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Sex oder Lüge

Sex oder Lüge

Titel: Sex oder Lüge
Autoren: Johannes Heitmann Alison Kent
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gesamte Person Candy Cane von sich ab.
    Miranda trug eine Brille, wobei sie darauf achtete, dass der Farbton des Gestells das Grün ihrer Augen betonte. Im Gegensatz zu Candys rotblondem langen Haar war ihr eigenes dunkelbraun, kurz und verwuschelt wie bei einer wilden Elfe.
    Ihre Haut war übersät mit Sommersprossen, die sie bei ihren Auftritten als Candy Cane sorgfältig überschminkte. Auch während ihrer Jahre in Baltimore hatte niemand aus der gehobenen Gesellschaft jemals ihre Sommersprossen zu sehen bekommen. Dort hatte sie das Haus nie ungeschminkt verlassen. Immer makellos, immer gelassen, das Haar glatt nach hinten frisiert und immer in perfekter Haltung, so gehörte es sich für die Upper Class.
    Miranda war es gewohnt, sich zu verstellen.
    Doch einen Gast aus dem Publikum hatte sie bisher noch nie geküsst. Wie hatte sie so unvorsichtig sein können! Erst vor ein paar Monaten hatte sie Corinne gestanden, es sei ihre größte Sorge, bei Marshalls Revisionsverfahren erneut aussagen zu müssen und entsprechend die endlosen Reporterfragen und das Blitzlichtgewitter zu ertragen. Dadurch würde sie vor allem ihren Schlupfwinkel hier in Mistletoe verlieren.
    Um all das zu verhindern, durfte sie keinerlei Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
    Jeden Abend flirtete sie mit den Männern im Publikum, doch das tat sie in ihrer Rolle als Candy Cane und nicht als Miranda. Nur in dieser Rolle konnte Miranda etwas von den Sehnsüchten ausleben, die sie im richtigen Leben beiseiteschob.
    In den fünf Jahren, die sie bereits hier in Mistletoe lebte, hatte sie kein einziges Date gehabt. Sie hatte natürlich mit einigen Männern zu tun, aber mehr als nette Unterhaltungen gab es da nicht. Sexy, intelligente und ledige Männer waren in Mistletoe, Colorado, ohnehin eher Mangelware.
    Im Romantikhotel, zu dem der Club Crimson gehörte, wohnten hauptsächlich Pärchen, und während ihrer Auftritte als Candy stellte Miranda immer wieder fest, dass die Gäste ihr zwar zuhörten, in erster Linie aber ihre Partner ansahen.
    Und genau so sollte es auch sein.
    Jetzt machte sie sich Vorwürfe, weil sie sich hatte mitreißen lassen. Gerade jetzt, wo wieder über Marshall berichtet wurde, musste Miranda in Deckung bleiben.
    Wer war dieser Mann, der ihren Kuss so sinnlich erwidert hatte? Was tat er ganz allein an einem Ort, an den sonst nur Liebespärchen reisten? Die meisten dieser Pärchen suchten sich Mistletoe gerade deswegen als Ziel aus, weil sie hier mit Diskretion rechnen konnten.
    Immer noch fassungslos, sank Miranda auf den Hocker vor dem Schminktisch. Sie hatte einen großen Fehler gemacht.
    Niemand kam zufällig nach Mistletoe. Und wer den Abend im Club Crimson verbrachte, der wohnte auch im Hotel, hier in Snow Falls. Der Ort lag abseits jeglicher Verkehrsrouten. Jeder, der hierherkam, hatte einen bestimmten Grund dafür.
    Daher würde sie dem Mann aus dem Club höchstwahrscheinlich erneut begegnen. So, wie es zwischen ihnen geknistert hatte, konnte es durchaus passieren, dass sie wieder die Beherrschung verlor.
    Und das durfte auf keinen Fall geschehen, nicht zuletzt wegen Marshalls anstehendem Verfahren und dem damit verbundenen Medienrummel.
    Als Einzelkind von Eltern, die beide für die Schulbehörde arbeiteten, hatte sie eine sehr behütete Kindheit hier in Mistletoe verbracht. Vor zehn Jahren war Miranda von Denver nach Baltimore gezogen, wo sie Marshall getroffen und in derselben Kirche geheiratet hatte, in der sie im Kirchenchor sang.
    Die Freude am Leben als Mrs. Gordon war ihr schon bald vergangen. Was nicht sehr überraschend war, zumal ihr Ehemann sich wegen Betrugs vor Gericht zu verantworten hatte und während des Verfahrens seine zahllosen Affären aufgedeckt wurden. Da hatte Miranda sich nach dem schlichten und unverfälschten Zauber des Ortes zurückgesehnt, den sie immer noch als ihre Heimat ansah.
    Diskretion stand in Mistletoe an oberster Stelle, ganz besonders in dem Hotel in Snow Falls. Bei der Belegschaft wurden alle Zeugnisse und Referenzen sehr genau geprüft, und den Medien gegenüber gab man sich mehr als verschlossen.
    Genau dieser Ruf absolut verlässlicher Diskretion ließ Berühmtheiten und Leute, die beruflich oft im Rampenlicht standen, hierherkommen, wenn sie ein Wochenende mit jemandem verbringen wollten, ohne anschließend befürchten zu müssen, Fotos davon in jeder Illustrierten zu sehen.
    Diese Verschwiegenheit hatte auch Miranda gesucht, und mithilfe guter Freunde war ihr die Flucht vor den
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