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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Autoren: Kim Lenox
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hatte?«
    Sie und Selene lagen Seite an Seite auf dem Bett der Gräfin, und jede von Selenes Schlangen ringelte sich um sie herum.
    Selene nickte; ihre Augen waren vollkommen trocken. »Sie hat stattdessen Mark und mich unsterblich gemacht. Wir waren ihre Rache an Octavian – und an der Welt –, nehme ich an.«
    Elena schniefte. »Das ist die tragischste Geschichte, die ich je gehört habe.«
    Selene stützte sich auf die Kissen, die Hände hinterm Kopf verschränkt. »Das ist so schön, wir hier zusammen im Gespräch. Ich hatte so lange keine Freundin mehr. Nicht mehr, seit dieser Mob die liebe Hypatia zu Tode gepeitscht hat.«
    Elena tupfte sich mit einem frischen Taschentuch die Augen ab. »Ausgepeitscht. Das klingt schrecklich.«
    »Erinnern Sie sich an die erste Nacht, als Sie mich in Ihrem Zimmer fanden? Die Nacht, in denen ich sagte, ich brauchte ein Nachthemd?«
    »Ja.«
    »Ich brauchte nichts, um darin zu schlafen.«
    »Warum waren Sie dann in meinem Zimmer?«
    Selene rollte sich zur Seite und ergriff eine juwelenbesetzte Schachtel, die neben ihrem Bett stand. Sie öffnete den Deckel und holte eine primitiv geformte kleine Puppe heraus. Sie schien aus Wachs gefertigt zu sein und besaß einen ungebärdigen blonden Schopf.
    »Was ist das?«
    »Das sind Sie«, kicherte Selene und wackelte mit der Puppe. »Oder der Koloss, den ich mit dem Haar gemacht habe, das ich in jener Nacht aus Ihrer Bürste gezogen habe. Und sehen Sie diese anderen kleinen Fäden und Schnipsel von Ihren Kleidern?«
    »Warum haben Sie das getan?«
    »Ich wollte Ihnen eine Nadel in den Bauch stechen oder Ihnen den Kopf abschneiden. Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe, denn jetzt mag ich Sie wirklich, obwohl Archer Sie liebt.«
    »Gewiss bin ich nicht die einzige Frau, an der ihm etwas gelegen ist.«
    Selene lehnte sich zurück und drehte die Puppe zwischen den Fingern. »Er hat tatsächlich einmal jemanden geliebt, vor sehr langer Zeit.«
    »Erzählen Sie mir von ihr.«
    »Ich weiß nicht viel, und wie Sie wissen, ist Archer nicht der Typ, der seine Gefühle mit anderen teilt.« Selene zuckte die Achseln. »Nach dem, was ich hörte, waren sie verrückt nacheinander, aber ihre Mutter hat die Beziehung verboten.«
    »Was ist passiert, wie ging es zu Ende?«
    »Nach dem, was man mir erzählt hat, hat sie eines Nachmittags auf einem Feld Blumen gepflückt und auf ein Stelldichein mit Archer gewartet, als eine transzendierte Seele sie entführte und tötete.«
    »Das ist ja schrecklich«, stieß Elena hervor.
    »Das war damals, als die Zivilisation anfing, Zeichen des Verfalls zu zeigen. Lange vor meiner Zeit und noch bevor die Ahnen beschlossen, das Innere Reich gegen das Eindringen von Menschen zu verschließen. Denn Sterbliche und Unsterbliche haben früher einmal in Frieden nebeneinander gelebt. Archer hat diese Seele natürlich verfolgt und sie in den Tartaros geworfen.«
    »Tartaros?«
    Selene nickte. »Das ewig dunkle Reich.«
    »Es gibt ein ewig dunkles Reich?«
    »Oh ja.« Selenes Augen weiteten sich dramatisch. »Sehr dunkel und sehr ewig. Sie würden dort nicht hineingeworfen werden wollen. Dort werden die abscheulichsten Seelen gefangen gehalten. Das ist der Ort, an den wir die Seelen bei der Vollstreckung bringen.«
    »Zumindest hat Archer den Schurken bestraft.«
    Obwohl die Tragödie vor einer Ewigkeit geschehen war, hatte Elena Blicke auf den Schmerz erhascht, der in den Tiefen von Archers Augen verborgen lag. Jetzt wusste sie, warum. Sie sprach ein Gebet für das Mädchen.
    Selene legte die Puppe auf den Tisch neben sich. »Können Sie glauben, dass ihre Mutter Archer die Schuld an allem gegeben hat? Jahrhunderte später haben Sterbliche der Geschichte ihre eigene Deutung gegeben, und voilà. Es ist seine Schuld, dass wir seither schreckliche Winter hatten. Ihr Tod ist der Grund, warum Archer der Erste der Schattenwächter wurde, damit kein anderer Amaranthiner den gleichen Verlust erleiden musste.«
    Zum ersten Mal wurden Selenes Augen feucht. »Ich werde ihn vermissen.«
    »Oooh- oooh! « Selene zuckte zusammen.
    »Was ist los?«
    »Jezebell ist gerade in meinen Rock gekrochen.«
    Elena richtete sich auf, wobei sie darauf achtete, keins der geliebten Schoßtiere der Gräfin zu zerquetschen. Sie fischte die Schlange unter ihrem Unterrock hervor und ließ sie sich auf Selene zuschlängeln.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte Selene scharf.
    »Mir ist nur gerade etwas eingefallen …«
    »Oh nein, das ist nicht wahr.« Mit der
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