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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
Autoren: Simon R. Green
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bin Philip Harlowe.«
    Ich starrte ihn an. »Kauft dir das einer ab?«
    »Und was ist mit Shaman Bond?« Er schenkte mir ein knappes Lächeln. Er hatte die Zigarre noch immer nicht aus dem Mund genommen. »Jeder weiß, dass solche Namen gefälscht sind, aber die Leute, mit denen wir zu tun haben, fühlen sich nur mit Masken und Illusionen wohl. Also besser eine gefälschte Identität, von der man weiß, dass sie falsch ist, als ein scheinbar richtiger Name, von dem du weißt, dass du ihm nicht trauen kannst.«
    »Aber wir gehören zur Familie«, sagte ich. »Du bist Luther, und ich bin ...«
    »Bitte.« Er stoppte mich mit einer erhobenen Hand. »Jeder in der Familie und jeder hier draußen kennt Eddie Drood. Dein Ruf eilt dir voraus - wie ein heransausender Raketensprengkopf.« Er nahm einen Stadtplan aus seiner hinteren Hosentasche und entfaltete ihn. »Sieh dir das an. Es ist nicht wichtig oder auch nur relevant, aber Stadtpläne sind eine exzellente Tarnung. Keiner achtet auf zwei Touristen, die sich eine Karte ansehen.«
    Da hatte er recht. Ich stellte mich neben ihn und betrachtete das Magnificat über den Rand der Karte hinweg. Luther nahm endlich die Zigarre aus dem Mund, wenigstens für den Augenblick, und blies einen perfekten Ring aus. Wenn meine Molly hier gewesen wäre, dann hätte sie den in ein perfektes Quadrat verwandelt, nur um es ihm zu zeigen. Ich begnügte mich mit einem vorwurfsvollen Blick.
    »Ich dachte, Tabak wäre in diesem gesundheitsbewussten Nulltoleranz-Paradies verboten?«
    »Du meinst Zigaretten«, meinte Luther prompt. »Zigarren sind was anderes. Nur wichtige Leute rauchen Zigarren, und in L. A. belästigt keiner wichtige Leute. Sogar ein totaler Gesundheitsnazi wird dir die Zigarre anzünden, wenn er glaubt, er kriegt dich damit in ein Meeting.«
    »Mein schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich«, sagte ich traurig. »Du bist zu einem Einheimischen geworden.«
    Er hob eine Augenbraue. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so viel Mühe in die Kreation einer so beißend sardonischen Geste steckt. Ich hätte am liebsten applaudiert.
    »Immerhin diene ich nach wie vor der Familie«, sagte Luther. »Ich habe nie versucht, sie zu leiten. Oder vor ihr wegzulaufen.«
    Ich seufzte, nahm ihm die Zigarre aus dem Mund, ließ sie fallen und zertrat sie. Luther ließ einen schockierten, schmerzvollen Laut hören, als hätte ich gerade seinen Hund erschossen. Ich ließ ihm meinen besten finsteren Blick zukommen.
    »Hast du ein Problem damit, dass ich hier bin, Luther?«
    Er hätte mich gerne ebenso böse angesehen, aber seine coole und relaxte Scheinidentität ließ das nicht zu. Also begnügte er sich damit, mich an seiner Nase entlang anzustarren. Und da hatte er was zu sehen. Lange Nasen, die man vorwitzig in alles stecken kann, sind erblich in unserer Familie. (Ein alter Familienwitz. Wirklich alt. Sie haben ja keine Ahnung.) Als Luther sah, dass ich abgelenkt war, platzierte er sein Gesicht direkt vor meines.
    »Nur fürs Protokoll«, sagte ich. »Zigarrenrauch aus zweiter Hand ist in keiner Weise sexy.«
    »Das ist meine Stadt«, sagte Luther. »Mein Territorium. Keiner kennt sie besser als ich. Die Leute, die Organisationen, die Betrügereien und das Geschiebe. Sie hätten dich nicht schicken brauchen. Ich wäre allein damit fertig geworden. Ich habe zu meiner Zeit schon Schlimmeres geschafft, und das Wasser hat sich nie auch nur gekräuselt. Ich bin bekannt dafür, dass ich Dinge erledige, und das still. Und das soll auch so bleiben. Ich operiere hinter den Kulissen, ohne gesehen zu werden. Ich halte den Deckel drauf, ich entschärfe Situationen, bevor sie außer Kontrolle geraten, und niemand weiß, dass ich da war. In einer medienübersättigten Stadt wie dieser ist das der einzige Weg, wie man Dinge erledigen kann. Das Letzte, was ich brauchen kann, ist ein angeberischer, übertriebener Streber, wie du einer bist, der herkommt, um den Helden zu spielen, den Obstkarren umwirft und ihn dann anzündet. Ich weiß alles über dich, Eddie. Keine Geste zu dramatisch, keine Action zu gewalttätig. Nun, hier wirst du das nicht tun. Wir dürfen keine Wellen schlagen, wir würden bemerkt werden. Selbst nach allem, was du in der letzten Zeit getan hast, sind wir immer noch eine Geheimorganisation mit Geheimagenten.«
    »Nach allem, was ich getan habe?«, fragte ich unschuldig.
    »Ich kenne deinen Ruf«, wiederholte er stur. »Er beeindruckt mich nicht. Du bist impulsiv, unnötig aggressiv,
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