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SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten

SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten
Autoren: Larry Brent
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Ende sechzig und hatte einen massigen Kopf auf einer gedrungenen Gestalt.
Sein Gesicht war von Wind und Wetter gegerbt.
    »Ich geh’ raus und vertret ’
mir ein wenig die Beine...«
    Er schlüpfte in den flauschigen
Morgenmantel und die pelzgefütterten Pantoffeln, die er sommers wie winters trug.
    »Versuch wenigstens du zu schlafen
...«, murmelte er wie abwesend und flüchtig den Kopf wendend.
    Die Frau nickte wortlos und sah ihm
nach, wie er die Schlafzimmertür hinter sich ins Schloss zog.
    Herta Gessler schloss einen Moment die Augen.
    Ihr Gesicht war von Angst und Sorge
gezeichnet. Peter gefiel ihr nicht. Es wurde immer schlimmer mit ihm. Sein
Gesundheitszustand verschlechterte sich. Seine Schmerzen und seine Nervosität
nahmen zu.
    Oft lag sie stundenlang wach neben ihm
und hörte sein schweres Atmen, wenn er eingeschlafen war. Im Schlaf hörte sie
ihn leise stöhnen, wenn die Schmerzen wieder kamen.
    Nun lauschte sie, als er die Treppe
nach unten lief. Die Stufen in dem alten Fachwerkhaus ächzten.
    Unten klappte die Haustür.
    Ein leiser Pfiff erscholl.
    Auch das war typisch, wenn er in die
Nacht hinausging. Er pfiff nach dem Schäferhund, der in der großen Hütte neben
dem Haus lag.
    Harras war ein altes Tier, halbblind und
lahmte. Er war fast zwanzig Jahre und machte es sicher nicht mehr lange. Peter
hätte sich längst einen neuen Hund angeschafft, aber ihm fehlte der Schwung. Es
schien als spürte auch er die Nähe des Todes.
    Gessler überquerte den mit groben
Pflastersteinen ausgelegten Hof. Quietschend schwang die Tür zurück. Das
Fachwerkhaus lag am Ende des Dorfes, dessen dunkle Silhouette sich kaum vom
bewölkten Nachthimmel abhob.
    Auf der anderen Seite des abgelegenen
Hauses lagen Felder und Wiesen, die sanft anstiegen. Dahinter die dunklen
Kuppen der Berge, von denen selbst um diese Jahreszeit ein kühler Wind pfiff.
    Gessler lief am Haus entlang und zündete sich
eine Pfeife an, die er stets abends neu stopfte, um sie bei seinen nächtlichen
Spaziergängen parat zu haben.
    Die Straße war menschenleer.
    Nein - da kam jemand!
    Peter Gessler stutzte und vergaß dabei sogar das Reißen in seinen Gliedern.
    Es war eine junge Frau, höchstens zwanzig
Jahre alt.
    Sie kam direkt auf ihn zu, war in
einen einfachen, aus großem Tuch gearbeiteten Mantel gekleidet und verlangsamte
ihren Schritt, als sie ihm entgegenkam.
    Peter Gessler sah ihr ins Gesicht und wollte etwas sagen, aber seine schmalen,
blauangelaufenen Lippen zuckten nur.
    Die Zwanzigjährige hatte drahtiges,
rotes Haar und ein weißes Gesicht, das in der Dunkelheit wie angestrahlt
leuchtete.
    Die Frau wirkte viel älter, fraulicher,
verdorben...
    Das Lächeln um ihre vollen Lippen war
provozierend und kühl gleichermaßen.
    »Geh mir aus dem Weg«, fuhr sie ihn
an. Ihre Stimme klang kalt und gefühllos. »Geh’ ins Haus zurück, Alter... mach
mir Platz !«
    »Wie redest du mit mir, junges Ding ?« fragte Gessler und hatte Mühe
mit dem Sprechen.
    »Wie ich es für richtig halte...« Sie
stieß ihn kurzerhand zur Seite.
    Der Schäferhund, der inzwischen auf
dem Feldweg in die Dunkelheit weitergelaufen war, kehrte schnell zurück.
    Ein dumpfes, verängstigtes Knurren
drang aus der Tiefe seiner Kehle. Einen Moment sah es so aus, als ob das
altersschwache Tier die Witterung der Fremden aufgenommen hätte.
    Es umkreiste sie und wollte sich ihr
trotz offensichtlicher Furcht weiter nähern.
    »Vertreib sie, Harras !« presste Gessler mühsam hervor.
    Sie riss das
rechte Bein hoch und versetzte dem Schäferhund blitzschnell einen Tritt in die
Flanken, dass der zurückgeworfen wurde. Das Tier
kippte um, blieb jaulend liegen und versuchte dann mühsam wieder auf die Beine
zu kommen.
    Die Fremde lachte widerwärtig. »Nichts
und niemand wird mich auf halten, den Hof und das Haus zu betreten ... einst
war ich Magd . .. , als Herrin
werde ich zurückkommen... nicht in dieser Nacht, nicht in diesem Jahr, denn
eine fehlt noch ..wenn es dich nächstes Jahr noch gibt, Alter, wirst du
begreifen, was ich meine. Nütze deine alten Tage, von mir zu erzählen... sie
sollen Angst haben, alle ... keiner wird mir entkommen ...«
    Sie lachte gefährlich, ging bis zum
Hoftor, stieß es auf und warf einen Blick auf die Stallungen und Schuppen mit
den windschiefen Dächern, auf das baufällige Gesindehaus, das seit über fünfzig
Jahren als Lager für Kartoffeln und Zwiebeln benutzt wurde, und auf das
Wohnhaus, in dem der Bauer mit seiner Frau lebte ... »Die rote
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