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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Autoren: Kim Lenox
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Außerdem wollte sie nicht länger hier draußen bleiben. Sie war nicht der Typ, der sich um seltsame Gefühle oder Vorahnungen scherte, aber das hier hatte etwas Beunruhigendes, etwas, das die empfindliche, entblößte Haut auf ihrem Nacken kitzelte und in ihr den Wunsch weckte, eilends ins Haus zurückzukehren.
    Da hörte sie das leise, verführerische Lachen einer Frau. Es klang nah, aber aus welcher Richtung es kam, war schwierig zu sagen. Einen Steinwurf weit konnte sie alles um sich herum mühelos sehen – was dahinter lag, verbarg der Nebel.
    »Hallo?« Sie ging die Treppen hinunter und den Gehweg entlang, bis sie unter einem hohen Laternenpfahl stand. Sie spähte zu dem tröstlichen Licht empor, das hell aufflackerte und dann verlosch.
    Ein Frösteln kroch ihr den Rücken hinauf.
    Obwohl die Fassade des Hospitals über ihr aufragte, mächtiger Hort der Wissenschaft und menschlichen Mitgefühls, hatte Elena plötzlich das Gefühl, von allem abgeschnitten zu sein.
    Wieder hörte sie etwas, einen Atemzug oder ein Aufkeuchen. Sie drehte sich um und versuchte, den Nebel um sich mit Blicken zu durchdringen. Die feinen Härchen auf ihren Armen und im Nacken stellten sich auf.
    Irgendjemand beobachtete sie. Niemand, den sie sehen konnte, aber sie spürte seine Anwesenheit – seine Aufmerksamkeit und Bosheit – so sicher, als befeuchte der stinkende Atem dieser Person ihre Haut.
    Schritte drangen an ihre Ohren, schwer und entschieden. Männerstiefel.
    »Wer ist da?«
    Bruchstücke aus Zeitungsartikeln fielen ihr ein.
    … Kehle aufgeschlitzt von Ohr zu Ohr …
    … der Unterleib war aufgerissen worden …
    … Mord in seiner grauenvollsten Form …
    Elena stürzte auf die Treppe zu. Eine Schuhspitze verfing sich in ihrem Saum, und mit einem harten Aufschlag fiel sie auf die Knie. Die Schritte kamen näher.
    Nur ein Passant auf der Whitechapel Road.
    Nein, ein Mörder.
    Die Schritte in den Stiefeln beschleunigten sich, und aus dem Augenwinkel sah Elena, wie eine dunkle Gestalt auf sie zukam. Sie öffnete die Lippen, um zu schreien – da begriff sie, dass die Person, die die Männerstiefel trug, auch einen Rock anhatte. Blau mit rotem Volant, um genau zu sein.
    Eine Frau sagte: »Oh, meine Liebe. Sind Sie gestürzt? Der Nebel ist schrecklich heute Abend, nicht wahr?«
    Ein fester Handgriff am Ellbogen half Elena auf die Füße. »Sooo. Gut, Sie atmen zu sehen. Zuerst … nun, Sie wissen schon, was ich gedacht habe. Ich habe gedacht, der Ripper hätte sie erwischt.« Die Dame kicherte ein wenig nervös. Sie trug einen Strohhut auf ihren rostroten Locken, und ein Kragen mit Fellbesatz umrahmte ihr schmales Gesicht.
    »Mrs Eddowes?«, stieß Elena hervor.
    »Jaaa … Ach herrje. Sind Sie bis hierher gelaufen, um nach mir zu suchen? Tut mir sooooo leid. Musste kurz mal nach draußen.« Obwohl ihre Worte verräterisch verschwommen klangen, offenbarte Mrs Eddowes gepflegte Sprache die verblasste Politur einer gebildeten Frau. Sie betrachtete Elena mit gewitzten, glasigen Augen. Eine kleine grüne Flasche lugte aus ihrer Rocktasche. »Geht es Lizzy besser?«
    Zusammen stiegen sie die Stufen hinauf, und Elena führte sie zu den Türen des Hospitals. Sie blickte einmal rasch über die Schulter, um sich davon zu überzeugen, dass ihnen niemand folgte.
    »Der Arzt konnte ihr Knie kurieren. Glücklicherweise war es nur verrenkt, es ist nichts gebrochen.« Elena sprach bedächtig und hatte immer noch damit zu tun, ihre Panik niederzuringen. Wie töricht von ihr, sich derartig zu fürchten.
    »Dann kann ich sie nach Hause bringen?«
    »Lizzy hat mir gesagt, dass sie nicht nach Hause zurückkehren könne. Kann ich darauf vertrauen, dass Sie eine passende Unterkunft für die nächsten Nächte für sie finden?«
    In Mrs Eddowes Lachen lag ein abwehrender Unterton. »Was meinen Sie damit, ob Sie mir vertrauen können?«
    Elena warf einen vielsagenden Blick auf die Flasche.
    Die Frau stieß einen tiefen Seufzer aus und verdrehte die Augen. »Ich hab nur ein Schlückchen genommen, um meine Kopfschmerzen zu betäuben. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich den ganzen verdammten Tag auf dieser Armenstation herumsitzen würde.«
    Sie traten durch die Holztüren in den lärmigen Wartebereich. Die Wärme und das Gedränge lösten Elenas Anspannung endlich.
    »Ich bin mir sicher, dass Lizzy Ihre Sorge zu schätzen weiß.«
    Mrs Eddowes Miene wurde weicher. »Sie erinnert mich an meine eigene liebe Tochter. Ich hatte vor, heute Nachmittag
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