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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Autoren: Isabella Bernstein
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wie ich auf Stimmen und Hände achte, ist mir ebenso der Gang eines Mannes wichtig, und es gibt auch noch im fortgeschrittenen Alter einen gewissen federnden Gang, der einen Schuss Vitalität anklingen lässt, oder mache ich mir da etwas vor?

    Er begleitet mich noch ein Stück, und wir verabschieden uns an der Ecke. Es war ein gesitteter, ereignisloser Nachmittag, so milde und harmlos wie eine Tasse Caro-Kaffee mit Tante Else und mit weniger Spannung als eine Edgar-Wallace-Verfilmung der Sechzigerjahre.
    Ich glaube, ich hätte mit geschürzten Lippen »Fick mich!« in sein unerleuchtetes Gesicht säuseln oder einen roten Satinslip wie zufällig über sein Sprudelglas drapieren können - er hätte so getan, als bäte ich ihn, mir den Zucker zu reichen.
    Ob man sich denn wiedersehen wolle, fragt er mit einem hoffnungsfrohen Unterton.
    »Also, als romantisches Paar sehe ich uns jetzt nicht«, fühle ich mich beflissen zu sagen, vielleicht etwas zu direkt. Ich glaube, ein leicht verletztes Flackern in seinen Augen zu entdecken.
    Sei lieb, sei gnädig, sei nicht so eingebildet, sage ich mir immer als Mantra, bevor ich mich mit einem unbekannten Mann treffe. Sie sind alle wertvolle Wesen in ihrer eigenen Art, nicht schlechter oder besser als du. Du bist nicht durch einen wahrhaft magischen Akt vom Schöpfer dazu ausersehen, nicht alt auszusehen.
    »Aber ich will sie nicht, diese Männer!«, ruft die nie leiser und weniger leidenschaftlich gewordene Stimme der Fünfunddreißigjährigen in mir, die ich schon so lange nicht mehr bin.
    Ich will keinen Best-ager-Sex mit einem freundlichen Herrn, der wie ein Buchhalter aussieht! Ich bin noch nicht so weit! Ich werde nie so weit sein! Es müssen Funken sprühen - keine, die verbrennen, aber mindestens sanft züngeln. Die beweisen, dass ich am Leben bin, noch nicht erkaltet oder erloschen vom Alltag und den fast zu vielen Jahren, die ich schon lebe. Ist das zu viel verlangt?

Der Preis der Freiheit

    » Du bist zu anspruchsvoll «, den Satz habe ich oft in meinem Leben gehört. Gemeint ist: »Greife schnell nach dem, was zu kriegen ist.«
    Ja, natürlich bin ich anspruchsvoll. Ich habe Ansprüche an mich und andere und möchte sie nicht aufgeben. Ich möchte ein Leben, das mir guttut, das zu mir passt und mich kreativ sein und träumen lässt. Nach wie vor.
    Ganze Generationen von Frauen haben sich die Köpfe darüber zerbrochen, was der Mann will, damit sie ihm die Wunschfrau sein dürfen. Was Männer wollen, schien unverändert klar zu sein - und ist es heute noch: Viel für sich, vornehmlich von Frauen.
    Was Frauen wollen, hat sich doch auf vielen Ebenen verändert. Besonders wenn es um Männer geht. Was ist ihr Wert, ihre Position in unserem Leben? Diese sehr wichtigen und teilweise existenziellen Fragen kamen und kommen immer wieder hoch. Auch bei mir, dem inzwischen eingefleischten Single, obwohl ich sie manchmal einfach verdränge.
    Mein Verhältnis zu Männern war nie so richtig leidenschaftlich von Sehnsucht nach konventionellem Glück mit ihnen geprägt. Ein Mann konnte mir nicht zu dem verhelfen, was ich am meisten wollte: Identität und Autonomie.
    Extrem eigenwillig und nach Freiheit dürstend, ahnte ich schon als Teenager, dass Männer und Frauen keineswegs die
perfekte Paarung waren. Sie hatten zu verschiedene Interessen und behinderten sich oft gegenseitig. Ich wollte selbst wichtig sein und tolle Sachen machen, meine eigenen Spuren hinterlassen, egal wo und wie, und nicht auf irgendwelchen ausgelatschten Pfaden dankbar hinter den Herren der Welt hertrippeln. Und wenn ich genau überlege, dann wollte ich zwar immer nur die allerbesten Männer haben, aber die Sehnsucht nach dem besten Selbst war letztendlich stets größer.
     
    Ich gehe nach Hause, leicht deprimiert. Aus meinen Tiefen steigt eine neue Art der Panik, die ich vor zehn Jahren noch nicht kannte. Wie ein warnender Song dudeln Rilkes Gedichtfetzen in meinem Kopf: »Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Der wird in den Alleen wandern …«
    Ich will nicht im Herbst zwischen bunten Blättern allein und verloren herumwandern wie eine Heimatlose, weder in Alleen noch sonst wo! Ich will warm und gemütlich mit Leuten zusammensitzen, gern auch Arm in Arm mit einem Mann meiner Wahl. Die Angst vor Verlust ist sicher eine der zentralsten Ängste von Frauen. Und je älter wir sind, desto schärfer tritt sie hervor. Was passiert mit mir, jetzt, wo ich den üblichen Weg der Anpassung verlassen habe? Wer
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