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Sex oder Lüge

Sex oder Lüge

Titel: Sex oder Lüge
Autoren: Johannes Heitmann Alison Kent
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Medien an der Ostküste und dem nie endenden Getratsche gelungen.
    Noch monatelang hatten Skandalreporter nach ihr gesucht, um sie aufzuspüren und exklusiv berichten zu können.
    Aus der Sicherheit ihres Verstecks heraus hatte Miranda die Suche beobachtet, und aus dem Wirrwarr ihrer Gefühle hatte sich eine Empfindung herausgeschält: Sie hasste Reporter und ihre angeblichen journalistischen Prinzipien. Sie waren wie Geier, die sich nach Marshalls Verfahren und der Scheidung auf sie gestürzt hatten. Nicht nur ihr Ex, sondern auch diese Widerlinge hatten ihr das Leben zur Hölle gemacht.
    Doch damit war jetzt Schluss. Miranda wollte sich nie wieder entblößt und verletzlich fühlen, weil ganz Amerika jedes Detail aus ihrem Leben erfuhr.
    Ja, sie war ein paarmal bei Rot über eine Ampel gefahren. Ja, sie hatte zunehmend mehr Zeit mit Wohltätigkeitsarbeit verbracht, anstatt bei Marshall oder zu Hause zu sein. Und es stimmte, dass sie nach einer Stunde Ashtanga-Yoga nicht mehr wie frisch geduscht duftete. Anscheinend war es auch von großem öffentlichem Interesse, an welchen Körperstellen sie sich im Kosmetikstudio die Haare entfernen ließ. Es war in aller Öffentlichkeit heftig darüber debattiert worden, ob sie durch all diese Dinge vielleicht selbst die Schuld daran trug, dass Marshall in den Betten anderer Frauen gelandet war.
    Jetzt trat Miranda regelmäßig im Club Crimson auf, und trotzdem hatte sie noch kein Pressevertreter aufgespürt. Das lag zum einen an der Verkleidung, die sie – genau aus diesem Grund – auf der Bühne trug, und zum anderen daran, dass die Bewohner von Mistletoe abgeschieden lebten und es gewohnt waren, neugierige Fragen von Fremden abzuwimmeln.
    Hauptsächlich jedoch war ihre Identität bislang nicht aufgedeckt worden, weil sie ihren Mädchennamen wieder angenommen hatte und nur mit ortsansässigen Kunden zu tun hatte, die in ihrem Blumengeschäft Bestellungen aufgaben.
    Und jetzt hatte sie diesen umwerfend gut aussehenden Fremden geküsst, als sei es ihr letzter Kuss auf Erden. Wirklich clever, dachte sie, du bist ein echtes Genie.
    Entnervt stöhnend ließ sie die Stirn auf den Schminktisch sinken, als ihr wieder durch den Kopf ging, was für Gefühle dieser Kuss in ihr ausgelöst hatte. Wie hatte sie vergessen können, wie fantastisch es sich anfühlte, mit der Zungenspitze die Zunge eines Mannes zu umspielen!
    Dieses sanfte, verführerische Gleiten, so warm und feucht!
    Den Sex mit Marshall hatte sie genossen, jedenfalls bis er angefangen hatte, sich den Spaß woanders zu suchen. Doch einen solchen Kuss hatte sie noch nie erlebt.
    Daran könnte ich mich gewöhnen, dachte sie und betrachtete sich im Spiegel, als suche sie nach den Anzeichen einer Veränderung. Konnte ein einziger Kuss eine Frau verändern?
    Nein, sie hatte ja nur ein paar Sekunden lang auf dem Schoß des Mannes gesessen und ihn geküsst. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie nach fünf Jahren der Vernunft jetzt den Verstand verloren hatte. Wenn sie mit dieser einen dummen Aktion ihr ganzes Leben gefährdete, das sie sich hier in Mistletoe aufgebaut hatte, dann konnte sie daran niemandem außer sich selbst die Schuld geben.
    „Verdammt!“ Sie stand auf.
    Mit irgendwem musste sie jetzt sprechen. Jemand musste sie darin bestärken, dass sie auf Küsse von Fremden lieber verzichtete, auch wenn es sich noch so fantastisch anfühlte.

2. KAPITEL
    „Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“
    Alan Price, der als Manager den Club Crimson leitete und bei Bedarf auch als Barkeeper aushalf, stand hinter dem Tresen und sah Miranda an, als sei sie ein Alien. Er gehörte zu den wenigen Menschen, die sie sowohl als Miranda als auch als Candy Cane kannten. Als Kinder waren sie Nachbarn gewesen, und hier im Club erlebte er sie in ihrer Rolle.
    „Willst du von mir wissen, ob Patrice und ich uns auf den ersten Blick verliebt haben?“ Er hielt noch den Schreibblock in der Hand, auf dem er die aktuellen Bestände an Getränken notiert hatte. Sein von der Sonne gebleichtes Haar fiel ihm in die Stirn. „Ist es das, was du von mir hören willst?“
    Miranda machte es sich auf dem Barhocker am Tresen des leeren Clubs bequem und stützte das Kinn auf die Hand. „Erzähl mir von deinem ersten Treffen mit ihr. Eine schöne Liebesgeschichte ist genau das, was ich jetzt brauche.“
    Vorhin war sie fast panisch aus ihrer Garderobe an die Bar gestürmt. Erst mit ein paar Drinks hatte Alan sie so weit beruhigen können, bis
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