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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch
Autoren: Marjorie M. Liu
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Ich hoffe, Sie empfinden dasselbe für mich, wenn Sie erst sehen, wie sehr ich Ihre Arbeit bewundere.«
    »Fahr zur Hölle!«, wollte Elena sagen. Doch als sie den Mund öffnete, schob ihr der Arzt einen Knebel hinein. Er bewegte sich rasch und präzise. Geübt. Geschickt schob er ihr das Tuch an den Zähnen vorbei ganz tief in den Mund, bis sie gegen die dicke Baumwolle würgte.
    Die Pfleger, die man wohl eher als Schläger denn als medizinische Helfer bezeichnen konnte, hielten sie fest. Sie schlugen sie nicht, sondern hielten einfach nur ihre Handgelenke und Fußknöchel fest, wobei sie grinsten. Elena hatte ihre Augen beobachtet und hörte nun auf, sich zu wehren. Die Kerle genossen ihre Gegenwehr zu sehr.
    Mit einer flüssigen Bewegung hoben sie Elena auf den Untersuchungstisch und warfen sie so kräftig darauf, dass es ihr die Luft nahm. Ihre Haut brannte - von dem kalten Metall und ihren groben Händen. Sie trug nur einen Büstenhalter und ein Höschen.
    »Ganz ruhig«, tröstete der grauhaarige Arzt sie und tätschelte ihr sanft die Schulter, während die Männer sie mit den Riemen an Handgelenken und Knöcheln an den Tisch fesselten. Ihre Haut war kalt, so kalt wie die Augen des Arztes, sein kleines, hervorstehendes Kinn und die hohlen Wangen. »Es tut nur ein bisschen weh.«
    Danach setzte sich der Mann auf einen kleinen Hocker und griff nach einer Spritze; einer von vielen, die auf einem Metalltablett wie eine Reihe von Soldaten nebeneinanderlagen. Der Raum war groß und unscheinbar, wie in jedem beliebigen Labor oder Krankenhaus. An den Wänden standen medizinische Geräte, auf die das grelle Neonlicht fiel. Elena nahm den scharfen Geruch von Desinfektionsmitteln wahr, in den sich jedoch noch etwas anderes mischte. Etwas Bitteres. Urin vielleicht. Oder Blut.
    »Bereitet sie vor«, befahl der Arzt, der sich i mm er noch mit seiner Spritze beschäftigte. Einer der Pfleger, dessen Hose von Elenas Erbrochenem beschmutzt war, wühlte in einer Schublade und zog einen langen Gummischlauch heraus. Er band ihr den Arm so fest damit ab, dass ihre Hand kribbelte, scharfe kleine Nadelstiche, so scharf wie der Fingernagel, mit dem er über ihren Arm zu ihrem gefesselten Handgelenk herunterfuhr, um ihre Reaktion mit brutaler Gleichgültigkeit abzuschätzen. Er war scharf, sehr scharf.
    Dann folgten Bluttests, eine Reihe von Stichen in ihre blasse Haut. Die Pfleger starrten auf ihre Brüste und Schenkel, während sich der Arzt über ihren Körper beugte und summend Spritze um Spritze füllte, bis die Kammern voll mit ihrem roten Blut waren. Elena wehrte sich nicht. Sie hätte am liebsten die Spritze genommen und ihm damit ins Auge gestochen, sie ihm ins Hirn gerammt. Doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie lag nur still da und brannte vor Scham und Wut.
    Superkräfte, dachte Elena bitter. Wenn ich nur welche hätte.
    Schließlich hatte ihr der Arzt genug Blut abgenommen und zog ihr den Knebel aus dem Mund. »Sehen Sie, gutes Benehmen belohne ich gern. Sie scheinen ein gutes Mädchen zu sein.«
    Elenas Zunge fühlte sich geschwollen und dick an und klebte an ihrem Gaumen. Sie versuchte zu schlucken. »Warum tun Sie das? Wo bin ich?«
    Der Arzt neigte leicht den Kopf und lächelte, möglicherweise um sie abzulenken. Er ballte die Hand zur Faust und schlug ihr mitten ins Gesicht. Elenas Kopf flog zurück und prallte gegen den Stahl der Tischplatte.
    »Keine Fragen«, erklärte er und fuhr nach einem Augenblick fort: »Interessant. Es sieht so aus, als könnten Sie sich nicht selbst heilen.«
    Elena konnte seine Worte kaum verstehen, so sehr klingelten ihr die Ohren. Ihr Kopf fühlte sich geschwollen an: wie ein Daumen, der aus Versehen unter den Hammer geraten war. Ihr war fast schlecht vor Schmerz. Sie schmeckte Blut auf ihren Lippen und leckte es ab, befeuchtete damit ihre Zunge. Der Arzt beugte sich vor und wischte mit den Fingern über ihre Lippen. Als er die Hand zurückzog, waren seine Kuppen rot. »Immer noch keine Reaktion. Ausgesprochen eigenartig. Sie, meine Liebe, sind wahrhaftig von der Evolution angeschmiert worden.«
    Er drehte sich herum und sammelte ihre Blutproben ein. Die Männer machten sich daran, ihre Fesseln zu lösen. »Ab ins Bett. Die interessanteren Tests heben wir uns für später auf.«
    »Wie interessant?« Elena ignorierte sein Verbot, Fragen zu stellen. Sie war zu wütend und entsetzt, um sich davor zu fürchten. Ihr Herz weigerte sich noch immer, langsamer zu schlagen. Sie hatte das Gefühl,
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