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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co
Autoren: Allen Garrison
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aber von Bauern, Soldaten, Seeleuten und zahlreichen anderen umzingelt und mit den Waffen in die Enge getrieben.
    Lothario zwischen Pflicht und dem Wunsch, Alyce vom Scheiterhaufen zu retten, hin- und hergerissen, entschied sich für die Pflicht und näherte sich Marlowe vorsichtig. Nicht, weil er Angst hatte, sondern weil er absolut nicht wußte, wie er den fauchenden Mycroft von dem Schuldigen entfernen sollte. Er hatte kein Verlangen danach, für den Rest seines Lebens von Katzenkrallen entstellt zu sein.
    Marlowe löste das Problem selber, als er auf den Boden fiel und auf Big Mike rollte. Dies war offensichtlich ein schwerwiegender Fehler von ihm, da er rasch auf die Füße sprang und laute Schmerzensschreie ausstieß. Big Mike hatte nämlich sein eigenes Problem gelöst, indem er Marlowe in den Hintern biß.
    Lothario wiederum löste sein Problem, indem er Marlowe den Laufseiner Pistole ins Ohr steckte. »Los, auf den Boden«, rief er.
    Für den zweitwichtigsten Dramatiker Englands war das ja wirklich ein Abend mit Höhen und Tiefen gewesen.
    Beschäftigt wie er war, verpaßte Lothario die Befreiung seiner geliebten Alyce vom Scheiterhaufen. Das war auch ganz gut so, da Alyce, sobald Sir Walter sie von ihren Fesseln befreit hatte, von Gefühlen übermannt wurde, ihm um den Hals fiel und ihm einen dicken, fetten Kuß zur Belohnung und einen lebenslangen Gutschein für astrologische Konsultationen gab.
    Sir Robert Dudleys Midlife-crisis war offensichtlich vorbei, da er, während er Sharon vom Scheiterhaufen losband, rief: »Ich liebe dich. Willst du mich heiraten?«
    »Chwll«, rief Sharon zurück, »chwll.« Also, wenn das kein Heiratsantrag war, der in Die Traumhochzeit gehörte.
    Die Ritter erreichten die schönen Damen als erste, aber so beladen, wie sie mit den schweren Rüstungen waren, konnten sie nicht ohne die Hilfe ihrer Pagen absteigen, die während des tapferen Angriffes weit zurückgeblieben waren. So konnten sie nur hilflos zuschauen, wie die Belohnungen verteilt wurden.
    »Scheiße«, sagte der schwarze Ritter.
    »Das kannst du laut sagen«, erwiderte der weiße Ritter.
    Sirenen durchdrangen die Nacht, und Polizeiwagen fuhren mit quietschenden Reifen über die grünen Felder des elisabethanischen Englands. Sie waren ein bißchen spät dran, aber das konnte man ihnen nicht zum Vorwurf machen.
    Als sich die Schlacht ihrem Ende näherte, kroch die Königin auf allen vieren langsam auf den königlichen Kater zu. Dabei flüsterte sie beruhigend: »Hey, Mikey, ich bin es. Es ist jetzt alles in Ordnung. Es ist alles vorbei.«
    Big Mike sah enttäuscht aus. Naja, vielleicht würde die spanische Armada doch noch mal auftauchen.
    Als Marlowe von den Männern des Lord High Sheriff abgeführt wurde, zitierte er die tragischen Worte, die sein Namensvetter geschrieben hatte: »›Ah, Faustus! Nun hast du nur ein einzig Stündlein noch zu leben, dann kommt ewige Verdammnis. Steht still, ihr rastlos regen Himmelssphären! Zeit, höre auf! Nie werd’ es Mitternacht…‹« ( Dieses und folgende Zitate aus: Christopher Marlowe, Die tragische Historie von Doktor Faustus. Reclam, Stuttgart 1964.)
    Marlowe widersetzte sich kurz an der Tür des Polizeiwagens. »›O Seele, wandle dich zu Wassertropfen, und fall ins Weltmeer, ewig unauffindbar! Ach Gott, mein Gott, blick nicht so voller Grimm! ‹«
    Aber Zwiddeldei schaute Marlowe grimmig an.
    »›Ottern, Schlangen, laßt mir noch den Atem! Schreckliche Höll’, öffne dich nicht. ‹«
    Zwiddeldei schob Marlowe grob durch die offenstehende Tür des Polizeiwagens, aber bevor er sie zuschlagen konnte, tauchte Marlowes Kopf noch einmal auf. »›Nein, komm nicht, Luzifer!‹« rief er. »›Ich will verbrennen meine Zauberbücher ah, Mephistopheles‹«
    Bei diesen letzten Worten von Faustus fiel die Tür endlich zu.
    Eines mußte man ihm lassen, dachte Penelope. Er hat ein wundervolles Gefühl für den rechten Augenblick.

 
     
    Schließlich feierten die Elisabethaner mit großer Erleichterung so ausgelassen, als hätten sie Jahrhundertwende. Die beklemmende Stimmung, die Carolyn Lewis’ und Richard Burbages Tod hervorgerufen hatte, verschwand nach der großen Schlacht, als sie begriffen, daß der Mörder nicht mehr unter ihnen weilte. Überall, wo sie hingingen, wurden Penelope und Big Mike mit Lob und lautem Jubel begrüßt. »Was für ’ne Königin«, war die einhellige Meinung. »Und was für ein Kater.« Aufgrund des tapferen Angriffs, der Marlowes Truppe in
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