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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg
Autoren: Mary Bard
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Flicken
für Flicken.
    »Ich hatte beabsichtigt, Pommes Chips
und Roquefortkäse zu servieren«, sagte ich mutlos.
    »Das schmeckt dem Herrn Doktor nicht.
Er liebt Stullen ohne Deckel.« Ich salzte die Brote, die in Reichweite waren,
und dachte bei mir: Ein wahres Glück, daß der Herr Doktor ihr nicht gesagt hat,
er liebe gesponnenen Zucker! Dann ging ich öffnen. Unterwegs huschten meine
Gedanken zu dem Tage zurück, da ich in Jims Wartezimmer gesessen hatte, wütend,
weil ich so lange warten mußte, und noch wütender über das anscheinend sinnlose
Telefongespräch der Empfangsschwester mit einer gewissen Mrs. Morgan (offenbar
war es Faith Morgan gewesen). ›Mrs. Morgan — hier spricht Dr. Jays
Empfangsschwester — der Herr Doktor wird heute abend ein ganz klein wenig verspätet
zum Essen erscheinen — er muß noch einen oder zwei Patienten empfangen, bevor
er frei ist.‹ Ich hätte gern gewußt, wie viele Patienten noch auf den
Korbmöbeln parkten.
    Ich machte die Tür auf, und eine
hochgewachsene Frau streckte mir die Hand hin: »Sind Sie Mary? Ich heiße Edith
Stokes.« Weißes Haar, weißer Mantel, weiße Brauen und ein eiskaltes Benehmen —
sie sah aus wie eine neue Mullbandage. Sie reichte Yuri ihren Mantel, schob
sich an mir vorbei und sagte: »Ist Ed da? Er hat versprochen, mich abzuholen,
aber er hat es natürlich vergessen.« Das war die berühmte Operationsschwester
a. D., die sich nicht von ihrer weißen Tracht losreißen konnte.
    »Sind Sie aber nett!« Sie klopfte mir
auf die Schulter, während sie ins Wohnzimmer marschierte und den anderen Gästen
zunickte. »Und was für ein niedliches Häuschen! Sie können sich glücklich
schätzen!« Lester Young stand noch immer vor dem schwelenden Feuer und
versuchte, es durch einige schlappe Fußtritte in Gang zu bringen. — »He —
lassen Sie mich mal machen! Kaminfeuer sind meine Spezialität.« Sie nahm den
Schürhaken, stocherte ein paarmal forsch in der Glut herum, schob das unterste
Holzscheit zurück, und das Feuer begann zu lodern und zu prasseln.
    Das Telefon klingelte. Pete Roberts war
am Apparat. »Ist jim schon zu Hause, Mary? Wenn er kommt, soll er mich anrufen.
Frauenklinik — danke! Hat Magnolia allein hingefunden? Guten Appetit — heben
Sie mir etwas auf.«
    Die Türklingel läutete. Tod sagte:
»Hallo, Mary, ist Jim schon zu Hause? Fein. Das ist Faith, meine Frau. Ich
wurde so lange in der Praxis aufgehalten, daß sie schon Angst hatte, wir würden
Ihnen den Abend verpfuschen.«
    Faith lachte. »Ihm wäre es egal! Er hat
bloß den Wunsch, einmal im Leben pünktlich sein, um einen Präzedenzfall zu
schaffen.« Faith war noch schöner, als Maggie sie geschildert hatte: groß,
madonnenhaft und mit leuchtenden Augen. Auch sie war einmal Pflegerin gewesen,
aber es war ihr nicht anzumerken. Sie legte den Arm um meine Schulter. »Wie
können wir uns nützlich machen? Jim ist natürlich noch nicht da. Tod, geh und
mixe die Drinks für Mary.«
    Als wir in das Wohnzimmer kamen, sagte
Faith: »Ein reizendes Haus! Jim hat mir erzählt, eine dankbare Patientin hätte
es ihm für ein Jahr vermietet.«
    Während ich die belegten Brote
herumreichte, wogte das Gespräch hin und her. »Ich wüßte nicht, was die
Spezialisten ohne die praktischen Ärzte anfangen würden... Wenn ihr Erstes zur
Welt kommt, fallen sie unter die Kategorie der dankbaren Patientinnen, aber
nach dem zehnten können sie sich nicht einmal mehr zu einer; silbernen
Gemüseschüssel aufraffen... Man muß durch Schichtaufnahme feststellen, ob es
sich um einen periäsophagischen Bruch oder um eine Eventratio handelt...« Dr.
Young artikulierte jedes einzelne Wort mit peinlicher Genauigkeit.!
    Edith Stokes’ kühle Stimme sagte: »Ich
habe schon immer behauptet, der Arzt, der eine Frau ohne medizinische Schulung
heiratet, schädigt sich selbst.«
    Warte nur, dir werde ich’s zeigen!,
dachte ich und zündete eine Abdullah an.
    Tod und Lester Young wandelten in eine
Ecke davon. »...und symptomatisch für anginaartige Komplikationen...« Lester
Young preßte jedes seiner sorgfältig abgewogenen Worte durch das Gehege der
zusammengebissenen Zähne.
    Maggie und Faith rückten mit ihren
Stühlen näher an Edith und Helen heran.
    »So viele Nerzpelze, daß ich das Gefühl
hatte, ich hätte keine Tracht mehr an...«
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich
hintereinander auf zehn Gesellschaften allein war, und wenn das so weitergeht,
engagiere ich mir einen arbeitslosen Hidalgo...«
    »Man wird
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