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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)
Autoren: Kim Lenox
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ausdruckslose Gesicht legte sich schräg und musterte ihn. »Ein Opfer ist nur dann wirklich eines, wenn es wehtut, nicht wahr? Um dir meine Hingabe zu beweisen, werde ich noch jemanden opfern.«
    Sie deutete mit einem Arm auf die Reihe von Männern. Lord Trafford hustete und stieß hintereinander erstickte Laute aus. Weitere Kriecher traten aus den Schatten hervor, um ihn zu ergreifen. Er wehrte sich. Das Leichentuch glitt von seinem Kopf.
    »Mir wurde Unsterblichkeit versprochen«, rief er, als sie ihn hinüberzerrten. »Matthews hat verlangt, dass ich die Mädchen für die Sache aufgebe. Das war so nicht verabredet.«
    Jemand kicherte. Matthews. Die Kriecher ließen von Lord Trafford ab und wichen zurück.
    Die Dunkle Braut wirbelte im Kreis um den Lord herum. Vor Angst stand er wie gelähmt da. Sie lachte, ein dunkles, bösartiges Geräusch.
    »Ich bin dein Vater « , flüsterte er.
    »Aber Papa«, gurrte sie, »du hast uns Tantalos überlassen, um eine Braut für seinen Boten zu erschaffen.«
    Er zitterte.
    »Welche Überraschung«, knurrte sie. »Die Mädchen leben nicht mehr.«
    Sie warf die Arme um ihren Kopf. Ein Windstoß schoss durch den Glockenturm. Lord Trafford stöhnte und krümmte sich. Er brach auf dem Boden zusammen. Mina schrie.
    Mark trat einen Schritt vor und beugte sich über Trafford, um mit seinen Fingern den Puls an dessen Hals zu ertasten. Aber der Mann war tot. Ihn überfiel die dunkle Erkenntnis, dass die Braut, wenn sie Trafford mit solcher Leichtigkeit getötet hatte, auch Mina töten konnte, wenn er ihr Missfallen erregte.
    Eine Glocke schlug laut und dann eine weitere – die viertelstündlichen Schläge in jeder Ecke des Glockenturms. Die vertrauten Klänge breiteten sich aus, und dunkle Vögel flatterten auf den Dachsparren über ihnen auf. Ein Moment der Stille verstrich, und dann hob sich Big Bens riesiger Hammer und fiel hart auf die Glocke, um Mitternacht zu läuten. Das markerschütternde Dröhnen ließ den Glockenturm erbeben.
    »Komm her, mein Liebster. Es wird Zeit, dass wir vereint werden. Zeit für uns zu heiraten. Wir werden die Opferungen anschließend fortsetzen.« Die Dunkle Braut näherte sich dem Auge. »Gib mir die Hand.«
    Ihre Absicht wurde klar. Was er für das größte mögliche Unheil hielt, sollte wahr werden. Sie wollte eine Vereinigung, eine wahre Vereinigung, sodass sich ihre Seelen – ihr Brotoismus und seine Transzendierung – vermischten. Durch die Vereinigung würden sie beide teuflische Macht erlangen.
    Mit einem Ruck zog sie den Handschuh von ihrer Hand und offenbarte knorrige Finger und verknotete Gelenke. Sie hielt die Hand mit gespreizten Fingern über das Auge, ohne bereits das Glas zu berühren. Sobald sie den Spiegel berührte, würde die Verbindung mit ihrer Boshaftigkeit erfüllt werden. Und wenn das passiert war, konnte die Transzendierung nicht mehr rückgängig machen werden – dann könnte er nur Böses aus der Braut ziehen und seinen eigenen Verfall teilen. Sein Herz würde entzweigerissen werden.
    Er konnte zurückweichen und sich weigern, das Auge zu berühren, und damit Minas sofortigen Tod riskieren – und wahrscheinlich den Tod Tausender, falls das Auge eine Waffe war, um Massen zu töten, wenn es mit der Nadel verbunden war. Oder er konnte seine Energie benutzen, seine stärkere Energie, um das Böse der Braut in sich aufzunehmen, um auf diese Art ihre Macht auszubluten. Er würde die Kontrolle über sich selbst lange genug bewahren, um durch Archers amaranthinisches Schwert zu sterben. Er sah Mina an – seine schöne Mina, seine Ehefrau – und begriff, dass er überhaupt keine Wahl hatte. Er würde alles tun, um sie zu retten. Er liebte sie viel mehr, als er jemals sein unseliges, arrogantes Ich geliebt hatte.
    Mark ging auf den Spiegel zu und betrachtete Mina. Ich liebe dich, mein Schatz, sagte er ihr stumm und wünschte, er könnte die Worte rufen, wünschte, er könnte sie aussprechen, nur ein einziges Mal, während seine Lippen sich auf ihre pressten.
    »Nein, Mark. Tu das nicht.« Sie schluchzte in ihre Hände.
    Die Braut umklammerte seinen Unterarm. »Jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
    Sie war stärker, als er erwartet hatte. Sie zog seine Hand näher … näher …
    Als sich seine Hand dem Spiegel näherte, begann dieser in einem hypnotischen Grün zu leuchten. Er versuchte nicht länger, sich loszureißen.
    Ein anderes Geräusch erfüllte die Luft, ein rhythmisches, tiefes Wusch … Wusch … Wusch. Es kam näher …
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