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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Autoren: Isabella Bernstein
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ja die öffentlichen Tangajahre mit sechzig vorbei.

Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs

    Kaum habe ich mich ins Getümmel geworfen , kriege ich ziemlich viele Anfragen und Anmachen, was mich überrascht, und zwar von Männern zwischen sechsundzwanzig und fünfundsechzig. Ja! Das junge Volk ist eher leger: »Klasse Frau! Würd’ Sie gern mal treffen!«, aber meine Generation legt richtig los.
    Die Mails sind teilweise sehr charmant, freundlich und triefen vor Komplimenten.
    »Stilvolle Lady, du siehst so aristokratisch aus, ich würde mich freuen, wenn du mir die Chance geben würdest, dich näher kennenzulernen«, meint wirbeide67 , seines Zeichens Ingenieur aus Ingolstadt.
    Ich wusste gar nicht, dass der deutsche Mann zu so was fähig ist, denn im täglichen Leben hört man das natürlich nicht alle Tage, und vermisst es eigentlich auch nicht. Ich habe mich natürlich für das Foto nett zurechtgemacht und bin wohl fotogen, aber so eine Reaktion ist doch erstaunlich, finde ich.
    Ein fiete , »junge 62 und tageslichttauglich«, prescht sehr beherzt vor und deklamiert: »Dich oder keine! Ein Traum würde in Erfüllung gehen. Mit Dir möchte ich eine schöne Zukunft für den Rest des Lebens verbringen. Entscheide Dich für mich und Du hast für dein Leben ausgesorgt.«
    Das ist natürlich beruhigend zu wissen.

    Ein netter Vierundsechzigjähriger, freundliches Gesicht, rundliche Figur, fotografiert sich mit Blumenvase und Rose - extra für mich! Zum Valentinstag.
    »Eine solche Frau wie du ist sicherlich nicht allein an so einem Tag, trotzdem möchte ich dir sagen, dass ich an dich denke.«
    Sarah, der ich das schicke, lästert natürlich: »Der Typ erinnert mich an die Szene aus Manche mögen’s heiß , ich glaube, es war Jack Lemmon mit der Rose quer im Maul. Ich hasse es, wenn Männer neckisch sind, das geht immer daneben.«
    Aber wie sollen sie sein? Sie tun sich schwer, die Männer, die mit dem Ansturm der letzten dreißig Jahre von weiblichem Begehren nach Freiheit, Geld und Selbstausdruck ganz schlecht klarkommen. Da sie nie gelernt haben - hallo Mütter, hier liegt eure Aufgabe! -, ihre Emotionalität als etwas Wertvolles zu empfinden, werden sie noch stummer und ratloser, als sie früher schon waren, es aber noch verbergen konnten. Selbstbewusste Frauen flößen ihnen Furcht ein, und sie sehen, dass ihre einst übermächtige Machtposition in der Welt schmilzt wie das Eis am Nordpol, dass ihnen das Wasser abgegraben wird, was Wichtigkeit und Dominanz angeht. Sie haben Angst, nackte Angst. Nur darf das keine merken.
    Wie nun sollen sich diese verwirrten Männer online als suchende Liebhaber, tolle Freunde, zukünftige Ehemänner und Romantiker ins rechte Licht setzen? Das ist eine sehr feine Gratwanderung zwischen dem ausgelaufenen und belachten Modells des Softies und dem modernen, aufgeklärten Mann mit Herz und natürlicher Männlichkeit.
    Wie sehr sie suchen und lieben möchten und nicht falsch wirken wollen, wie sehr sie verstanden, gemocht und akzeptiert werden wollen, merkt man an den langen, sehr wortreichen
Erklärungen und Versuchen, sich menschlich, nicht männlich darzustellen. Männer und wortkarg? Das sind Überbleibsel der sorgenfreien Herren- und Meistertage, als Knurren und Kopfschütteln ausreichendes Vokabular war, ohne dass sich allzu großer Protest regte. Das kann sich heute kein Mann mehr erlauben. Und so nähern sie sich an die Frauen an und öffnen sich, bitten um Verständnis und Milde für ihre ungelenken Selbstdarstellungsversuche.
    Denn wie’s scheint, sind sie noch nicht so ganz sicher, gelenkig und gewieft auf dem glitschigen und mit Fußangeln gespickten Weg zu den Frauenherzen (und Mösen). Also suchen sie nach der Balance und leihen sich Begriffe aus dem rosa Vokabular der Frauen. Wie mit einem großen Zaubergummi wegradiert sind so scheußlich männliche Eigenarten wie Egomanie, krawalliges Machotum, Achtlosigkeit, fehlende Sensibilität, Großkotzigkeit und so weiter.
    Was bleibt, ist der weichgespülte Mann mit den unauffälligen Eigenschaften, passend zur modernen Frau im aufdringlichen Dominakostüm. Und das zeigt sich beim Online-Dating häufig daran, dass Männer gern das gefürchtete, viel zu oft gebrauchte K-Wort, nämlich »kuscheln«, einfügen: »Ich kuschel gern«; »brauche auch Kuschelmomente«; »bin ein Kuschelbär«. Oft werden das wichtige Schlüsselwort »romantisch«, qualitativ hochwertige Aktivitäten wie »Kerzenlichtdinner« und menschelnde
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