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SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten

SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten
Autoren: Larry Brent
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kümmerte sich nicht um die
jungen Menschen am Lagerfeuer.
    Zielstrebig überquerte er den großen
Platz und steuerte direkt auf das Zelt zu, in das sich Kerstin und Horst
zurückgezogen hatten.
    »Gefahr! Lauft weg !« Ruth Bestner merkte, dass sie die Lippen bewegte, dass sie schrie - und doch kam kein Laut aus ihrer Kehle ...
    So war es schon die ganze Zeit.
    Sie hatte geglaubt zu sprechen, und
niemand hatte sie gehört...
    Mit brennenden Augen sah sie, wie der
Unbekannte mit harter Hand den Zelteingang auseinander riss .
    Der Mann stürzte nach innen, griff
nach vorn und zerrte im nächsten Moment Kerstin auf den Platz zwischen den
Felsen.
    Die Rassige flog wie ein Spielball
herum. Ihre langen, schwarzen Haare wehten wie eine Fahne im Wind.
    Man sah, dass auch Kerstin schrie. Ihr Mund war zwar weit geöffnet, aber kein Laut erreichte
Ruths Ohren.
    Kerstin wurde festgehalten und mit-
gezerrt. Im flackernden Licht des herabbrennenden Lagerfeuers spielte sich ein
alptraumhaftes Geschehen ab. Ruth und die anderen Beobachter waren überzeugt
davon, zu träumen. Jeder seinen eigenen Traum ...
    Sie sahen es alle, und doch konnte es
keiner verhindern.
    Der Fremde nahm Kerstin mit!
    Sie tauchten in den Schatten zwischen
den klobigen Felswänden, etwa zehn Schritte von den Beobachtern entfernt. Dort
erreichte sie der Feuerschein nicht mehr.
    Sie verschwanden einfach in der
dunklen Schattenzone.
    Einer kam wenige Augenblicke später
zurück, noch während Ruth, Manfred, Andrea und Helmut wie in Hypnose
unbeweglich verharrten.
    Es war der Fremde!
    Ruth sah ihn auf sich zukommen. Einen
Moment sah es so aus, als wolle er nach ihr greifen. Da stutzte er plötzlich. Über
sein blasses Gesicht lief ein Zucken. Er wandte sich um, als wolle er vor ihr
fliehen und griff nach Andrea, die sich willenlos mitnehmen ließ.
    Auch sie verschwand in der Dunkelheit
zwischen den Felsen.
    Alles in Ruth Bestner wehrte sich gegen
das, was sie sah und erlebte.
    Es konnte nicht sein, und doch erlebte
sie es mit.
    Dann tauchte der Fremde zum dritten
Mal auf. Es schien, als käme er wie ein Geist aus der Dunkelheit oder aus dem
gewachsenen Felsen.
    Er blieb dort drüben stehen wie ein
Beobachter, der etwas Bestimmtes erwartete.
    »Töte sie !« hallte seine eisige Stimme durch den Kessel und kehrte als Echo zurück. »Sie
ist gefährlich ... wir können nichts mit ihr anfangen ...«
    Da sah sie die Gestalt, die vier- bis
fünfmal größer war als sie!
    Der Titan ragte halb mit dem
Oberkörper aus dem Felsen und hatte in der Mitte der Stirn ein einzelnes Auge.
    Ein - Zyklop!
    Eine Gestalt aus dem Reich der Sage!
    Ruth Bestner hatte den Verstand
verloren. Das gab es nicht. Sie schrie wie von Sinnen, riss die Arme hoch und wollte davonrennen.
    Da wurde sie gepackt.
    Nicht von dem geheimnisvollen Fremden,
der zwei ihrer Freundinnen entführt hatte, sondern von dem Giganten, der aus
dem gewachsenen Fels ragte, als wäre der tote Stein zu Fleisch und Blut
geworden.
    Der Unheimliche riss sie vom Boden empor wie ein wütendes Kind seine Puppe.
    Sie merkte, dass sie keinen festen Stand mehr hatte.
    In der Rechten ihres Peinigers sah sie
es aufblitzen. Ein Dolch - groß wie ein Schwert!
    Die spitze Klinge drang ihr in den
Körper. Ruth Bestner fühlte keinen Schmerz mehr. Ihr Grauen ging zu Ende, und
als sie in die gähnende Schwärze ohne Rückkehr stürzte, wusste sie, dass dies der Tod war - und dass sie eine letzte Erkenntnis, warum sie so sterben musste ,
mit in ihr Grab nahm ...
     
    *
     
    Der Zyklop tauchte in der Schwärze unter
und wurde zu einem Teil des Schattens, der hart in dem gefalteten Fels lag.
    Auch der Fremde, der Kerstin und
Andrea mitgenommen hatte, ging rückwärts in den Schatten zurück und schien mit
der Felswand eins zu werden.
    Da fiel der Bann von ihnen ab.
    Manfred Lein torkelte nach vorn, fing
sich und kam in die Höhe.
    Er war weiß wie ein Leichentuch.
    Horst Kaichen stürzte aus dem Zelt und
taumelte ihnen entgegen.
    Nur Helmut Burger, der die ganze Zeit
über die Laute umklammert hielt, kam in den schwachen Schein des
herabgebrannten Lagerfeuers und schien nicht zu begreifen, was sich hier
ereignet hatte.
    Sie redeten wild durcheinander. Ebenso
hektisch und unplanmäßig waren ihre Bewegungen und Handlungen.
    Sie rannten nach allen Seiten davon,
inspizierten im Licht stark leuchtender Taschenlampen die Felswände, in der
Erwartung, dort eine Nische oder einen Höhleneingang zu finden. Sie bewaffneten
sich mit großen Steinen
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