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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co
Autoren: Allen Garrison
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die Flucht geschlagen hatte, meinte jeder, eine Hand – oder eine Pfote – bei der Verhaftung eines Mörders mit im Spiel gehabt zu haben. Master Will Shakespeare, nun vom Verdacht des Mordes freigesprochen, rezitierte Henrys Rede vor der Schlacht von Agincourt und klang mit jedem Pint Ale, das er trank, immer ausgelassener.
    »›Uns wen’ge, uns beglücktes Häuflein Brüder: Denn welcher heut sein Blut mit mir vergießt, Der wird mein Bruder; sei er noch so niedrig, Der heut’ge Tag wird adeln seinen Stand, und Edelleut’ in England, jetzt im Bett Verfluchen einst, daß sie nicht hier gewesen, und werden kleinlaut, wenn nur jemand spricht, Der mit uns focht am Sankt-Crispinius-Tag.‹« (William Shakespeare: Heinrich V. in: Shakespeare’s Dramatische Werke, Band 1, übersetzt von A. W. von Schlegel, Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1899.)
    Penelope fand Master Wills ersten Vortrag recht gut, aber als der Abend fortschritt, wünschte sie, sie hätte die Rede selbst gehalten, die richtigen weiblichen Formen benutzt und am Schluß die Iden des März eingefügt.
    Sogar einige derjenigen, die bei Marlowes Star Chamber mitgemacht hatten , prangerten ihn nun öffentlich an und führten sich auf, als wären sie an seinem Niedergang mit beteiligt gewesen. Sie beanspruchten mehr Anerkennung, als ihnen zustand.
    »Ich wußte, daß da etwas Merkwürdiges vor sich ging«, sagte ein eingebildeter Master Edwards jedem, der ihm Aufmerksamkeit schenkte, »deshalb habe ich bei der Sache mitgemacht. Die Königin und die beiden Damen befanden sich zu keinem Zeitpunkt in Gefahr.«
    Ja, klar.
    »Er konnte es gar nicht abwarten, mich an den Pfahl zu binden«, flüsterte Alyce. »Er hat sich köstlich amüsiert.«
    »Er ist richtig pervers«, stimmte Sharon ihr zu, »und außerdem hat er sich mit seinen Händen einige Freiheiten erlaubt.« Ihr frischgebackener Verlobter wurde bei dem Gedanken, jemand könnte seine teure Zukünftige angerührt haben, ziemlich wütend, aber Sharon beruhigte ihn: »Mach dir nichts draus, Liebling, die Sache hat sich gelohnt, wenn man bedenkt, wie du mich gerettet hast… Ich war so stolz auf dich. Du kannst mich jederzeit losbinden.«
    Ganz der Unternehmer, bot Ralph – oder Russell – Sharon prompt einen Katalog an. »Das könnte Sie vielleicht interessieren, und es gibt einen Preisnachlaß für Paare.«
    Die Königin sah über die Vergehen des Eisenwarenhändlers großzügig hinweg, für den Moment jedenfalls. Es war noch ein Tag ihrer Regentschaft übrig, und daher blieb ihr genug Zeit, ein oder zwei Aufschneider an den Pranger und in das Tauchbecken zu schicken. Penelope fand es an der Zeit, daß Master Blaine Edwards, Hoflieferant Seiner Königlichen Hoheit, auch einmal eine Kostprobe seiner Waren bekam. So manch ein Frauenzimmer und so manch schöne Maid würde glücklich applaudieren.
    Helena von Troja jedoch war völlig verstört. »Ich kann es nicht glauben«, wimmerte sie. »Ich kann es einfach nicht glauben. Er schien so nett zu sein.«
    Penelope hatte Mitleid mit ihr, weil sie scheinbar wirklich geglaubt hatte, daß es nur ein Spiel war. »Kathy, kennst du noch irgendwelche Renaissance-Männer, die noch nicht vergeben sind?«
    »Nun, Timmy hat da einen Freund. Er ist gerade von einem Milchmädchen sitzengelassen worden, die mit einem fahrenden Troubadour durchgebrannt ist.«
    »Dieser Freund… schreibt der zufällig Gedichte?«
    »Oh, doch, aber nicht wie Timmy. Er ist eher der Ode-an-den-stattlichen-Saguaro-Typ.«
    »Perfekt. Würdest du ihn bitte mit Helena von Troja bekannt machen?«
    Und was den Rest von Marlowes Schauspielern anging, war Penelope bereit, sogar den Teufeln und den Sieben Todsünden zu verzeihen, die Marlowe im Star Chamber so begeistert unterstützt hatten. Marlowe hatte sie alle betrogen und sie unter dem Vorwand gewonnen, die Festspiele auf spektakuläre, wenn auch verräterische Art zu beenden.
    All dies und noch mehr kam heraus, als mal wieder alle von gleich mehreren Polizisten befragt wurden. Angesichts der Überstunden bekam Dutch beinah einen Herzanfall. Die Mitverschwörer wurden vom Verdacht der Mittäterschaft freigesprochen und freigelassen, so daß sie sich wieder an den Parties beteiligen konnten.
    Penelope hatte immer noch eine Gänsehaut. Sie hatte die Axt des Scharfrichters ausprobiert und festgestellt, daß die Klinge extrem scharf war. Bei dem bloßen Gedanken daran sträubten sich ihr die feinen Nackenhaare. Sie fragte sich, wie weit
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