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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Autoren: Isabella Bernstein
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er keine Socken, nur etwas abgestoßene dunkelblaue Wildlederslipper mit dünnen Ledersohlen. Aber wenigstens ist kein goldenes Krönchen eingestickt, das hätte ich nicht verkraftet.
    Mario, der gelegentliche Raucher, so steht’s im Profil, wirft lässig einen Autoschlüssel auf den Tisch und packt seine Zigaretten und sein Handy dazu. Als er meinen strafenden Blick sieht, geschieht ein Wunder. Er entschuldigt sich und verspricht, dass er es ausstellen wird, nachdem der wichtige Anruf beendet ist, den er aus Parma erwartet. Die erste Zigarette wird gleich angezündet.
    »Sie-e rauchen nicht?«, fragt er erstaunt.
    Er spricht wirklich so, an alles kommt ein E. Ich schüttele sehr energisch den Kopf.
    »Haben Sie mein Profil nicht gelesen?«

    Warum Siezen wir uns eigentlich?
    Er lächelt und macht eine wegwerfende Handbewegung.
    »Ich habe Foto angeguckt. Das mir gefiel.« Er guckt mich prüfend an. Na, kommt er jetzt, der Satz? Ja! »Du siehst besser aus jetzt hier, im Natur, bella !«
    Endlich sind wir wieder beim Du. Ich nicke und sage Danke. Wedele aber auch gleich den Rauch von mir weg. Das kommt nicht gut bei Rauchern.
    »Ah, du bist nicht eine von die Zigarettenpolizei?«, sagt er.
    Einen gewissen Humor hat er also. Trotzdem, das Gerauche muss er lassen, denke ich, so als würden wir morgen zusammenziehen.
    »Du warst also schon verheiratet?«, frage ich, um die Unterhaltung auf wichtige Themen zu bringen.
    »Si, si, mit deutsche Frau natürlich. Nicht so hübsch wie du«, ein etwas routiniertes Lächeln in meine Richtung, aber ich höre es natürlich gern.
    Ich bin wieder erstaunt, wie sehr wir Frauen Komplimente lieben, ja aufsaugen, selbst wenn sie von einem halb blinden, besoffenen Vagabunden auf der Straße kommen würden. Die Willigkeit, an sie zu glauben, ist genauso groß wie das Misstrauen, dass sie nicht stimmen könnten.
    »Und warum hat es nicht geklappt?«
    Männer sehen ja das Verfehlen ihrer Ehe immer total anders als Frauen. Ich finde das interessant.
    »Du bist-e zu neugierig, bella «, erwidert er. Ein weiterer Blick auf mich. »Deutsche Frauen sind sehr …«, er sucht nach Worten.
    »Tough?«, werfe ich ein. Ein fragender Blick von ihm. »Direkt, stark, Haare auf den Zähnen?«, helfe ich weiter.

    Er nickt.
    »Ja, taff-e, mein Frau wollte selber Modegeschäft aufmachen und konnte sich nicht um Familie mehr kümmern.« Er guckt plötzlich brütend vor sich hin. »Frauen sind auf Holzweg. Sie verlieren alle Weiblichkeit. Das ist nicht gut.«
    Ach bitte nicht, denke ich, nicht die Sache mit der Weiblichkeit. Sie hat ja ihren Platz und ist auch wichtig, aber sollte immer hübsch dosiert werden. Wenn ich richtig schlau und berechnend wäre, und das bin ich leider nicht, würde ich Mario mit all der weichen, hingebungsvollen Weiblichkeit, derer ich fähig bin, einwickeln, bis er sich nicht mehr rühren kann.
    »Du bist-e nicht so ein taffe Frau, nein?«, fragt er.
    Ich lüge und schüttele den Kopf.
    »Und was hat sie beruflich gemacht?« Ich frage das alle verheirateten Männer, wohl weil ich aus dem Beruf der Ehefrau - oder dem Fehlen dessen - auch etwas über ihre Person ableite.
    »Sie hat geführt die Pizzerias«, erklärt er knapp.
    Wahrscheinlich war es ihr zu viel Arbeit und sie ist weggerannt. Aber dann bricht es aus ihm heraus. Sie ist fünfzig und hat jetzt einen jüngeren Freund.
    Vielleicht lässt er beide von der Mafia umlegen, zuckt es mir durch den Kopf, man liest so viel Blutiges darüber in letzter Zeit. Ich dachte immer, Der Pate hätte reichlich übertrieben. Hat er aber nicht, und wenn ich jetzt zu unverschämt zu Mario bin, habe ich vielleicht plötzlich Herren mit schwarzen Handschuhen, Revolvern und Sonnenbrillen an der Hacke.
    Mario sieht aber ganz gemütlich aus. Selbst wenn er einmal war, wie man sich damals die Latin Lovers vorstellte: heiß, locker, charmant, ein bisschen Raf Vallone, ein bisschen
Mario Lanza. Ich muss lachen und sehe mich als sechzehnjährige Schülerin im Campari sitzen.
     
    Ich war magisch angezogen von den neuen Espresso-Bars, die überall in den frühen Sechzigerjahren aufmachten - nach Meinung meiner Mutter Tempel unaussprechlicher Dekadenz, gefüllt mit glutäugigen Don Juans. Sie hatte ein striktes Verbot ausgesprochen, mich nach der Schule auch nur in der Nähe vom Campari blicken zu lassen. Bei uns zu Hause ging es ziemlich streng zu, was die Sexualität der Töchter anging. Natürlich verstärkte das die Faszination dieses verruchten
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