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SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

Titel: SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
Autoren: Larry Brent
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schnell und leicht. Vor einiger Zeit habe ich damit begonnen,
in meiner Freizeit alte Sprachen und Dialekte zu studieren. Meine neugewonnenen
Kenntnisse wollte ich in einem Kurzurlaub in Ihrem Land ausprobieren − da
erschien mir das Hampton-Castle gerade recht. Ich wollte zwei Tage hier
bleiben, die ganze Schloßatmosphäre und damit den Geist einer anderen Zeit voll
genießen − und jetzt bin ich gegen meinen Willen schon den dritten Tag
da. Das hängt mit den Geräuschen zusammen .«
    »Was für Geräusche denn?« Sean McCraine kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    »Kratzen, Schaben, Knirschen und
Surren, in den Wänden. Seit zwei Tagen versuche ich, die Ursache
herauszufinden. Bisher mußte ich kapitulieren. Deshalb bleibe ich noch eine
Nacht länger hier. Und vielleicht eine weitere, wenn’s nicht anders geht.«
    »Noch mehr Überraschungen haben Sie
nicht auf Lager ?« erkundigte sich McCraine vorsichtshalber.
    »Im Moment nicht. Den Rest erzähle ich
Ihnen bei einem Drink im Restaurant. Da ist es urgemütlich .«
    »Ich nehme an, daß alle Ereignisse und
Vermutungen rechtfertigen, daß man länger hier verweilt. Und ich gehe bestimmt
nicht fehl in der Annahme, daß es Ihnen so geht wie mir. Wahrscheinlich werden
Sie heute nacht auch kein Auge schließen, vielleicht sogar hier bleiben, nein,
bestimmt, ich sehe es Ihnen an .«
    »Können Sie Gedanken lesen? Denn es
ist doch kaum anzunehmen, daß Sie mein Unter-vier-Augen-Gespräch mit Mrs.
Hampton belauscht haben? Das wäre zu unwahrscheinlich .«
    »Ich zähle einfach zwei und zwei
zusammen, das ist alles .«
    Er nickte. »Sie haben recht. Ich
bleibe heute nacht hier und werde mich auf Gespensterjagd begeben .«
    Er hatte ganz vergessen, daß er seine
Frau anrufen wollte.
    Das Zwiegespräch mit Morna hatte ihn
ganz in Bann gezogen.
    Sie kamen oben auf der Treppe an. Wie
ein bunter Himmel spannte sich ein farbenprächtiges Deckengemälde über ihnen.
Es stellte eine gigantische Jagdszene dar. Alles war in Bewegung. Reiter und
Hunde, da wurde geschossen, gerannt, geritten, aufgescheuchtes Wild eilte durch
die Fluren, Fasane flatterten davon.
    In all dem Wirrwarr, der gezeichneten
Bewegung, war etwas, das sich wirklich bewegte, das über Eigenleben verfügte!
    Das Auge eines Fasans ,
der dem prallen, wolkigen Himmel entgegeneilte, bewegte sich und glänzte.
    Es war ein menschliches Auge.
    Es beobachtete die beiden Menschen
dort unten genau, wie sie jetzt durch den weiten Korridor gingen, in dem alte,
kostbare Möbel standen und wertvolle Teppiche den kalten Steinboden bedeckten.
    Zwischen den hohen Fenstern hingen
immer wieder prächtige Ölgemälde, die Landschaften aus der Zeit zeigten, als
die Ur-Urahnen der jetzigen Hamptons noch lebten.
    Alle diese Dinge sah das Auge auch,
aber es nahm sie nicht bewußt wahr. Der Blick verfolgte Sean McCraine und Morna Ulbrandson und brannte förmlich auf den
Gestalten der beiden ahnungslosen Menschen.
    Das Auge schien sich jede Einzelheit
genau einzuprägen.
    Es war das kaltglitzernde Auge eines
wahnsinnigen Mörders, ein Auge, das seltsamerweise dem Ausdruck jener glich,
die groß und schimmernd das Gesicht auf einem Ölgemälde hatte, auf welchem der
1570 lebende Fitzpatrick John Mahon Hampton im Kreise seiner Familie abgebildet war.
    Ein Auge Fitzpatricks schien im Kopf des Fasans zu unheimlichen Leben
erwacht.
     
    *
     
    Der Mann war groß, stark und hatte
eine Catcherfigur .
    Die Einheimischen, die regelmäßig in
der Kneipe an der Straße Richtung Ballina verkehrten,
hatten ihn noch nie gesehen.
    Der Fremde saß allein am Tisch und
hatte den besten Whisky vor sich stehen, einen nordirischen John Power, der es
in sich hatte.
    Er trank ihn allerdings nicht ohne Eis
und pur oder mit Wasser, sondern mit Mineralwasser. Das bewies, daß er nicht
aus dieser Gegend stammte, daß er überhaupt kein Ire war. Wahrscheinlich ein
Engländer.
    Der Mann warf immer wieder einen Blick
zur Tür, wenn jemand hereinkam.
    In Cock’s verrauchter Kneipe konnte man die Luft mit dem Messer schneiden. Das schien den
Gästen zu behagen, weil sie in großer Zahl erschienen waren. Ausschließlich
Männer. Außer Cock’s Ehefrau, die hin und wieder eine
Schüssel mit Irish Stew brachte, einem herzhaften
Eintopf, war weit und breit kein weibliches Wesen zu sehen.
    Der Fremde griff nach seinem Whiskyglas
und leerte es zur Hälfte. Nachdenklich betrachtete er die halbgeschmolzenen
Eiswürfel. Jedem Iren hier in der Kneipe drehte sich der
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