zur Akademie der Bildenden Künste?«
    Â»Oh!« Die Aiyi nickte und betrachtete den Stadtplan mit leicht zusammengekniffenen Augen. » Shanghai Mei Shu Xue Yuan . Oh! Taxi?«
    Â»Ja!«, sagte Anna, freudig erregt, weil sie mit einer Einheimischen kommunizieren konnte. »Ja! Ein Taxi, das mich dorthin fährt!«
    Zehn Minuten später war Anna auf dem Weg zur Akademie und grinste stolz über ihre Entschlossenheit.

Kapitel 5
    Chenxi war in der Bar. Alles war verschwommen und viel zu hell. Der Mann in dem eleganten Anzug stieß ihn gegen die Schulter, fester und immer fester, schob und schubste ihn.
    Die Hiebe wurden immer heftiger. Lao Lis Stimme murmelte eine Warnung in Chenxis Ohr. Die Worte wurden lauter und schriller, bis es nicht länger Lao Lis sanfte Stimme war, sondern das ohrenbetäubende Kreischen von Mrs Zhu, die in dem Apartment neben Chenxi wohnte.
    Â»Steh auf! Steh auf, du Nichtsnutz! Du steckst schon wieder in Schwierigkeiten. Die Akademie hat angerufen. Schon dreimal. Ich musste runtergehen und mit ihnen sprechen. Wenn sie wüssten, dass du hier oben liegst und schnarchst wie ein alter Ochse! Wenn deine Mutter das wüsste! Sie schuftet sich den lieben langen Tag die Hände wund, um einen so großen Jungen wie dich durchzubringen. Und du willst ein Künstler sein? Du bist ein Faulpelz, ein Tunichtgut, ein …«
    Â»Okay, okay, okay«, stöhnte Chenxi. Er versuchte sich aufzusetzen, aber hinter seinen Augen explodierte ein gleißendes Licht, und er fiel wieder aufs Kissen. Er rieb sich die verkrustete Wunde an seinem Hinterkopf und fragte sich, ob die Kopfschmerzen von dem Reiswein kamen oder von seinem Sturz auf den Asphalt.
    Â»Schon gut, Mrs Zhu, ich rufe in der Akademie an. Sie können jetzt wieder gehen. Danke, dass Sie die Nachricht entgegengenommen haben.« Chenxi schenkte ihr ein blitzendes Lächeln, und die verstimmte Nachbarin ließ sich umgehend vom Anblick dieses hübschen Gesichts besänftigen.
    Dennoch machte sie keine Anstalten, zu gehen. Mrs Zhu kümmerte sich um den Sohn ihrer Nachbarin, seit der ein Kind gewesen war, während seine Mutter versuchte, Arbeit zu bekommen und jeden Job in jeder Fabrik annahm, den sie kriegen konnte. Die arme Frau, dachte Mrs Zhu. Sie musste froh sein, dass sie überhaupt Arbeit bekam, nach all den Schwierigkeiten, die sie wegen ihres Ehemannes gehabt hatte.
    Mrs Zhu wachte über die beiden, Mutter und Sohn. Und über all die anderen Bewohner des Hauses. Sie brüstete sich damit, dass sie immer die neuesten Informationen über das Privatleben jeder einzelnen Person im Apartmenthaus Nr. 18 zu berichten wusste. Es war ihre Pflicht, dachte sie, nicht nur als gute Nachbarin, sondern als gutes Mitglied der örtlichen Kommunistischen Partei.
    Â»Schon gut, Mrs Zhu!«, wiederholte Chenxi und schleppte sich aus dem Bett. »Ich werde gleich in der Akademie anrufen.«
    Die alte Frau zog sich in den Türrahmen zurück, schaute sich noch einmal in dem Dämmerlicht um, das durch die geschlossenen Läden ins Zimmer fiel, ob sie irgendetwas Ungewöhnliches erkennen konnte, schüttelte verärgert den Kopf und schloss die Tür hinter sich.
    Nur mit seinen Unterhosen bekleidet, taumelte Chenxi zum Fenster und stieß die Läden auf. Der winzige, verstaubte Raum, den er sich mit seiner Mutter teilte, wurde von der späten Morgensonne hell erleuchtet. An einer Wand lag sein Bett, an einer anderen das seiner Mutter. An der dritten Wand stand ein großer Schrank, der als Bücherregal diente, als Aufbewahrung für
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